Konrad Rosenbaum konrad.rosenbaum@gmx.net wrote:
On Monday 26 May 2003 15:19, Steffen Schwigon wrote:
Christian Perle perle@itm.tu-clausthal.de writes:
- Linux ist kein "Softwarekommunismus"
Ach komm, nicht wenigstens ein ganz, ganz kleines bischen Sozialismus? So als Vorstufe, quasi zum Warmmachen? Gib die Hoffnung nicht auf. :-)
NEIN!
Was heißt hier Hoffnung? Ich bin froh dass es vorbei ist!
Bin ich bei diesem "gelebten Sozialismus" namens DDR (obwohl ich diesen Staat nie bewusst erlebt habe) und dem, was Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken hieß und vielen anderen Diktaturen auch.
Abgesehen davon, etwas Hintergrund:
Die Idee des freien Gedankenaustauschs funktioniert seit Jahrtausenden in allen Wissenschaften und Künsten (durch Patente und Copyright etwas
eingeschränkt in den letzten 200 Jahren). Die Idee des freien Zugangs zu allen physischen Ressourcen kann (bewiesenermaßen) nicht funktionieren, da es weniger wird, wenn jemand etwas nimmt, bei Informationen (=Texte, Ideen, etc.) wird es eher mehr.
Kleines Beispiel: nimmst Du mein Käsebrötchen, dann habe ich eines weniger. Kopierst Du mein Programm, habe ich immernoch eines. Eventuell wirst Du mir in beiden Fällen Feedback geben (hat geschmeckt, XYZ funktioniert nicht), im Falle des Käsebrötchens habe ich immernoch Hunger, im Falle des Programms brauchte ich den Fehler nicht selbst zu lokalisieren, bevor er mir auf die Füße fällt.
Ich kann dir nur zustimmen.
Marx meinte, der Arbeiter im Kommunismus werde hochmotiviert an sein Werk herangehen, da es "seins" sei (er sei nicht enfremdet, wie im Kapitalismus, in dem ein anderer die Früchte seiner Anstrengung erhält), und produziert damit sehr hohe Qualität.
Weiterhin arbeite er in dem Bewusstsein, für die Gemeinschaft zu arbeiten, die ihm einerseits etwas gibt, und der er andererseits etwas zurückgibt.
Ich entdecke da einige Parallelen dazu, wie Open Source Software entsteht.
Entgegen dem historischen Determinismus (Welt entwickelt sich zwangs-/logischerweise zum Kommunismus hin) wird mMn nie eine Entwicklung zu nur freie Software und dem Aussterben der kommerziellen Software eintreten, da der Wettbewerb - gerade auch dieser beiden - Innovation hervorbringt. Freie Desktops ohne diesen Umstand wohl nie so komfortabel geworden.
Die restliche Marx'sche Theorie bezüglich der Idealen Staatsform geht vom guten Menschen aus, der immer für das Allgemeinwohl entscheidet und darin unfehlbar ist, was ich für eine Fehlprämisse halte, weshalb mMn der Sozialismus/Kommunismus nie funktionieren kann. Aber das "idealistische" Wirtschaftssystem lässt sich durch die geringen Kosten des Kopierens von Software praktizieren, wie dein Beispiel ja auch zeigt.
Weitere Diskussionen darüber sollten vielleicht Off-List erfolgen.
Warum? Die gesellschaftliche bzw. soziale Komponente von Open Source ist auch ein Teil der Sache, ebenso wie Patente.
( Sagt es ruhig, wenn ihr meine Ausführungen zu OT findet, ich weiß, dass nicht jeder die Sache interessant finden muss ;-) )
Bevor jetzt vermischt mit der Diskussion um "Softwarekommunismus" die Diskussion losgeht, ob das Thema OT ist oder nicht: Wollen wir die gesellschaftliche Komponente von Open Source den Themen auf lug-dd.schlittermann.de/faq.html hinzufügen?
mfg, Fabian