On Saturday 07 February 2004 19:20, Thomas Schmidt wrote:
Am Samstag, 7. Februar 2004 19:49 schrieb Falk Döring:
Sonst bin auch ich der Meinung, dass den Verkäufern mal gezeigt werden muss, dass Windows nicht Zwangscomputert werden sollte.
Wenn ich das richtig verstanden habe, geht es hier überhaupt nicht mehr um Logik, sondern nur noch ums Prinzip.
Was ist bitte daran unlogisch, dass man einen Rechner ohne BS haben will?
a) ich muss nicht unbedingt ein (illegales) Monopol unterstützen b) fuer die gesparten 50EUR kann ich mir z.B. einen richtig grossen Memory-Stick kaufen.
Mal eine andere Frage, paßt hier nicht richtig rein, fällt mir dabei aber wieder ein: Häufig schreiben Linux-Anhänger (auch hier), freie Software würde grundsätzlich besser sein als Closed-Source und es wäre zu begrüßen, wenn sie sich mehr durchsetzen würde.
grundsätzlich im Sinne von "fast immer".
Philosophisch und ethisch ist OSS immer besser als Kommerzware[1], da ich dem Anwender die Wahl lasse, was er alles mit der SW tun kann (wenn er denn die Fähigkeiten hat).
[1]http://www.gnu.org/philosophy/
Ich entwickele kommerziell mit hohem Aufwand (vor allem Zeit) eine Spezialsoftware für einen kleinen Anwenderkreis (100), die es sonst nicht in der Form gibt. Nun zu meiner Frage: Wie könnte ich aus dem Projekt Open Source machen und trotzdem alle Kosten (Werbung, Internet, Ich) bezahlen?
Meiner Meinung nach: nein, es sei denn der Support bringt mehr als die SW. Aber Deine Anwender könnten unter Umständen davon profitieren... ;-)
Aus Sicht eines kommerziellen Herstellers ist es eher die Ausnahme, dass sich OSS lohnt. Aus Sicht einer Firma, die Support und Problemlösungen (neudeutsch "Consulting") anbietet lohnt es sich fast immer, weil man sich die Entwicklung weitestgehend spart.
Dazu muss man ein paar Fragen stellen:
*Wer entwickelt OSS? 1) Die Anwender der Software. Es muss eine SW sein, die man selbst einsetzt und braucht: die Linux-Kernel-Entwickler entwickeln ihren eigenen Kernel, so wie sie in brauchen. 2)Firmen, die indirekt davon profitieren. IBM entwickelt Linux-Features, die ihnen helfen ihre teure Hardware und den noch teureren Support zu verkaufen. Rat' mal, was die Haupteinnahmequelle für SuSE ist! (Hint: S*pp**t)
*Was kann man mit OSS gewinnen? 1) Zusätzliche Entwickler. Vorrausgesetzt in der Nutzerbasis gibt es genügend Leute mit Programmierkenntnissen. 2) Verbreitung. OSS kann i.d.R. jeder aus dem Netz ziehen und verwenden, man muss nicht erst Kataloge wälzen und überlegen, ob sich die Anschaffung lohnt. 3) Externe Supporter. Jeder kann in den Source schauen, versuchen ihn zu verstehen und dann dieses Wissen weiterverkaufen. 4) Image. Wenn ich genug Chuzpa habe jeden in meinen Source schauen zu lassen, dann habe ich wahrscheinlich keine Kompetenzlücken zu verstecken... 5) Flexiblere Produktlebenszyklen. Wenn ich ein Produkt kommerziell entwickle bin ich verpflichtet es x Jahre zu supporten. Wenn es OSS ist, kann ich mich frei entscheiden, ob ich es selbst weiterentwickle, wie lange ich Support anbiete und wann ich den anderen Firmen das Feld überlasse. Für die Kunden ist das nicht unbedingt ein Nachteil, denn nach 1&3 können sie sich beliebig zwischen n Anbietern entscheiden.
*Was kann man mit OSS verlieren? 1) Direkte Einnahmen. Wenn jeder die SW frei weitergeben kann, dann ist es schwer einen Preis zu verlangen, der höher als die marginalen Kosten Deiner Kunden ist: ist x die Kosten, die man hat wenn man das System von einem Mitarbeiter komplett kompilieren und aufsetzen lässt, und y die Kosten, die man hat, wenn man eine fertige CD installiert, dann kann Dein Preis nur kleiner/gleich x-y sein. 2) Monopole. Wenn etwas offen ist kann jeder es weiterentwickeln und Support dazu anbieten. Es entsteht (i.d.R.) also Konkurrenz. Beruht Dein Geschäftsmodell darauf, dass Du der Einzige bist, der X anbieten kann, dann solltest Du X besser nicht freigeben.
Was kann man verlieren, wenn man nicht OSS macht? 1) Den Anschluss. Eine einzelne Person/Firma hat nur begrenzte Ressourcen, es besteht immer die "Gefahr", dass jemand schneller und besser entwickelt. 2) Den ganzen Markt. Sobald die Preise weh genug tun, oder der Anbieter nicht flexibel genug ist, wird irgendein Anwender auf die Idee kommen es selbst zu machen - z.B. als OSS. Solange es keine wesentlichen anderen Beschränkungen gibt (z.B. auf dem System aufbauende SW, die noch nicht ersetzt werden kann), wird in diesem Moment der Markt innerhalb weniger Monate/Jahre vollkommen umstrukturiert, da OSS im Normalfall für alle Beteiligten (ausser für das Ex-Monopol) günstiger ist.
Kurzgefasst: wenn Du selbst Dein System nicht freigeben kannst, ohne zu verlieren und Du auch nicht auf lange Sicht konkurrenzfähig zu OSS bleiben kannst, dann solltest Du Dir schnellstens Gedanken machen, wie Du reagieren willst, wenn OSS zum Überholen ansetzt.
Wenn Du Dein Modell/Monopol beibehalten wisst, ist Deine einzige Chance die Hoffnung, dass keiner deiner (potentiellen) Kunden genügend Programmierkenntnisse hat, um Dein System ersetzen zu können; oder dass es sich für sie (alle zusammen!) nicht lohnt.
Sorry, aber: willkommen unter den Dinos...
Konrad