On Tuesday 20 July 2010, Luca Bertoncello wrote:
Ich habe heute eine Diskussion mit meinem Chef gehabt, und ich möchte jetzt genau verstehen, warum er recht hat...
Weil er Dein Chef ist. Ob es stimmt ist fraglich.
Also, folgendes: die Firma wo ich arbeite ist umgezogen. Bei der alten Räumen hatten wir eine DSL bei 1&1, bei der neuen eine bei der Telekom.
Ahh. Selber PHY Provider. 1&1 ist Telebum Reseller.
Ich wusste, daß die DSL-Anschlüsse fest an dem Provider gekoppelt sind, also wenn ich meine Telefonleitung für Telekom freischalten lasse, werde ich dort nicht mit Tiscali mich anmelden können, auch wenn ich gültige Tiscalianmeldedaten hätte.
Ziehen wir mal Zähne.
Zahn 1: Telefonleitung hat nur insoweit was mit DSL-Leitung zu tun, als das beide das selbe Kilo Kupferdraht verwenden.
Moderne Telefonleitungen haben mehr mit Funk als mit Klingeldraht zu tun: ISDN benutzt Frequenzen bis 138kHz (oder sowas in der Gegend), DSL die Frequenzen darüber. Auf beiden Seiten existiert ein (Frequenz-)Splitter - die unteren Frequenzen gehören dem Telefon und dem Telefonprovider, die oberen gehören DSL.
Folge: Telefon und DSL können von unterschiedlichen Providern kommen - Du könntest also durchaus Telefon von der Telekom haben und DSL von Tiscali.
Das hätte, meiner Meinung nach, auch einen Sinn, denn ich habe keine Telefonnummer zu wählen, und es kann nicht sein, daß keine andere Person auf dieser Welt meine Anmeldedaten nutzt...
Zahn 2: Anmeldedaten haben nix mit DSL zu tun, sondern mit PPPoE. Siehe unten.
Mein Chef meinte, daß es völlig falsch sei, weil die DSL genau so wie eine Analog- oder ISDN-Leitung funktioniert.
Völlig falsch. Eine DSL Leitung ist vergleichbar mit einem Ethernet-Segment. Dein DSL-Modem kann mit allem reden was am selben VLAN hängt - normalerweise nur der Access-Concentrator deines DSL-Providers - in einigen ganz wenigen Setups alle DSL-Modems des Providers.
Und tatsächlich, als wir den DSL-Router an die Leitung angeschlossen haben ging das Internet, noch mit den 1&1 Anmeldedaten, aber auf einer Telekomleitung.
Zahn 3: weil 1&1 gleich Telekom. Die 1&1 Anmeldedaten werden vom Telekom- Access-Concentrator verarbeitet.
Ich habe mich echt gewundert.
Nun, Vodafon hätte nicht funktioniert... ;-)
Nun, bestimmt hat mein Chef recht, ich würde aber sehr gern wissen WARUM.
Weil er Chef ist.
Kann jemand mir genau erklären, wie die DSL-Leitungen funktionieren?
Wikipedia kann Dir die elektrischen Details geben.
Der Protokollstack sieht etwa so aus:
Ein IP-Packet wandert von Deinem Browser zu Deinem DSL-Router. Dort wird das Packet in PPP verpackt, das PPP-Frame wird über Ethernet an das DSL-Modem geschickt. Dort wird es das Ethernet-Frame auf ATM-Frames aufcodiert, die dann per DSL-PHY verschickt werden. Auf der anderen Seite werden die Frames auf eine Glasfaser geschickt bis sie am Access-Concentrator ankommen, wo sie wieder zu einem Ethernet-Frame zusammengesetzt werden. Aus diesem Ethernet- Frame packt der AC das PPP-Frame aus und daraus das IP-Packet, welches dann auf seinen Weg ins große weite Internet geht.
Damit DSL an sich funktioniert brauchst Du auch keine Login-Daten. DSL ist auf PHY-Ebene eine spezielle Modulation für ATM. Auf MAC-Ebene ist es Ethernet over ATM.
Die Login-Daten brauchst Du für PPP over Ethernet. Das wird eingesetzt, weil die Telecom-Konzerne mit PPP-Abrechnungen schon umgehen konnten. Eigentlich braucht PPP auch keine Anmeldung, aber man fühlt sich damit einfach besser. Abgeschafft wurde der ganze Unfug bei Flatrates nicht, weil man sich so schön dran gewöhnt hatte und man die Kunden dann abzocken kann wenn sie sich aus Versehen nicht auf DSL einloggen...
...und deswegen machen wir jeden Tag ganz folgerichtig IP over authentifiziertes PPP over Ethernet over ATM over DSL over Klingeldraht.
Konrad