Klaus Daessler schrieb:
Das ist eigentlich nichts anderes als was ich sagte. Deshalb würde ich Dein Nein relativieren. Und ich möchte Dich auf einen eingebauten Denkfehler hinweisen.
Warum hat jemand einen Denkfehler eingebaut, der zur englischen Sprache eine andere Meinung vertritt als Du?
Die Frage ist, was wird aus der schwedischen Nationalkultur, die das Unverwechselbare Schwedische ausmacht? Wird Schweden dann auch so eine langweilige globalenglische Nation, wie Australien, Kanada und andere? Schöne Natur, aber von der Nation und ihrer Kultur ist nichts mehr zu sehen. Die spezifisch schwedischen Denkmuster, Schulen, Kulturzeugnisse, das Gefühl der eigenen Identität sind nur noch Historie. Du gehst in die Mall shoppen, und findest alle Läden, wie in der Burlington Mall, dieselben Marken wie dort, (natürlich alles in China hergestellt).
Keine Ahnung, ob das dort wirklich so ist. Ich bin in Dresden nicht gezwungen, irgendwelche Malls (Galerien …) zum Einkaufen zu nutzen. Ich vermeide es. Aber ich sehe auch keinen Grund, diejenigen zu kritisieren, die dort einkaufen gehen. Ich koche sehr gern und aus meiner Sicht ziemlich gesund, aber jeder andere hat genauso das Recht, sich eine amerikanische Mahlzeit im Vorübergehen zu kaufen.
Man sagt: Bewahre nicht die Asche - gib lieber das Feuer weiter.
Ich z.B. will das Feuer unserer deutschen Nation weitergeben, und meine, daß einzig und allein <kulturelle Vielfalt der Welt> als die Summe, nicht die Vereinigung, der grundlegend verschiedenen Nationalkulturen und Muttersprachen noch die verschiedenen Denkmuster hervorbringen kann, um die Welt vor ihrem Untergang noch dieses Jahrhundert zu bewahren.
Das kannst Du doch tun. Zehn Menschen werden immer zehn unterschiedliche Vorstellung von Kultur haben und in einer pluralistischen Gesellschaft sollten alle ihren Platz finden.
Ich bin im Sommer von Dresden über Leipzig, Weimar, Eisenach (…) gefahren. Ich hatte dabei, gemäß der Strecke, Bach und Luther im Ohr und im Kopf. Eine junge Frau saß im selben Zug und wollte zu einem Festival mit Musik aus aller Welt. Pluralismus ist, wenn eine Gesellschaft Tradition bewahrt und trotzdem weltoffen ist. Und um weltoffen zu sein, braucht man heute Englisch.
Aber nicht diese breitgelatschte Ami/Globalkultur , der wir alle hinterherrennen, und die überall zynisch beweist, daß ihr die Menschen in Wirklichkeit ziemlich egal sind. (1.5 Millionen tote Iraker sind eben ein Kollateralschaden - dafür bringen wir ihnen die Demokratie).
Ich glaube nicht, dass das etwas mit der »amerikanischen Globalkultur« zu tun hat, zu der übrigens auch die bekanntesten Lieder der Friedensbewegung zählen.
Ich frage: Wo ist - in Anbetracht Deiner "geringen Menge von Filmkonsumenten" der wunderbare, genuin schwedische Film geblieben (Ingmar Bergman, Liv Ullmann, Erland Josephson usw?) Warum war die Synchronisation von Filmen in Schweden früher möglich, und heute nicht mehr? Sind die ärmer geworden? (finanziell nein, kulturell ja). Wo sind die wunderbaren, genuin schwedischen Kinderbuchautoren geblieben? Selma Lagerlöf, Astrid Lindgren und andere?
Möglicherweise gibt es so geniale Künstler heute nicht mehr und das Interesse an den Filmen ist deshalb gesunken? So wie die Schweden nicht in jeder Generation eine Astrid Lindgren hervorbringen, gibt es bei uns nicht immer neue Reformatoren, Dichterfürsten oder Philosophen.
Ich meine, die schwedische Kultur kämpft verzweifelt um ihr Überleben gegenüber der breitgelatschten, volkspädagogischen US-Disney-, Konsum- und Rockkkultur und geht langsam unter. Ein Schicksal, das uns auch blüht, und wobei Du mit Deinen Auffassungen mithilfst.
Klar. Die Rockmusik ist unser Untergang. Und die langen Haare ;-)
Sie haben eine geringe Wissenschaftstradition und sie sind dabei, ihre Kulturtradition ebenfalls über Bord zu werfen. Wir Deutschen haben eine gewaltige Wissenschaftstradition und Kulturtradition, wobei unsere Kultur in weiten Zügen von uns selbst gefleddert und verraten wird. Und unsere Wissenschaft ...?
Ja, was ist mit unserer Wissenschaft?
Mir ist es angenehmer, in Schweden etwas von der schwedischen Sprache und Kultur zu erfahren. Aber wo bleibt die, wenn die alles so machen, wie es in Boston, Palo Alto, Lexington, Burlington, Los Angeles, Orlando, Miami schon ist????
Dir ist nicht aufgefallen, dass die genannten Orte doch /gewisse/ Unterschiede aufweisen? Vielleicht schaust Du zu wenig amerikanische Filme? ;-)
Der Tourismusstandort Deutschland ist mir schnuppe. Deutschland ist mein Vaterland und mein Heimatland. Ich will hier leben und nirgendwo anders - höchstens mal ein bißchen als Tourist oder im Forschungsaufenthalt. Dann will ich die dortige Kultur kennenlernen und nicht durch dieselbe blöde Mall stapfen, wie in Dresden.
Du /musst/ durch keine Mall stapfen, probiere es einfach mal aus, diese Bauten zu ignorieren …
Ich liebe die deutsche Kultur, die deutsche Wissenschaft, Philosophie, die deutschen Frauen, die deutschen Städte, die deutsche Literatur undsoweiter undsoweiter als allererstes auf der Welt! (Ohne die anderen zu verachten, sie sind willkommen aber nicht meine Heimat). Ihnen wünsche ich, daß sie genauso erhalten bleiben, wie meine Kultur. Ein Weltbürgertum gibt es nicht. Eine einheitliche Weltkultur wird es nicht geben. Das ist keine Kultur sondern Kommerz, an dem sich bestimmte Leute bereichern und ich veröde. Wir leben im Moment in einem großen Ungleichgewicht, das die ökonomische Globalisierung über uns bringt. Dabei werden alle kulturellen Werte zu Dollarwerten, was sie zerstört.
Ich liebe auch sehr vieles an der deutschen Kultur, Geschichte, Philosophie und Architektur. Nur ist mir bewusst, dass all dieses immer auch aus dem Ausland beeinflusst wurde und das Ausland beeinflusst hat. Kulturprotektionismus ist das allerletzte, was wir heute nötig haben.
Und, lieber Tobias, glaube doch nicht, daß im Internetz Informationsfreiheit herrscht! Versuch doch mal, den Netzstandort zu finden, wo Du die Reden von Ahmadinedschad im Original lesen kannst, oder von welchem "aktuellen Bösewicht" auch immer!
Warum sollte ich das lesen wollen?
Die Konsequenz ist: Ach wenn wir doch endlich alle auf der Welt Globalenglisch sprechen würden, wie die 80% Unterschicht-Amerikaner. Dann wäre das Glück vollkommen!
Aua. Aus welcher Schicht hast Du eigentlich diese großen Worte geschrieben?
Stefan
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