Hi Andre
Wie ihr ja wisst, habe ich auf meinem Rechner das RedHat 9. Da hier und auch woanders viele Leute meinen, das diese Distribution nicht so toll sein soll,
Die Distribution ist nicht schlecht. Ansonsten wäre sie nicht _der_ Markführer in Amerika. In Deutschland ist eher Suse, in Frankreich Mandrake und im asiatischen Raum TurboLinux verbreitet. In Südamerika (spanisch sprachige Länder) spielt Connectiva eine große Rolle. Es ist immer Linux mit den selben Konzepten. Die Details können in Kleinigkeiten variieren und einem das Leben schwer machen. Deshalb ist es ausserhalb des Hauptverbreitungsgebietes manchmal schwieriger distributionsspezifische Probleme zu lösen.
könnte man sich doch noch eine zweite kaufen und diese parallel zu RedHat installieren, oder?.
Parallel installieren ist wohl nicht so toll. Man richtet sich eine Distribution ein und hat sich an die Macken/Voreinstellungen gewöhnt. Dann bootet man die zweite nur noch selten. (Ab und zu mal zum Fehler suchen und herumspielen, aber sonst?) Man brauch halt viel Zeit.
Da bin ich nun am überlegen, ob ich mir noch SUSE oder Debian dazu kaufe. Welche der beiden ist da Eurer Meinung nach für einen Neueinsteiger am geeignetsten?
Wenn du unbedingt dein Geld unter das Volk bringen willst, dann spende es doch einer gemeinützigen Verein. Die FSF (Free Software Foundation), das GNU Projekt oder KDE freuen sich immer über einen kleinen Obulus (für Hardware, Netzwerktraffic, ...)
Die beiden Distributionen sind vollkommen verschieden. SUSE ist recht Einsteiger freundlich. Die Installation läuft (meistens) unproblematisch ab und die installierte Software ist auf dem aktuellen Stand. Mit dem grafischen YAST zur Administration kann man sich einfache Szenarien zusammenklicken. Bist du aber etwas fortgeschrittener und willst mehr machen, dann wird es schwieriger. Komplexere Dinge wie NFS und NIS (*) sind ohne Handarbeit nicht drin. Eine Firewall sollte man auch selbst aufsetzen oder wenigstens die Funktionsweise Verstehen. In diesen Fällen darfst du die Konfigurationsdateien selber bearbeiten. Auch bei problematischer Hardware ist Handarbeit gefragt. Läuft nach einiger Zeit alles, dann schlägt SUSE zurück. YAST überschreibt gerne mal eigene Anpassungen. Mittlerweile legt es ein Back-Up an und ist nicht mehr so rigoros. Im Zweifelsfall flucht man aber immer noch ausreichend viel. Auf die Idee kommt man nämlich beim ersten Mal nicht so schnell. Auch ein Update auf eine neuere Version ist nicht immer ohne Problem. Mein Versuch von 6.1 auf 7.0 ist vollkommen gescheitert. Also Neuinstallation und zurückspielen der Back-Up's und der eigenen Konfiguration. Wie die Updates nun ablaufen weis ich nicht.
Debian verlangt am Anfang eine deutlich steilere Lernkurve. Die Harwareerkennung ist nicht so toll und viele grafische Klick-Programm zur "Administration" fehlen auch. Dafür bekommst du eine sehr stabile (aber nicht top aktuelle) Distribution. Und _du_ hast die Kontrolle über dein System. Die Softwareinstallation und das Update sind _viel_ besser gelöst. Deshalb setzen viele erfahrene Nutzer auf Debian. Aber auch Laien sind damit gut bedient. Voraussetzung ist allerdings die Bereitschaft sich wirklich mit Linux (und sehr viel Literatur) zu beschäftigen. Am Ende versteht man sein System und muss nicht schreiben "Beim Klicken auf XY passiert ..."
Es kommt also mal wieder auf den Anwendungsfall an. Für mich ist Debian die erste Wahl. Andere setzen seit Jahren begeistert SUSE oder was anderes ein. Also ganz nach Geschmack. Du hast die freie Wahl. Aber egal was du nun schliesslich auf deine Platte drauf machst, kommst du um das Studium der verfügbaren Literatur nicht herum.
(*) NFS und NIS ermöglichen einen zentralen Server für die Benutzeranmeldung, exportieren der home-Verzeichnisse (unter Windows heisst das Profile exportieren o.ä.) und allgemeine Konfiguration der Clients. Man bekommt immer seine gewohnte Umgebung, egal wo man sich anmeldet (beliebiger Linux oder Unix-Rechner).
Jens Weiße