Hallo,
da wir beim letzten treffen über VDSL und Vectoring diskutiert haben, habe ich mich nochmal informirt:
Jeder hatte ein wenig recht.
Die Norm zu Vectoring ist in https://www.itu.int/rec/T-REC-G.993.5-201902-I/en hinterlegt.
Demnach steht das V in VDSL nicht für Vectoring sondern für „Very High“, man kann es also getrost als Marketing-Gag (im Vergleich zu DSL) verstehen.
Das Vectoring ist eine Zusatzfunktion zu VDSL2, das alle Signale *mehrerer* Gegenstellen als Vektor zusammenfasst und mit einer Korrekturmatrix verrechnet, um die Fehler herauszurechnen, bevor die Signale auf die Leitung kommen. Das Ziel besteht darin, die Fehler der Leitungen durch Übersprechen an den Endpunkten zu minimieren (Abkürzung FEXT). Die ITU-T unterscheidet dabei 2 Modi: • vom „grauen Kasten auf der Straße” zur Fritz!Box • vom „grauen Kasten“ in Richtung zur Vermittlungsstelle“
Nur der Downstream ist genormt.
Der Unterschied liegt zwischen maximal 50 Mbit VDSL2 ohne Vectoring und maximal 100MBit VDSL2 mit Vectoring, also Faktor 2. Genauer habe ich das bei den neueren VDSL2-Profilen auf die Schnelle nicht herausbekommen.
Das ganze funktioniert nur, wenn es genau einen Anbieter für alle physischen Leitungen gibt. Also bei mir nur, wenn alle Leitungen ins Haus durch die Telekom bereitgestellt werden und alle anderen Internetanbieter diese Leitungen nur logisch mieten. Technisch gesehen würden sie also nicht die Leitungen, sondern nur die gesamte Bandbreite der jeweiligen Leitungen besitzen.
Zu Beginn und während des Betriebs wird die Leitung ausgemessen (Es werden Testsignale übertragen und das Ergebnis an den „grauen Kasten“ geschickt.) und dann optimiert der „graue Kasten“ Signal und Fehlerkorrektur. Das heißt, er berechnet die Korrekturmatrizen, die bei der Modulation und Demodulation im grauen Kasten eine Rolle spielen. Das heißt, das was der „graue Kasten“ in meine Leitung schickt hängt davon ab, was mein Nachbar im Internet macht und anders herum. Damit wird zwar an der theoretisch verfügbaren Bandbreite der Leitung nichts geändert, aber der praktisch nutzbare Anteil der Bandbreite erhöht. Ab diesem Punkt wird der Standard dann sehr technisch, was zum prinzipiellen Verständnis wenig beiträgt.
Das Signal wird zusätzlich in mehrere Kanäle aufgeteilt, die parallel über unterschiedliche Trägerfrequenzen übermittelt werden. Jeder Kanal ist dabei entweder dem Upstream oder dem Downstream zugeordnet. Diese Zuordnung ist bei einer Verbindung relativ fest, kann aber sehr unterschiedlich zwischen den einzelnen Implementationen sein.
Gute Nacht
Tobias