On Wednesday 03 May 2006 19:20, Klaus Däßler wrote:
schlußfolgern viele Menschen, der Kommpluter sei was ganz anderes als ein Rechner, und übersehen dabei das allerwichtigste, nämlich daß das Ding rechnet, rechnet, nichts als rechnet.
Meiner beschaeftigt sich hauptsaechlich mit Warten, Schleifen drehen, Werte vergleichen und Speicherzellen kopieren.
Aber wie macht er'n das? Indem er in seinen Schaltkreisen (meist logische, oft auch arithmetische) Berechnungen durchführt.
Warten: (Assembler: "HLT" während die Interruptmaske durchlässig ist) - moderne Prozessoren schalten dann den Takt von den meisten (insb. den arithmetischen) Einheiten ab und verringern den Takt für Memorycontroller (sorry) und Interrupthandler (sorry2).
Schleife: die wichtigste Schleife (Eventloop) hat keine Bedingungen, also: @@beginlooplabel: # do something or other int 80h #altes Linux: System call, meistens select(2) #do more jmp @@beginlooplabel
die beiden zentralen Operationen sind INT und JMP:
INT ist ein Sprung bei dem vorher etwas Speicher in Register umkopiert wird (um genau zu sein: ein Eintrag aus der Interrupttabelle), die Arithmetikeinheit wird nicht bemüht.
JMP springt ohne weitere Prüfung an ein Label. Es gibt zwei Arten dieses "jump": absolut und relativ. Beim absoluten Sprung wird die Adresse des Labels direkt in den Code gespeichert - keine Arithmetik. Beim relativen Sprung wird die Entfernung des Labels angegeben, zugegeben hier brauchen wir einen einfachen Adder (Addierer?).
Die meisten anderen Schleifen benutzen eine Bedingung, die (auf x86) üblicherweise durch JMPZ (jump if zero) ausgedrückt wird - das bedeutet: springe wenn dieses Bit (diese eine einzelne Leitung) gesetzt ist, sonst nicht. (Alternativ gibt es auch JMPNZ - jump if not zero, Prinzip ist das gleiche.) Wieder kann ich keine Arithmetik erkennen.
Kopieren: mov speicher1,speicher2 #oder mov register1,register2 #oder... Nix mit Arithmetik - stupides Kopieren von Bits indem Leitungen an- und ausgeschaltet werden.
Zugegeben oft ist das in eine Schleife eingebettet, die ein Register hochzählt (inc ax). Das war in den 60ern mal fortschrittliche Arithmetik (für eine Maschine).
Syntaktisch hast Du Recht: die Arithmetik ist eine sehr wichtige Hilfsfunktion, wenn der Computer gerade etwas tut. Und etwa 80% der Assemblerkommandos (Befehlssatz, nicht Laufzeit) sind in der einen oder anderen Weise "arithmetisch", auch wenn nur sehr wenige auf der Arithmetikeinheit des Prozessors ausgeführt werden.
Semantisch muss ich Dir widersprechen: mein Computer stellt Graphik dar, er kommuniziert, er spielt Musik (ja, die ogg Dateien sind äußerst mathematisch!), er spielt Filme (auch die sind Fourier-transformiert), er speichert (ganz wichtig! ohne mein "externes Gedächtnis" wäre ich aufgeschmissen), er vergleicht (lang lebe diff!), er automatisiert.
Für mich als Nutzer spielt die viele Arithmetik in meinem Computer eine untergeordnete Rolle - wichtig ist welche Funktion der Computer für mich erfüllt, nicht wie er sie erfüllt. Ich nenne die Limonade ja auch nicht "Ether-Emulsion in Wasser mit organischen Farbstoffen" (kurz "Emulsion"), sondern "Getränk".
...oder wie wäre es mit "Funkrasterbilddecoder" statt "Fernseher"? ;-)
Wer die Welt im Kleinen versteht, versteht sie auch im Großen und umgekehrt.
Nicht notwendigerweise. Sonst gäbe es nicht so viele weltfremde Partikelphysiker... ;-)
Taschenrechner ist Taschenrechner (und übrigens auch ein Rechner). Daneben sind Clusterrechner, Parallelrechner, Arbeitsplatzrechner, Großrechner, Mobilrechner, Tischrechner, ............1000 alles Rechner.
