On Wed, 8 Sep 2021 09:27:18 +0200 Thomas Schmidt schmidt@netaction.de wrote:
Hallo liebe Liste!
Während hier über Arduino diskutiert wurde, habe ich eine Technik gebaut, die Hardware steuert, aber vom Raspberry Pi aus. Es lässt sich oft einfacher bauen, programmieren und ein Display anschließen. Dafür ist es nicht von sich aus echtzeitfähig.
Konrad hat ja schon einiges geschrieben, ich setze mal meine Meinung dazu. Was einfacher ist, Raspi oder Arduino, ESP32 bzw. ESP8266 etc. hängt von vielen Faktoren ab. Ein Einplatinencomputer ist etwas ganz anderes als ein Mikrocontroller; beide haben ihre Vor- und Nachteile. Du hast dich für den Raspi entschieden, sicher weil die Anbindung von Monitor, PC-Tastatur, Touchscreen, LAN etc. einfacher ist und die Programmierung aus deiner Sicht für dich einfacher ist. Für Steuerungsaufgaben ziehe ich mir wieder lieber Arduino oder ESPx vor; einen ESP kann man auch per WLAN anbinden. Und wenn es hart auf hart kommt, dann gibt es ja noch die PICmicros u.a. Mikrocontroller, die man (wie auch die ATmegas) in Assembler programmieren kann.
Lustig finde ich ja die Aussage (unter Alternativen): "Es wird auf Mikrocontroller gesetzt, die wesentlich mehr können, aber dafür programmiert werden müssen."
Und eure Anwendungen müssen nicht programmiert werden?
Ich sehe das System als ein mehr oder minder proprietäres Bausteinsystem mit einem Angebot an Sensoren, Aktoren, Befehls- und Meldegeräten, welche über die digitalen und analogen Boards an euren Exponiert-Bus angebunden werden. Dieser ist allerding nur notwendig, wenn ihr eine lange Leitung habt (SCNR).
Thema Echtzeitfähigkeit: Definiere Echtzeitfähigkeit für deine Anwendungen! In meinem Verständnis handelt es sich um eine garantierte Antwortzeit des Systems. Das können 100 µs oder 30 s oder 5 Minuten sein. Wie Konrad schon schrieb, das ist (je nach Anforderungen) für jedes System nicht einfach so zu stemmen.
Endlich habe ich die Webseite dazu angefangen und kann es euch zeigen: https://exponiert.org/
Sei mir nicht böse, aber da muss ich auch meinen Senf dazu geben; sieh es als Anregung, was man noch anders machen könnte/sollte. Ist wie gesagt nur meine Meinung bzw. Sichtweise.
Ich gehe also auf deine Seite und als erstes schreit mich ein Bildschirm füllendes Foto an. Erster Eindruck: Drahtverhau, irgendein Maker-Projekt. Mit viel gutem Willen hebe ich meinen Eindruck noch an und gestehe Bastler-Niveau zu. Ja, (zumindest bei mir ist es so) der erste Eindruck zählt. Als potenzieller Kunde wäre ich schon abgedreht. Ich bin schon seit meiner Elektronik AG an der EOS (also, was heute Gymnasium ist) auf industrielle Kunden und Ansprüche geprägt. Allein ein sauberer Aufbau zeugt da schon mal vom Anspruch an Qualität und Zuverlässigkeit des Produktes (was sich oft auch so widerspiegelt). Die Augen essen mit ...
Klicke ich auf Kontakt - ähnliches Bild ... Und wenn ich Input will, muss ich jedes mal scrollen. Was den makerhaften Drahtverhau etc. betrifft: Mal ehrlich. Ich komme aus der Elektronik, war als Entwickler tätig, habe in der Industrie eine MSR-Instandhaltung in einem Leiterplattenwerk geleitet und war (nach weiteren Stationen) am Ende in den letzten 20 Jahren vorwiegend in der Elektronikausbildung (Theorie und Praxis plus Prüfer bei der IHK) tätig. Ich hätte bei meinen Azubis den Seitenschneider genommen und den Drahtverhau (Taster-Verdrahtung etc.) gekillt und zum Neuaufbau "animiert". Kurz: Eine Referenz sollte perfekt sein. Auch das Foto auf der Kontakt-Seite: Ungeeignete Kombination von ziemlich starren Leitungen mit den Buchsen; und wenn ich das richtig sehe, auch noch gelötet und nicht gecrimpt. Als Prüfer: 3 von 10 Punkten.
Meine Empfehlung: Ein Vorführprojekt, welches man auch mal einem Kunden ohne Scham vorführen kann, auf die Beine stellen. Kann man sich auch mal im Rahmen eines Praktikums externe Hilfe holen.
