On Tue, Mar 06, 2001 at 06:24:04PM +0100, Tobias Koenig wrote:
Hallo,
habt ihr schon gelesen, das die Betreiber von gnutella.* ihre Seite auf Eis legen mußten, nur weil so ein kleiner, unbekannter Süßigkeitenkonzern eine Verwechslung mit einem seiner Produkte befürchtet?
Meinst du dieselbe Firma, die unbedingt die Domain "kinder.at" haben will, weil ihrer Meinung nach Verwechslung mit einer bestimmten Produktreihe dieser Firma bestehen soll?
<Verschwörungstheorie> Vielleicht wurde Fererro ja von der Musikindustrie dafür bezahlt </Verschwörungstheorie>
Mir reißt langsam der Gedultsfaden...
Meiner ist schon gerissen...
Glauben eigentlich alle Unternehmen, sie könnten so einfach in die Internet-Community hereinmarschieren und beliebige Domains sperren lassen???
Das Problem hierbei ist, daß das Gleichgewicht verschoben ist. Ursprünglich war es ja mal andersherum: Grabber besorgten sich einfach solche interessanten Domains wie mcdonalds.de und wollten die dann verhökern. Das kann der Gesetzgeber natürlich nicht durchgehen lassen, so daß das Markenrecht auf Domains ausgedehnt wurde, mit ähnlich extremen Folgen, nur andersherum. Was du übrigens hier unterschlägst, ist das Thema Rechtssicherheit. Wer garantiert mir, daß nicht irgendein hinterwäldlerisches Kuhkaff aus Angst um seinen Internetauftritt meine Domain haben will? (stand mal was in dieser Richtung in der Sächsischen Zeitung drin (ich weiß, ist nicht _das_ Fachblatt für Informatik und überhaupt, aber noch _einigermaßen_ seriös, so daß man sich darauf z.T. beziehen kann). Da hatte eine Kommune in irgendeiner Ecke um den Rhein oder so namens Seewald die Homepage eines Menschen namens <Vorname> Seewald (also seewald.de) haben wollen, das Ergebnis einer Verhandlung ist damit unvorhersehbar)
Was waren das doch für schöne Zeiten, als das Arpa-Net noch ein Netz von ComputerFreaks für ComputerFreaks war und es keine 'rechtlichen Vorschriften' gab, sondern alles untereinander ausdiskutiert wurde.
War das Arpanet nicht ursprünglich ein militärisches Netz? :)
Gibt es denn keine Möglichkeit, die Leute, die Null-Ahnung von Internet und dessen Ideale (Rede- und Meinungsfreiheit) haben (z.B. eine Firma die Süßigkeiten herstellt und deren Namen mich an eine berühmte Automarke aus Italien erinnert) einfach auszusperren, damit sie den Idealisten nicht weiter auf den Geist gehen mit Ihren sinnlosen Forderungen?
Mal sehen, was aus dem Projekt des alternativen Nameservers des CCC wird...
Das Problem ist eigentlich weniger das Gesetz, sondern die mangelnde Kooperationsbereitschaft. Bei freshmeat.net ist das z.B. toll gelöst. Wenn man sich auf der Suche nach freshmeat.org dorthin verirrt, steht oben auf der Seite ein Hinweis, daß sich freshmeat unter freshmeat.org befindet (alles klar? ;)).Das zweite Problem ist, daß einige Firmen (wahrscheinlich die, wo ohnehin die Marketingabteilung dominiert) der Meinung sind, je mehr Domains sie reserviert haben, desto eher verirren sich Leute auf ihren Webseiten. Dabei kommt dann so skuriles (und irgendwie menschenverachtendes) raus wie bei Focus. Denen gehört (richtigerweise) die Domain focus.de. Weil aber der durchschnittliche deutsche Surfer zu blöd ist, f-o-c-u-s richtig zu buchstabieren, haben die sich vor Gericht auch noch die Domain fokus.de besorgt. Scheinbar hat solchen Leuten noch nie jemand etwas von Suchmaschinen gesagt. Im Endeffekt ist es doch weitgehend (=nicht ganz) egal, welche Domain eine Firma belegt. Ob z.B. BMW die Domain bmw.de oder bayrischemotorenwerke.de benutzt, ist nicht soooo der Unterschied (wobei das ein schlechtes Beispiel ist, die letzte Domain ist extrem lang). Wer etwas von der bmw homepage will, ist entweder durch irgendeinen link dorthin gekommen (Domainname egal), hat eine Suchmaschine bemüht (Domainname egal) oder hat irgendwoher den Domainnamen bekommen (Domainname egal); alle anderen wollen nicht unter, sagen wir mal, bayern.de eine BMW-Homepage ansteuern.
Eine weitere ganz einfache Möglichkeit (v.a. im deutschen Domainraum) wäre die Einführung von 2nd-level domains gewesen, also com.de, edu.de, net.de mit möglichst restriktiven Verfahren (ein unternehmen _darf_ keine .org.de Adresse bekommen). Damit hat man zumindest erstmal die Streitigkeiten Firmen/Privatpersonen beseitigt.
Ciao, Tobias
Ulf