Tja, die Frage nach dem Verhältnis von Aufwand und Ergebnis von Linux für Nicht-Informatiker ist sehr gut. Die stellt meine Freundin auch des Öfteren...
Eins vorweg: ich bin weit davon ein Informatiker zu sein. Ich bin schon froh, dass ich Einiges mit der Konsole erledigen kann, und nicht (mehr) für jeden Mist einen GUI brauche.
Dies gesagt, ich habe, am Anfang, tatsächlich verdammt viel Zeit mit meiner Kiste verbracht. Ich habe Vieles recht unsystematisch mit dem bewährten Trial-and-Error+Googlen-Verfahren erledigt. Rein wirtschaftlich betrachtet war auf jeden Fall DIE Zeit völlig "unrentabel". (War ja damals noch Student - mit den 20 Euro/Stunde war also eh nichts... ;-) )
Nun, ziemlich genau zwei Jahre Später, brauche ich kein Windows mehr. Darüber hinaus brauche ich, wenn überhaupt, nur noch selten jemand, der mir bei der Nutzung meiner alltägliche Anwendungen (Epiphany, Claws, Abiword, Gimp, TrueCrypt, VLC, Xfmedia, usw.) hilft. Ich bin einfach (weitestgehend) unabhängig. Ich verstehe, warum Audacious streikt, wenn "Pulse Audio" statt "Alsa" eingestellt ist, ich kriege von einer virusbefallenen Festplatte Einiges mit Knoppix gerettet, ich benutze ressourcenschonende Software statt immer schnellere Hardware zu kaufen, usw.
Ich glaube, dass ich jetzt viel bewusster mit meiner Kiste umgehen kann, als ich es vorher konnte - womit so etwas mir wahrscheinlich so schnell nicht passieren wird: http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,585811,00.html DAS ist für mich schlussendlich der Gewinn an der Sache. Um einen alten 68er Spruch zu klauen: Mein Rechner gehört MIR!
Natürlich endet es nichts am Umstand, dass die Benutzbarkeit von Windows-Produkten für Endnutzer unschlagbar ist. Oder dass es einen Haufen Bereiche gibt, in denen Linux hinterher hinkt (einem Architektenfreund etwa musste ich zugeben, dass er seine CAD-Dateien, wenn überhaupt, nur beschränkt bei mir bearbeiten kann).
Ich hoffe, meine Religiosität und mein Pragmatismus halten sich die Wage... :-)
Jean-Philippe