Hi,
On 2020-06-01 09:35, Thomas Güttler Lists wrote:
Am 27.05.20 um 12:13 schrieb Matthias Petermann:
On 27.05.20 09:25, Thomas Güttler Lists wrote:
Was wird die Zukunft aus eurer Sicht für
schöne Dinge bringen?
Ein schönes Thema bringst Du da auf den Tisch. Ich denke die Zukunft verdient und bringt eine Trendwende im Energieverbrauch (und damit der Systemanforderungen) insbesondere für Clients.
Das sehe ich etwas pessimistischer: auf dem Client gibt es niemanden der mitzählt und dann die Optimierung bezahlt. Solange es nicht normal ist dass das Betriebssystem den Fensterbalken rot einfärbt wenn die Applikation Energie verbraucht wird es niemanden interessieren. Beim Browser müssten entsprechend die Tabs eingefärbt werden. Problem in beiden Fällen: wie zählt man den Verbrauch der indirekt verursacht wird (Applikation beauftragt einen Service etwas zu tun).
Selbst auf dem Smartphone zeigt mir das System den App-Verbrauch nur wenn ich tief in den Settings grabe und für Web-Apps nur den Gesamtverbrauch meines Browsers.
Ganz anders sieht das auf der Server-Seite oder in Fabriken aus: "Green IT" ist ein Thema, denn Energieverbrauch findet sich als erheblicher Posten in der Bilanz wieder. Es gibt ganze Ausgaben von IT-Zeitschriften die dieses Thema beackern, in jeder zweiten iX ist eine Anzeige zu diesem Thema. Oder z.B. in der Halbleiterindustrie gibt es einen ganzen Standard der sich mit nix anderem als Energiesparen beschäftigt (hier allerdings auf Maschinenebene - die eingebauten Server verbrauchen nur einen winzigen Bruchteil der Energie).
Und etwas mehr Wertschätzung für nachhaltige Lösungen, welche die Souveränität ihrer Nutzer bewahren.
Auch hier bin ich skeptisch: solange Facebook und Co. Erfolg haben weißt das darauf hin dass die Menschheit keine Lust auf ihre Grundrechte hat...
...schade eigentlich.
Zum Energieverbrauch:
...
Sehr interessantes Thema. Um effizient Optimieren zu können müsste man erstmal wissen wo wieviel Energie verschwendet wird. Dann könnte man überlegen mit welchen Maßnahmen am meisten Energie gespart werden kann.
Oder ist der Effizientsgedanke hier nicht so angebracht, und es geht eher "um die Gute Tat"?
Client-Seite, Systeme für privat: wenn Du ein grünes Label draufkleben kannst wird es gekauft. Was das Label aussagt wird nicht hinterfragt (weil es kaum jemand einschätzen kann). Deine Applikation müsste schon extrem verschwenderisch sein damit man es sofort am Handyakku oder am aufheulenden Lüfter merkt. Da Features verkaufbar sind sollte klar sein wofür die Entwickler Zeit und Budget bekommen.
Industrielösungen: je größer die Fabrik, umso größer der Druck den Dein Kunde ausüben wird damit es tatsächlich Energie (-Kosten) spart. Irgendwann kommt die IT-Abteilung angemeckert und zeigt Dir den CPU-/Energieverbrauch Deiner Lösung im Vergleich zu anderen VMWare-Instanzen und wird Dir eine Standpauke halten weil Du die Performance des ganzen Hosts runterziehst. Etwa gleichzeitig wird das mittlere Management sich beschweren dass sie andauernd neue teure (virtuelle) Server von IT kaufen müssen und das obwohl gerade gespart werden muss! Die Techniker/Admins werden sich beschweren dass Deine Applikation ständig Speicher einsammelt und aller naselang neu gestartet werden muss damit der Server nicht crasht. Die Ingenieure werden sich beschweren "dass das alles zu lange dauert bis man hier ein Ergebnis auf dem Bildschirm sieht". Sprich: irgendwann wirst Du mehrere Monate Budget bekommen um zu Optimieren. (Alles schon im Real Life[tm] erlebt.)
Die Optimierung an sich geht mit Standard-Tools (Methode des scharfen Hinsehens, Profiler, Call-Tree-Analyse, erfahrene Kollegen fragen, ...), sie ist nur extrem zeitaufwändig und erfordert wesentlich mehr Expertise als normales "Features rausfeuern" ohne ein direkt sichtbares Ergebnis zu bringen. Du kannst Dir denken wo im Allgemeinen die Priorität gesetzt wird.
Ich persönlich finde es super, dass ich bei einem Web-basiertem Office einfach den Browser schließen kann, und dann eine halbe Stunde (wenn ich zB unterwegs bin), das Dokument mit meinem Smartphone öffnen kann, und schnell noch einen Gedanken hinzufüge.
Ich finde es auch super, dass ich nicht mehr strg-s zum Speichern drücken muss. Noch besser ist, das ich kein Backup machen muss.
Strg-S ist eine keine Eigenschaft des Web- vs. Offline-Modells, sondern wie die Applikation programmiert wird. Bei einem Office macht Buffering+Save durchaus Sinn, weil ich mich ab und zu komplett vertun werde und das falsche Kapitel lösche. Bei Web-Apps ist es nur extrem sinnlos alle Daten erstmal nur im Browser abzulegen und potentiell zu verlieren, deswegen werden sie sofort an den Server übermittelt und dort live in die Datei gepatcht.
Expertenapplikationen benutzen auch auf dem Desktop gerne mal das Live-Storage Paradigma ohne Strg-S, da entweder die gehandhabten Datenmengen zu groß sind um sie im Speicher zu halten oder weil live mit einer Datenbank, einer Maschine oder einem Server kommuniziert wird.
Die Bequemlichkeit ist magisch.
Ich benutze Web-Office gerne mal wenn ich gemeinsam mit anderen Kollegen eine große Tabelle pflegen muss auf die alle gleichzeitig Zugriff brauchen, aber um z.B. eine Spec zu schreiben ist es meiner Meinung nach einfach mal zu unbequem. Selbst in Telefonkonferenzen benutze ich lieber Screen-Sharing.
Wieviel Strom könnte durch Verwendung eines offline-Office anstatt eines online-Office gespart werden?
Ich habe keine konkreten Zahlen, aber wenn ich top beobachte während online/offline Applikationen laufen würde ich sagen dass Web-Apps gefühlt um Faktor 4-10 mehr CPU verbraten, plus was auch immer der Server in der selben Zeit verbrät. Eine tatsächliche Statistik wäre mal interessant... falls jemand Langeweile hat!?
Konrad