Hallo,
es wäre nett, wenn Ihr off topic auch entsprechend kennzeichnen würdet! Ich zitiere wieder original, um das ganze Ausmaß meiner Qual zu dokumentieren.
Freundliche Grüße von Manfred
Am Sonntag, den 07.12.2008, 23:57 +0100 schrieb Klaus Däßler:
Hallo micu, tut mir leid, aus Deinem Namen konnt ich nicht aufs Geschlecht schließen, hatte mich an Deinen "lieben Grüßen" orientiert, die HÄUFIGER von Mädchen/Frauen verwendet werden.
micu schrieb:
Hier mal'n Verweis auf einen kleinen Film, der ein paar von den typischen Zuständen aufzeigt, wenn (natürlich die Anderen) ihrem Kind 'n Rechner kaufen.
Du sprichst [1] überheblich vom "geistigen Prekariat", in das sich die jungen Erwachsenen von heute angeblich so gerne begeben [2]
Nee, unzulässig verallgemeinert. "DIE jungen Erwachsenen (also potentiell alle)" stammt von Dir. Natürlich gibt es ein geistiges Prekariat in diesem Land, da braucht man nicht überheblich zu sein. Im Bundestag oder den Leitmedien (Zeit, FAZ, Süddeutsche) spricht man immer von sog. "bildungsfernen Schichten" (natürlich ohne überheblich zu sein:-). Die gibt es wirklich. Jemanden, der ein kompatibles Wort verwendet, deshalb als überheblich zu bezeichnen, ist etwas Ideologie. Prekariat: eine Schicht, in der Notstand herrscht. Geistiges Prekariat: Bildungsnotstand.
--- und im nächsten
Atemzug empfiehlst du ein Filmchen weiter, das - mit Verlaub - eine Beleidigung für den gesunden Menschenverstand ist: Es strotzt geradezu nur so von Vorurteilen, undifferenzierten Stammtischparolen und Ammenmärchen.
Gottogott, wie nimmst Du das lustige, aber sehr aussagekräftige Filmchen doch ernst. Das Filmchen ist doch ein Spaß, mit mehreren sog. Körnchen Wahrheit darin. Da brauchst Du Deine logische Detektiv-Spürnase nicht zu wetzen, um darin Widersprüche zu finden. Ein plakativer Widerspruch ist sofort, daß dort ne Papierfigur sprechen kann. Mensch, ist dieser Trickfilm unlogisch. Aber die Grundaussagen, die dahinter stecken und rübergebracht werden sollen, sind eben doch richtig.
- ein Kind KANN ohne weiteres Schundvideos, Pornos, Ballerspiele
usw. erwerben und insbesondere auch runterladen.
- die Beschäftigung mit dem Kommpjuter nimmt progressiv Zeit in
Anspruch, die der Lebensbildung des jungen Menschen verlorengeht
- die soziale Bindung geht verloren (vorher war das vielleicht mal
ein normales Kind, das mit anderen im Kindergarten gespielt hat)
- die verbale Ausdruckskraft leidet beträchtlich, weil nie mehr
gelesen (aber auch nicht verbal argumentiert) wird.
- eine ganze Reihe weiterer Effekte, wie Übergewicht, Nervosität usw.
- Killerspiele: Es gibt sehr gute und intelligente Computerspiele. Als ein
aktuelles Beispiel sei "World of Goo" [3] genannt, welches ich fast schon als Kunst bezeichnen möchte. Außerdem gibt es sogar Computerspiele, die Kindern mit psychischen Problemen helfen können: [4, 5].
Hier hast Du Dich aber jetzt selbst ins Knie geschossen. Natürlich gibt es die. Aber es gibt auch in Massen großen Schund, der unseren Kindern seelischen Schaden zufügt - mal abgesehen von der Tatsache, daß dieser Realitätsersatz ohnehin schon gefährlich ist. Durch die "Es gibt"-Aussage hast Du eine Ausnahmeregel geschaffen. Das Sprüchlein: Ausnahmen bestätigen die Regel trifft auch hier zu. Solange Kinder mühelos und unbemerkt an Schund rankommen, ist unwichtig, daß es auch gute Spiele gibt.
- Netz- und Technikjargon: Es ist problemlos möglich, "imho", "AFAIK", "LOL"
und Co. zu verwenden und zudem von "Use-Cases" zu sprechen und trotzdem nicht an Sprachverkümmerung zu leiden. Den Einsatz von Netzjargon kann man nämlich durchaus auch im Sinne des spielerischen Umgangs mit der Sprache betreiben, wenn man es nicht übertreibt (siehe dazu auch [6]). Ansonsten lese man ein bisschen Bastian Sick, danach ist man nicht mehr sick [sic!], lol.
Das kann man selbstverständlich alles machen. Aber unter spielerischem Umgang mit Sprache stelle ich mir was Intelligenteres vor, als mit pseudoamerikanischen Abkürzungen einen Stallgeruch zu beschwören, den es gar nicht gibt. Das ganze Denglischgedresche ist doch eher etwas würdelos. Und wenn man nicht an Sprachverkümmerung leidet, so erwarte ich ein kleines Signal in dieser Richtung. Sick haben wir alle mal gerne gelesen, manche bis zum Erbrechen - mit der Zeit wirds Masche.
