Fabian Hänsel fabtagon@gmx.de schrieb:
Hallo, Fabian!
Danke für deine Antwort!
Vorwort: alles IANAL.
Ich kenne das Wort "IANAL" leider nicht... Was bedeutet es genau?
Grundsätzlich bist du dafür verantwortlich - aber nur innerhalb deiner Grenzen.
Das dachte ich schon...
Deine Grenzen enden z.B. dort, wo z.B. dein (dem Arbeitgeber bekannter) Erfahrungshorizont überschritten wird oder du eben anderweitige interne Regeln (oder direkte Anweisungen) von dir andere Vorgehensweisen verlangen.
Aha!
Das Problem ist ganz einfach folgendes: mein Chef will einige Maßnahmen durchführen, die, meiner Meinung nach, zu Problemen führen
Unterschiedliche Meinungen kommen durchaus vor, gerade zwischen Technikern und Nicht-Technikern.
Naja, ich habe schon mehrmals Alarme von Nagios bekommen, daß die Server schon etwas ZU heiß sind... Also, es ist keine Meinungssache, sondern eine Tatsache, denke ich...
A) Als Arbeitnehmer bist du (innerhalb deiner Grenzen) tatsächlich gleichzeitig im Allgemeinen in der Pflicht, deinen Arbeitgeber auf erwartete Probleme etc. hinzuweisen.
Also, nur hinzuweisen? (Beispiel: lieber Chef, paß auf, daß wir Probleme haben, oder daß das und das nicht in Ordnung sind). Mehr nicht?
B) Im Arbeitsvertrag ist auch geregelt, dass du an die Weisungen deines Vorgesetzten gebunden bist. Die Weisungsbindung an den Chef ist höher zu bewerten als fachliche Bedenken.
Aha! Also, darf der Chef mir sagen "mache was ich sage" (auch wenn es schwachsinnig, bzw. total idiotisch ist) und wenn Probleme gibt, ist ER dafür verantwortlich? Meine Befürchtung ist wirklich nur, daß wir dann große Probleme kriegen (bis zu einer totalen Verlust aller Daten) und ich dann als verantwortlich genannt werde. Und das will ich nicht, insbesondere, wenn ich schon vorher sage, daß wir das Risiko tragen...
Wenn A und B im Widerspruch stehen bietet es sich an, dem Chef die Bedenken einigermaßen nachweislich zukommen zu lassen ("Sehr geehrter Herr X, wir haben uns nur nebenbei über meine Bedenken zu Y unterhalten und möchte Sie, weil ich das so wichtig finde, nochmal in Ruhe nachvollziehbar per Mail auf Z hinweisen"). Wenn dann was schief geht, hast du nach Treu und Glauben korrekt gehandelt und deinem Chef ist das Wissen darüber im Worst Case nachweisbar, arbeitsrechtlich kann dir also nix passieren, du hast deinen Vertragsanteil bestens erfüllt.
OK! Also, das nächste Mal, daß er mir solche Befehle gibt, werde ich dann einen schönen Brief vorbereiten und der Geschäftsleitung geben.
Bevor ich das mache, würde ich allerdings nochmal hinterfragen, warum der (offenbar nicht-technische) Chef sich in deinen Arbeitsbereich überhaupt so detailiert einmischt. _Ich_ will als Chef eigentlich so wenig wie möglich mit solchem Kram zu tun haben und mich auf meine eigentliche Aufgabe konzentrieren, solange alles ordentlich läuft (da gibt es durchaus unterschiedliche Chef-Typen). Wie schätzen deine Kollegen die Zusammenarbeit mit dem Chef ein?
Willst du wirklich wissen, warum er zB die Lüfter ausschalten will? Weil die etwas laut sind, und diese Geräusche ihm stört, obwohl er an der anderen Ecke des Büros ist (mit zwei, bzw. drei Türe dazwischen!!). Ach ja! Wir haben keine direkte Kundenkontakt, also auch die Kunden können nix merken. Mir (~2 Meter vom Schrank) stört überhaupt nicht, aber ihm... Und, wie gesagt, Nagios hat sich schon oft gemeldet...
Und für die Sicherung? Weil die Geräte zu teuer sind (ich denke, eine TapeLibrary ist bestimmt billiger als alle Daten der Firma, wenn sie verloren werde, aber wir haben bestimmt unterschiedliche Meinungen).
Ich habe ihm mehrmals gesagt, daß wir in dem Fall zu großen Problemen kommen können, seine Antwort war aber immer "ich bin der Chef, und ich trage für alles die Verantwortung".
Das Hinterfragen würde ich allerdings nicht zu lang hinziehen. Immerhin hast du der Anweisung (möglicherweise) schon mehrfach widersprochen, was mich als Chef dann auch irgendwann sehr verärgern würde.
Naja, ich habe ihm mehrmals gesagt, daß wir Probleme haben (mindestens mit der Wärme... zum Glück haben wir [noch] keine Daten verloren. Aber Murphy guckt uns immer...) und bisher geschafft, ihm zu überreden die Lüfter wieder einzuschalten. Wenn das bedeutet, daß ich die Anweisungen widersprochen habe, dann habe ich es gemacht...
Achso, noch ein Gedanke zum Beispielfall Lüfter: du rechnest ja mit einem Schaden, der aus der Anweisungsumsetzung erwächst: Sorge dafür, dass das Monitoring den ersten Schaden, sobald er auftritt (oder direkt bevorsteht), anzeigt. Das wäre dann die zweite Chance für den Chef, seine Meinung zu ändern.
Du, ich habe ihm schon (mehrmals!) Fakten gezeigt, daß unsere Infrastruktur Probleme hat. Auf Italienisch, gibt es ein schönes Sprichwort (freie Übersetzung): "es gibt kein schlimmerer Taub als derjenige, der nicht hören will". Und er will einfach nicht hören. Aber mir wird langsam alles zu riskant, deswegen möchte ich alles tun, daß seine dumme Ideen nicht zu meinen Nachteil kommen.
Ich danke dir! Luca Bertoncello (lucabert@lucabert.de)