On Saturday 06 December 2003 15:42, Jens Kraemer wrote:
fällt mir zugegebenermaßen schwer, da ich den Absprung von der "alles schön bunt hier"-Schiene schon vor längerer Zeit geschafft habe, aber liest man nicht andauernd von TCPA und das das nächste Windows darauf aufbaut? Ausserdem ist imho auch im XP schon DRM fest eingebaut. Und wenn sich dann irgendwann DRM-freie MP3s nicht mehr abspielen lassen, (oder erst nach Entrichtung einer Pauschale?), ist es auf einmal vorbei mit der Freiheit.
Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Daß es viel DRM-"geschützten" Content geben wird, ist erstmal egal, denn ob ich die neuesten Hits von irgendwelchen Retortensänger(inne)n mit oder ohne DRM nicht höre, stört mich als Kunde/User/Verbraucher wenig.
Wenn allerdings Künstler sich nicht mehr entfalten können, d.h. ein Sänger gezwungen wird, seine eigene Kreativität schützen zu lassen (genau das Szenario beschreibst du oben), dann hab nicht nur ich Pech, sondern auch der Künstler/Hersteller.
Sicher ist auch ein Van Gogh nicht deshalb berühmt geworden, weil jeder ein Original von ihm in der Wohnung hat. Aber hätte keiner Zugang zu Bildern und Gemälden gehabt, würden wir diesen Namen heute nicht kennen.
Klar kann es passieren, dass diejenigen, die "die gute alte Zeit" ohne DRM noch kennen, und ausserdem flexibel genug sind, sich dann Alternativen suchen. Aber jeder, der von Anfang an nichts anderes als eine DRM-verseuchte Welt gewöhnt ist, wird wohl damit leben.
Das ist der "Elterninstinkt" von technisch versierten Personen ;) Ich lese mich gerade durch das "Handbuch IT-Sicherheit", in dem u.a. steht, daß sich zwar 25% aller E-Commerce-Kunden über mangelnde, intransparente etc. Sicherheit beschweren, von denen aber nur ein geringer Anteil bereit wäre, für höhere Sicherheit weniger Komfort in Kauf zu nehmen.
Bei DRM wird es ähnlich werden: Ist zwar dumm, daß ich meine SV-Nummer an Bill Gates übertrage, wenn ich den Media Player verwende, aber einfacher als auf "SV-Nummer bitte nicht übertragen" klicken ist es allemal. (ok, sehr übertrieben, aber die Richtung dürfte klar sein)
Wenn's anders kommt bin ich nicht böse, aber ich habe da so meine Zweifel.
Wenn die Anzahl der Leute, die am gläsernen Menschen Interesse haben, größer (paradoxerweise finanziell, nicht mathematisch) ist als die potentiell Gläsernen, welche sich wehren, dann ist das logisch.
Der nächste Schritt wäre dann, dass man auf seiner DSL-Box keine Webseiten mehr hosten darf, da filtern die ISPs dann einfach Requests an Server ohne feste IP weg. Schliesslich könnte ja mal irgendwer Interesse dran haben, dass Webseiten nur noch zentral bei den ISPs gehostet werden, würde die Zensur ja bedeutend vereinfachen ;-)
Das ist denkbar, wobei das nicht offiziell so heißen wird (könnte ja Proteste geben), sondern einfach die Gesetzeslage so modifiziert wird, daß "Anbieter von Internet-Services für alle und jegliche von ihren Geräten ausgehende Aktionen voll haftbar gemacht werden". Dann kommt ein Wurm, und schwupps, hat keiner mehr Lust drauf, sowas privat zu betreiben.
Ich denke aber trotzdem nicht, daß wir den schlechtesten Tupel aus (Planet, Zeitraum) abbekommen haben. Zumindest sieht die Welt für z.B. Microsoft auch nicht rosig aus. Daß ein im Sterben liegender Dinosaurier durchaus noch ein paar Kollateralschäden verursacht (z.B. Kaufen von Netzkapazitäten von der Telekom), das liegt in der Natur der Sache.
Josef