Für Clusterrechner und Parallelrechner finde ich den Begriff auch in Ordnung, weil sie tatsächlich berechnen. Meinen Arbeitsplatzrechner benutze ich zweimal im Monat zum Rechnen, sonst zum Kommunizieren, Speichern und Auswerten (auf der Ebene einer höheren Programmiersprache ist Auswertung meistens keine Berechnung mehr, sondern eher ein Vergleich oder in meinem Fall eine Sammlung von Automaten-Modellen).
Das ist wissenschaftliche Rechnung. Da habe ich mich vielleicht schlecht ausgedrückt. Wissenschaftlich-technisch ist für mich das Komplement zu medialer Informatik oder Kommunikationstechnik. Und da siehts bei uns in Deutschland recht schlecht aus. Die guten wissenschaftlich-technischen Ideen im Informatik-Mittelstand kommen meist aus anderen Ländern.
Dafür ist die Kommunikationstechnik und die Automatisierung in Deutschland recht gut. Ich wage sogar zu behaupten, dass Dtl. in der Automatisierung Weltspitze ist (schonmal über die Arbeitslosenzahlen nachgedacht?).
Unterschaetze bitte die deutsche Informatikszene nicht.
Die Großfirmen haben sich selbst und das meiste kaputtgemacht. Die Szene find ich schon dufte. Aber wir sollten nicht ewig Linux-Hacker bleiben, denn das ist konzeptuell ein sehr altes Betriebssystem.
Hier stimmen gleich mehrere Dinge nicht:
a) Die "Szene" besteht nicht nur aus Hobbyhackern, sondern auch aus einem recht großen Teil von "professionellen" Programmierern und Hackern, die dafür bezahlt werden.
b) Linux 2.6 ist einem funktionierenden(!!) Microkernel näher als es A.S. Tanenbaum je war! Ein moderner Linux-Kern vereint das Beste aus monolithischem und Microkernel in sich. Der Rest der Software eines "Linux" entspricht auch nicht mehr dem limitierten Design der 70er: da gibt es einen modernen Kommunikationsbus, beschleunigte Grafik, objektorientierte Oberflächen, etc.pp.
Ich hätte'n ganzen Sack an Anforderungen an ein modernes - daran denkt kein Gnu-Hansel und the gang of four (Microschrott, CA, SAP, Oracle) schon gar nicht.
Vorsicht: "gang of four" bezeichnet unter anderem auch die Erfinder von UML (unified modeling language).
Was genau wären Deine Anforderungen?
Dann begreifen sie viel leichter, was das Internetz ist.
Autsch. "Internetz" klingt irgendwie schlimm. Entweder Du uebersetzt es vollstaendig ("Zwischennetz" oder "Uebernetz") und keiner versteht Dich, oder Du erkennst an dass es ein Eigenname ist und nennst es "Internet".
Biste bloß nicht gewöhnt. Du sagst ja auch international und nicht zwischennational, oder Intervall und nicht zwischenvall:-) Inter triffts genau, weil es einmal zwischen und zum anderen das Internationale assoziiert. Netz assoziiert ein Netz. Das ist damit ein typisch semantischer Begriff. (nicht sigmatisch) Internet assoziiert gar nichts- ist also sigmatisch. Und ein Eigenname ist es auch nicht, denn der Angelsachse hört ja Internetz! Ein Eigenname wäre etwa "wrdlbrmpf".
Hmm. Wir sollten mal die beiden "Internet"-Begriffe auseinandernehmen:
"internet" - ein TCP/IP basiertes Netz, das viele kleinere Netze verbindet. Das ist eine Bezeichnung und darf gerne übersetzt werden.
"Internet" (man beachte das grosse "I" im Englischen!) - bezeichnet das globale(!!) Netzwerk, welches nach dem "internet"-Prinzip aufgebaut ist. Das ist ein Name für ein spezielles sehr großes Netzwerk und wird bitte genauswenig übersetzt, wie "Manhatten" (Mann-Huten) oder "Sunset Boulevard" (Sonnenuntergangsallee). Merke: Begriffe, die nicht übersetzt werden erkennt man am Großbuchstaben... ;-)
Konrad