Apropos Webs(e)ite: Das ist Momentan ein Gemisch aus Deutsch und Englisch. Orientiere dich zuerst an eurer Zielgruppe (vermutlich deutsches Publikum, welches nicht unbedingt im technischen Bereich verortet ist).
Kastanie ist mein Brötchengeber. Darüber kann ich von der Platine bis zum fertigen Gerät alles anbieten.
Ich hoffe, dass dich Kastanie nicht nur mit Brötchen entlohnt.
Übrigens erschließt sich der Sinn und Anspruch von Exponiert erst, wenn man es im Zusammenhang mit Kastanie sieht. Das müsst ihr besser kommunizieren - ist mir auch erst nach einiger Zeit klar geworden.
Was ich mir bei der Technik an Spezialfähigkeiten erhoffe: Die standardisierten Boards lassen sich schneller aufbauen als Spezialentwicklungen, ...
Firmenstandard, insofern letztlich proprietär.
Du hast ein System von Komponenten, die als Module zusammen passen aufgebaut. Ich weiß, wie schwer es ist, ein modulares Konzept aufzubauen, insbesondere, wenn man zukünftige Anforderungen nicht kennt. _Die_ perfekte Lösung wird es da nicht geben. Insofern schon mal meine Achtung, für das bisher geleistete.
die losen Platinen sind billiger als Industrietechnik, und der I2C-Abklatsch ist robuster als die üblichen Arduino-Sensoren.
Die Aussage "I2C-Abklatsch ist robuster als die üblichen Arduino-Sensoren" erschließt sich mir nicht. Übrigens ist I²C sehr sauber dokumentiert und seit 1982 immer weiter entwickelt worden. Letzter Stand ist von 2014 (I2C-bus specification and user manualRev. 6 — 4 April 2014). Was muss ich da unter Abklatsch verstehen?
Weshalb ich euch schreibe:
- Ich möchte auch mal was Cooles zeigen und Street Credibility dafür,
dass das eine ernsthafte Alternative zu einigen Arduino-Projekten sein kann.
Glaubwürdigkeit auf der Straße? Come in and find out! ;-) Die Anzahl an Projekten, bei denen dein System eine echte Alternative darstellt, insbesondere im privaten Bereich, dürfte sich in sehr engen Grenzen halten. Es ist eher die Basis für eure Kastanien-Projekte; kommuniziert das auch so deutlich.
- Diese Liste ist der erste zaghafte Vorstoß in die
Open-Source-Community, von der ich mir Meinungen erhoffe.
- Vielleicht hat jemand Lust, es auch aufzubauen.
Das hält sich bei mir in Grenzen, nach ein paar Jahrzehnten in der Elektronik und eigenen Erfahrungen mit Arduino & Co. ist das halt so.
Dann merke ich, wo Doku fehlt und was technisch verbessert werden sollte. Ich gebe alle Daten und Wissen unter MIT-Lizenz weiter. Die Teile sind inklusive Platinen alle günstig bei deutschen Händlern zu bekommen.
Schnappt euch einen Elektroniker, der noch ein Praktikum braucht und baut ein vorzeigbares Referenzprojekt auf. Dabei soll der Praktikant nur mit euren Unterlagen arbeiten. Wenn er fragen muss, hast du ja schon die ersten Lücken gefunden. 2 Fliegen mit einer Klappe.
Zu den Platinen: Die Schaltungen hab ich nur kurz überflogen, ein paar Sachen würden mir sicher Bauchschmerzen bereiten oder werfen Fragen auf. Was ich empfehlen würde: Anbindung der Sensoren/Aktoren bzw. Befehls- und Meldegeräte _immer_ über Buchse/Stecker (z.B. JST); macht sich bei Inbetriebnahme, Fehlersuche oder Reparatur immer besser. Und ist weniger störanfällig, als eine schlechte Lötstelle. Die Notwendigkeit von Lochrasterplatinen sehe ich nicht, ist eher eine Lücke im Konzept. Und wenn, dann ordentliche FR4-Platinen mit Lötstopplack. Gibts für kleines Geld in unterschiedlichen Größen fertig zu kaufen. Die billige Variante im Foto korrodiert euch über kurz oder lang dahin.
Ansonsten: Die Stromlaufpläne in KiCad sind soweit sehr ordentlich und im Vergleich zu Arduino um Welten besser. Positiv finde ich auch die Wahl der Taster in einer eher vandalensicheren Variante.
Ich hoffe, das ist mal als kleine Rückmeldung ausreichend.
Folke