On Thu, Mar 13, 2003 at 11:19:43PM +0100, Kristian Rink wrote:
Stimmt. Ich glaub' dann auch nicht, daß Unix/Linux im Hinblick auf OS-Design der Weisheit letzter Schluß ist - ein Blick über den Un*x-Gartenzaun hurd-wärts zeigt mir ein interessantes System, welches dann doch von der Idee und Struktur her einen ganzen Deut anders ist.
Was für den normalen Nutzer aber erstmal verborgen bleibt, denn Linux und Hurd sind lediglich Kernel, die man u.U. mit dem gleichen Userland betreiben kann...
Insofern wär's wohl eher die Frage nach der Vermittlung von "Meta-Grundlagen", die den Eleven in die Lage versetzen, sich schnell und problemlos über jene Eigenarten der von ihm momentan verwendeten OS-Implementation zu informieren, ohne gleich das Handtuch werfen zu müssen, wenn plötzlich 'mal nicht der Ruindows-Bildschirm beim Starten kommt. Vielleicht ist ja hier das Lehren des Lernens wichtiger als das Lehren von (statischen|kurzlebigen) Fakten. Aber diese Diskussion geht dann wohl doch in die falsche Ecke. Auf jeden Fall wär' das dann das Plädoyer nicht unbedingt für GNU/Linux, sondern vielmehr für eine gewollte und geförderte Vielfalt in den Klassenzimmern, ganz gleich ob auf OS- oder auf Anwendungsebene.
Das Lehren des Lernens kommt leider sowieso immer zu kurz.
Naja, soweit würde ich gar nicht 'mal gehen wollen. In meinen Augen würde es schon reichen, wenn die Schüler einiges an grundlegender Terminologie um Software und Computer verstanden haben und in der richtigen Weise einzusetzen wissen. Beispiel: In jenem Teil meines Bekanntenkreises, der nicht viel mit Computern zu tun hat, wird ganz gern 'mal vom "Laden von Programmen" gesprochen, wobei dort weitestgehend gleichbedeutend das Booten des Computers ("der Computer lädt auf"), das Installieren von Software ("das Programm auf die Festplatte laden") und das eigentliche Starten von Software verwendet werden. Ist im Grunde genommen ja nicht tragisch, nur bisweilen etwas schwierig, und zeugt IMHO von einem doch fehlenden _grundlegenden_ Verständnis bestimmter Dinge, die mit dieser Technik zu tun haben... An diesem Punkt dürften dann die Grundlagen auch allgemein gültig und nicht mehr windows/unix-spezifisch sein. :)
Idealerweise sollte es so sein, daß dem Nutzer so etwas wie ein Betriebssystem gänzlich egal ist. Auf die (Anwender-) Software kommt es an. Nun ist es aber eben leider so, daß jeder Heimanwender sein eigener Admin ist und daher eben doch ein gewisses Mindestwissen über das OS braucht. Analogie (auf Krücken): man kann eine Kaffemachine i.A. auch ohne solch arkane Kenntnisse, wie sie ein Elektriker hat, bedienen. Es sein denn, man muß sich erst die Zuleitungen selbst legen (-> installieren).
Ich kenn' doch auch aus dem Kundenkreis einige (gar nicht mal kleine) Unternehmensstrukturen, die seit Version 4.0 treue StarOffice - Anhänger sind. Was passiert, wenn ein MS-gedrillter Schulabgänger in ein solches Unternehmen kommt und dann auf die Nase fällt, weil die Textverarbeitung zwar grundsätzlich in etwa das Gleiche kann, aber nicht "Word(R)" heißt und ein wenig anders aussieht? Was, wenn ich in eine Werbefirma oder ein Grafikstudio komme und auf den Systemen plötzlich keine vierfarbige Flagge, sondern ein angebissener Apfel prangt? Sicher, es gibt noch genug potentielle Arbeitgeber, die die"richtige" Software einsetzen, aber was hilft mir das, wenn das eine Bewerbungsgespräch daran gescheitert ist, daß ich zwar eigentlich die Kenntnisse hatte, diese aber nicht portabel genug waren? Insofern glaube ich, daß, trotz aller Argumente, die dafür angeführt werden, eine Schulung spezifisch für ganz bestimmte Produkte einer ganz bestimmten Firma im Rahmen des eigentlich allgemeinbildend gedachten Schulprogrammes das Schlechteste ist, was wir unseren Sprößlingen überhaupt mitgeben können.
Es müssen die Prinzipien gelehrt werden, nicht spezifische Muster. Wenn ein Lehrer nur abfragt, welche Menüeinträge für das "fettmachen" eines Textes benötigt werden, dann lernen die Schüler das eben auswendig. BTST Generell ist es so, daß ein Einstellungskandidat nix taugt, wenn er ob der fehlenden Flagge und des präsenten Apfels versagt. Ein "Zerspaner" muß auch mit mehr Drehmaschinen klar kommen, als der, die im Lehrbetrieb stand (nach einer gewissen Einarbeitungsphase, selbstverständlich). Deshalb finde ich es auch hanebüchen, wenn in Stellenanzeigen Erfahrung mit ganz spezifische Programmen bzw. Maschinen vorrausgesetzt wird. Hier ist eben neben der Schule auch die Industrie gefordert. Für sehr spezielle Aufgaben allerdings muß man dann doch sehr spezielles Wissen fordern, aber das sind Ausnahmen.
Eric