Am Dienstag, den 10.09.2019, 12:04 +0200 schrieb Thomas Güttler:
Nicht schön, aber nachvollziehbar. Wäre ich Admin (ich bin eher Software-typ), dann würde ich lieber in einer Firma arbeiten die tausend Server hat, nicht nur zwanzig. Also finden die kleinen Firmen keinen fähigen Admin.
Richtig. In den meisten kleinen Firmen hast Du zudem die Herausforderung, tagtäglich eine nervige Menge an Handarbeit auf dem Schirm zu haben, aber an einer Schwelle, an der sich die Investition in beispielsweise Infrastruktur- und Konfigurationsmanagement, in Dinge wie puppet oder ansible, gerade noch nicht lohnt. Ergebnis: Du bleibst auf ewig verdammt dazu, dort in Handarbeit immer wieder diesselben Probleme zu lösen, die längst besser/robuster/meist auch wirtschaftlicher gelöst sind, nur eben nicht für Organisationen Deiner Größe und Dich als Einzelkämpfer, der dann im schlimmsten Fall (eigenes Erleben) auch schon mal aus dem Urlaub zurückkommt, weil in dem Fileserver das RAID ausgefallen ist und sich niemand, auch von den Dienstleistern drumherum, mit Debian auskennt...
Das Problem ist zudem ja: Es hört bei den Anforderungen, die in 2019 an Infrastruktur stehen, nicht bei dem einen Admin auf. Du brauchst mindestens zwei, weil der eine auch mal Urlaub machen möchte. Und dann hast Du sofort die gesamte Baustelle auf dem Tisch, die sich mit Wissens- und Change-Management beschäftigt, um sicherzustellen, daß die Admins, nun, denselben Wissens-Stand haben, den sie brauchen, um das System betreiben zu können. Das musst Du schaffen, das braucht Geld und Wissen. Und schlimmstenfalls hast Du dann einen komplexen Prozess und zwei Admins, die sich bei Dir langweilen, weil die Handvoll Server im Regelfall laufend genau so viel Aufwand verursacht, daß man es nicht ignorieren kann, aber nicht so viel, daß es die verfügbaren Menschen auslasten, geschweigedenn ganztägig mit halbwegs anspruchsvollen Tätigkeiten versorgen könnte.
Lesenswert dazu (weiß nicht, ob das hier schon mal rumgeflogen ist) ist der Thread von Kristian Köhntopp auf Twitter, siehe dies hier:
https://twitter.com/isotopp/status/1009364595084025856
Wir suchen schon lange einen fähigen Linux-Admin. Aber das ist nicht zu finden. Software-Entwickler findet man eher.
Wir finden leider beides nicht im Moment. :(
Ich nehme dafür bei unseren Marktbegleitern sehr oft wahr, daß dort Leute sind, die ganz massiv und fokussiert auf Kunden losrennen, die sich genau auf ihre Fachdomain konzentrieren, ihren Kram auf AWS oder eben DO deployen und die Energie, die wir selbst noch brauchen, um Infrastruktur zu streicheln, voll und ganz in ihre Produkte stecken können. Ich fürchte, als KMU verliert man dieses Rennen irgendwann.
Viele Grüße, Kristian