Hej!
2013-10-14 17:58, Christian Perle skrev:
Ich bin uebrigens auch ein Fan von Realnamenpostings. Alte Gewohnheit aus den 90ern, als sowas noch zum guten Ton im Netz gehoerte.
+1, sehe das allerdings nicht dogmatisch.
Ich bezweifle, dass Verwaltungsleute irgendwas mit den Themen auf dieser Liste anfangen koennen.
+1, wobei diese da mal die generelle Kultur im LUG/C3D2-Universum kennen lernen könnten.
Umgekehrt wäre es sicher auch recht sinnvoll, den Open-Source-Verfechtern einen Einblick zu geben, was die Stadt da eigentlich will (möglicherweise Kosten für Lizenzen sparen, Supportkosten sparen, Zuverlässigkeit erhöhen, ...) oder auch nicht (dogmatisch Freie Software einführen).
Bitte führt euch auch vor Augen, was die LUG realistisch dazu beitragen kann. Die Lug kann Impulse geben, eigene Erfahrungen berichten, Linux vorführen, kann Vorträge oder vielleicht Workshops machen. Aber eine wirkliche Umsetzung stemmt niemand als Hobby nebenbei (Datenschutzgedanken mal außen vor gelassen). Das hat einen Grund, dass die Stadt Vollzeitkräfte und externe Firmen dafür bezahlt.
Noch ein paar technisch-wirtschaftliche Betrachtungen:
Umstellung von Servern gehört zu den eher unattraktiven Aufgaben. Wenn man nicht ala Google Millionen davon hat, dann sind die Kosten für den Admin (sagen wir mal 60.000 €/y für Lohn, arbeitgeberseitige Lohnnebenkosten, Verwaltungsanteil, Büroarbeitsplatz, ...) deutlich höher als die für ein paar kommerzielle Lizenzen. Und der Admin muss, wenn er aus der reinen Windows-Welt stammt, sehr viel neu lernen. Am Anfang passieren da auch mal Fehler etc. - was dann wiederum nicht der Zuverlässigkeit dient.
Desktops:
Was in München usw. ganz gut funktioniert hat: Angestellten die Angst vor dem Fremden System nehmen, der Angst, dass alles bisherig schwer erworbene IT-Wissen auf einmal Makulatur sei.
Wo es geknackt hat: Dort gibt es eingespielte Workflows. Von Serienbriefen, Dokumentvorlagen, Access-Datenbanken, Word-Makros bis Kommunikations- und Kalenderplanungsplattformen wie Outlook. Das alles umzustellen, ist ein Riesenaufwand (und mitunter nicht möglich ohne massive Erweiterungen von Open-Source-Tools). Und das liegt nicht am bösen MS, sondern wäre bei der Migration OpenOffice auf Linux mit Gnome -> KOffice auf FreeBSD mit KDE auch nicht anders.
Bitte bedenkt, dass viele Stadträte da auch einfach sehr skeptisch sind. Die sehen, dass ihre IT momentan ganz brauchbar funktioniert, dass die Angestellten damit die Stadt und ihre Bürger, von Steuern über Verkehr bis Schulen verwalten können. Wenn da jetzt (ich übertreib mal) ein paar langhaarige Zausel antreten und ihnen erzählen, dass sie alles anders machen müssen, weil Softwarekommunismus viel besser ist, dass sie jetzt alles umstellen müssen - dann sagen die sich möglicherweise einfach: Hilfe, lasst das sein, lasst unsere Angestellten in Ruhe ihre Arbeit machen, die haben schon mit den ständigen Änderungen von Verordnungen genug zu lernen.
Bitte bedenkt, dass es einer großen Unternehmung wie der Stadtverwaltung nicht um die Rettung der Welt geht, sondern um die Zuverlässige Erfüllung ihrer Aufgaben den Bürgern gegenüber (inkl. planbarem Einsatz von Steuergeld). Da ist man Revolutionen mit hohem Risiko (Umstellungskosten in Geld und Arbeitszeit gemessen hoch, vielleicht völlig umsonst, am Ende Rückmigration) und moderaten Gewinnen (weniger Lizenzgebühren, Möglichkeit in Einzelfällen an Tools ändern zu lassen) gegenüber berechtigterweise eher skeptisch eingstellt.
Klingt vielleicht arrogant, aber ich versuche nur, realistisch zu sein. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich nicht weiss, was bisher zu diesem Thema bisher gelaufen ist und von welcher Seite die Initiative kam.
Initiative kam von Thomas Blümel, der am Zentrum für Hochleistungsrechnen der TUD arbeitet und sich mit Linux & Co bestens auskennt.
Beste Grüße Fabian