Hallo Fabian,
ich denke, wir muessen gar nichts zu unseren Regeln hinzufuegen - selbstverstaendlich ist der gesellschaftliche Hintergrund von OpenSource auch on-topic. Die Frage ist allerdings, wie viel Zeit wir dafuer aufbringen koennen.
Fabian Hänsel wrote:
Bin ich bei diesem "gelebten Sozialismus" namens DDR (obwohl ich diesen Staat nie bewusst erlebt habe) und dem, was Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken hieß und vielen anderen Diktaturen auch.
Ich habe 1986 Abitur gemacht und nach dem Grundwehr- dienst 1988 begonnen, Bauinformatik zu studieren. Zu dieser Zeit begann in Moskau gerade eine Phase der "aufgeklaerten Diktatur". In vielen privaten Kreisen, in der ESG und anderswo war uns allen klar, dass Reformen kommen muessen und auch in der DDR kommen werden. Ich habe also noch ein ganzes Stueck von der DDR miterlebt und will sie *nicht* zurueckhaben!
[Fabian:]
Marx meinte, der Arbeiter im Kommunismus werde hochmotiviert an sein Werk herangehen, da es "seins" sei (er sei nicht enfremdet, wie im Kapitalismus, in dem ein anderer die Früchte seiner Anstrengung erhält), und produziert damit sehr hohe Qualität.
Das meinte Marx, der von seinem Freund Engels aus dessen Gewinnen Unterstuetzung erhielt. Marx war gut im Aufstellen von Theorien, aber die Kasse fuehrte seine Frau :-)
Im Sozialismus haben sich de facto so viele Bonzen ihren Anteil von den Fruechten der Arbeit weggenommen, dass Marx schon damit widerlegt war.
Die Qualitaet war im Rahmen des Machbaren. Es gab auf dem Bau (wo ich gelernt habe) und beim Studium (wo ich zum ersten Mal richtig mit Informatik in Kontakt kam) sehr wohl ein Leistungs- und Qualitaetsbewusstsein.
Weiterhin arbeite er in dem Bewusstsein, für die Gemeinschaft zu arbeiten, die ihm einerseits etwas gibt, und der er andererseits etwas zurückgibt.
Das hast Du im urspruenglichen Christentum genauso. Das hast Du in jeder gut funktionierenden Newsgroup und ueberhaupt in jeder guten Gemeinschaft.
Ich entdecke da einige Parallelen dazu, wie Open Source Software entsteht.
Ich kann mit guten Argumenten Parallelen zwischen Christentum und OpenSource aufbauen. Das wird einigen (aber laengst nicht allen!) OpenSource-Entwicklern gerecht.
Eine andere Parallele hast Du genannt und es gibt etliche weitere Parallelen. Ich bin der Ueberzeugung, dass kein ideologischer Ueberbau wirklich auf die OpenSource-Bewegung passt und allen gerecht wird.
Die restliche Marx'sche Theorie bezüglich der Idealen Staatsform geht vom guten Menschen aus, der immer für das Allgemeinwohl entscheidet und darin unfehlbar ist, was ich für eine Fehlprämisse halte, weshalb mMn der Sozialismus/Kommunismus nie funktionieren kann. Aber das "idealistische" Wirtschaftssystem lässt sich durch die geringen Kosten des Kopierens von Software praktizieren, wie dein Beispiel ja auch zeigt.
Bedenke, dass das Wirtschaftssystem immer noch zu entscheidenden Teilen aus "Hardware" besteht :-)
[Fabian]
Warum? Die gesellschaftliche bzw. soziale Komponente von Open Source ist auch ein Teil der Sache, ebenso wie Patente.
( Sagt es ruhig, wenn ihr meine Ausführungen zu OT findet, ich weiß, dass nicht jeder die Sache interessant finden muss ;-) )
Siehe oben. Das Thema kann man IRL besser besprechen :-)
Bevor jetzt vermischt mit der Diskussion um "Softwarekommunismus" die Diskussion losgeht, ob das Thema OT ist oder nicht: Wollen wir die gesellschaftliche Komponente von Open Source den Themen auf lug-dd.schlittermann.de/faq.html hinzufügen?
So gravierend sehe ich das nun auch nicht. Ein Themenabend dazu waere aber sicher mal interessant. So wie damals im "Troll", da hatten wir viele lange Diskussionen ueber "Gott und die Welt"...
Stefan
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