Hallo,
On Fri, 22 Oct 2004 22:25:51 +0200 Friedrich W. H. Kossebau wrote:
Am Freitag, 22. Oktober 2004 20:56, schrieb Rocco Rutte:
- Friedrich W. H. Kossebau [04-10-22 13:52:24 +0200] wrote:
da ich wie vermutlich viele mit dem Begriff "Raubkopie" und seiner Verwendung (wo wird was geraubt?) nicht sonderlich einverstanden bin, hätte ich gerne eine alternative Bezeichnung für Kopien, die nicht lizenziert sind.
IMHO wird den Herstellern Geld "geraubt", in dem man illegal Software kopiert, in die Firmen u.a. Geld für die Entwicklung gesteckt haben.
Rauben kann man jemanden nur etwas, was er schon hat. Ist ne Spitzfindigkeit, aber ne wichtige. Nutzt jemand unlizenziert ein Produkt, was so teuer ist, das es niemand kaufen würde, dann hat der Hersteller ja nicht unbedingt den Schaden, zu dem das Produkt (nicht) verkauft wird. Wenn jemand den Firmen-LKW stiehlt, dann schon. Ersteres würde ich unter Betrug buchen, zweiteres unter Diebstahl.
Disclaimer: IANAL, korrigiert mich, wenn ich falsch liege.
Der Unterschied zwischen Raub und Diebstahl besteht darin, dass ersteres mit Gewalt oder Gewaltandrohung geschieht. Schon von daher sind die Begriffe Raubkopie und Software-Piraterie irreführend. Aber auch, ob es sich bei dem illegalen Kopieren von Software um Diebstahl handelt, halte ich für fraglich: Dem Geschädigten wird nichts weggenommen, sondern etwas vorenthalten: die Lizenzgebühr. Der passendere Begriff in diesem Falle, wäre in meinen Augen daher eher der der Unterschlagung, siehe [1], [2], [3].
Leider klingt Lizenzgebührunterschlagung nicht halb so kriminell wie Raubkopieren und Software-Piratentum. Ich meinen Augen sind die in diesen Bereichen geltenden Gesetze einzig und allein für die Wahrung eines Zustandes der Industrie gemacht, der anders nicht mehr zu halten ist.
Produkte (sofern man Informationen als diese ansehen will) mit minimalem Aufwand vervielfältigen zu können, ist eine mit nichts vorher da gewesenem vergleichbare Möglichkeit unserer Zeit. Die Industrie hat dies von Anfang an zu verhindern versucht, in den meisten Fällen mit kaum sichtbarem Erfolg. Diese Hindernisse bewirkten aber kein Umdenken bei den Nutzern, sondern riefen allenfalls Kreativität zu ihrer Umgehung hervor. Ich denke, dass das vor allem daran liegt, dass der eingeschlagene Weg, die Freiheit von Informationen allgemein zu beschränken, der falsche ist und ich denke, dass das auch historisch ersichtlich ist: Beschränkung von Informationen bedeutet Rückschritt. Ich sehe natürlich ein, dass es nicht richtig und auch nicht möglich ist, alle Informationen für alle frei zu geben. Die Verfügungsgewalt über persönliche Informationen zum Beispiel sollte bei jedem einzelnen bleiben.
Um die Regulierung von Informationen wird es, denke ich, in der Zukunft umso mehr gehen und momentan scheint die Entwicklung in eine Richtung zu laufen, bei der zum Beispiel dem Einzelnen nicht nur das Recht auf Selbstbestimmung persönlicher Informationen teilweise entzogen wird, sondern auch die Möglichkeit der Wahrnehmung der Kontrolle.
Viele Grüße Frank Benkstein.
PS: Sorry für den langen OT-Post, aber das wollte ich schon länger mal loswerden.
[1] http://www.melzer.de/web-lexikon/r/ra/raub.html [2] http://www.melzer.de/web-lexikon/d/di/diebstahl.html [3] http://www.melzer.de/web-lexikon/u/un/unterschlagung.html