- Außerdem bitte ich zur Kenntnis zu nehmen, dass das Netz --- trotz des
zunehmenden Angebots an (mitunter sehr guten) Video- und Audiopodcasts --- nach wie vor ein textuelles Medium ist. Durch den Kontakt mit dem Internet lesen und schreiben ganze Generationen an Kindern und Jugendlichen so viel wie schon lange nicht mehr, vielleicht sogar: wie noch nie zuvor.
Hier möcht ich mal Einspruch erheben. Bitte schau mal unter dem Netzstandort (verz., Du würdest es vielleicht "Webseite" nennen) www.stiftunglesen.de nach, da wirst Du einige interessante Hinweise finden, unter anderem, daß Bildschirmlesen bei Kindern zur Verwirrung beiträgt, und nicht zum Leseverhalten führt. Außerdem ist das Typische am OLPC das (bewegte) Bild. Um Lesen zu lernen würde ich doch lieber ein Druckmedium empfehlen. Das fordert nämlich die nötige Konzentration und Beharrlichkeit, und außerdem automatisch die Mitwirkung der Eltern. Dinge, die man bei einem bequemen Multimedium sehr schwer finden wird.
In Foren,
Mailinglisten und Newsgroups müssen Menschen, die sonst nie ein Buch in die Hand nehmen würden, sich auf einmal eine Diskussionskultur erarbeiten, um dort nicht gleich niedergemacht zu werden. Ich würde außerdem so weit gehen zu behaupten, dass nach der Schule und der Universität das Internet die Hauptquelle meiner Bildung ist.
Thema verfehlt. Du willst jetzt auf die bewußte Nutzung des Internetzes durch intelligente Menschen hinaus. Darüber haben wir aber nicht diskutiert, das Internetz hat niemand kritisiert, sondern der Ausgangspunkt der Kontroverse war, daß ich meinte, früher Zugriff auf einen eigenen Rechner würde Kindern Schaden zufügen, Ihnen die wichtige Langeweile wegnehmen, die sie für Ihre autonome Entwicklung dringend brauchen, sie auch aufgrund ihrer naturgegebenen Neugierde in die Abgründe des Internetzes führen, die sehr wohl existieren, und zwar penetrant!
Computer und das Netz sind nicht per se böse
Das hat ja keiner behauptet. Auch der OLPC ist nicht böse, in manchen Erdteilen sogar sehr wichtig. und auch nicht von sich aus
schädlich für Kinder und Jugendliche. Statt das Internet zu verteufeln
(wer macht'n das????) gilt
es, Kindern frühzeitig - und stets altersgemäß - Medienkompetenz zu vermitteln.
Das klingt ja wunderschön. So wäre es absolut richtig. Aber es ist leider unrealistisch. Dazu muß ich Dich wieder auf eine andere Veröffentlichung verweisen. Bitte kaufe Dir das Spiegel-Spezial "Was Kinder klug und glücklich macht" (Winter 2008/2009) Dieses Geld auszugeben, lohnt sich für Leute die Kinder haben, oder welche haben wollen, wirklich.
Es ist allerdings nicht so, daß ich meine "Weisheiten" (verz. "my humble opinions") nun aus diesen Veröffentlichungen hätte. Dort sind die Ergebnisse vieler Untersuchungen, die ich teilweise kenne, nur besonders gut zusammengefaßt.
Zumindest was das Internet betrifft besitzt die ja momentan
leider nicht einmal die Mehrheit der Eltern und Lehrer --- von Politikern ganz zu schweigen ("Was war jetzt noch einmal ein Browser?", "Ich lasse mir das Internet ausdrucken", ...). Da sind private Initiativen wie "Weblogs an die Schulen" [7] doch nur zu begrüßen.
Sooo wichtig sind das Netz und der Rechner für Kinder eben gar nicht. Das klingt ja wie ooohnbedingtes Englisch ab dem 3. Lebensjahr. Windoofs sind doch alles bloß Fertigkeiten, die man in jedem Lebensalter blitzschnell erworben hat, wenn man nur will. Bitte mal nicht zu sehr hochstilisieren, nur weil es eines unserer Arbeitsmittel ist.
Und ja: Natürlich würde ich mein dreijähriges Kind nicht Counterstrike oder Wolfenstein spielen lassen, natürlich müssen die Eltern ab und an mal zuschauen, was ihre Kinder im Netz so tun (falls sie denn etwas davon verstehen...);
Die Realität ist aber, daß Kinder < mit eigenem Fernseher und mit eigenem Rechner > alleingelassen werden, und gerade weil es Fernseher oder Rechner sind. Die saugen nämlich die Kinder an und man ist sie bequem los, mit von Konrad begründetem gutem Gewissen. Und das ist ungesund und kreuzgefährlich. (Die Zahlen hierzu findest Du übrigens wieder in dem Spiegel-Spezial). Da nützt kein "die Eltern müssen" sondern nur: "Hände weg."
und natürlich schadet es nie, seinen Kindern aus
Märchenbüchern oder den Werken von Lindgren, Preuler, Adams oder Ende vorzulesen. Das Gegenteil hat aber auch nie jemand behauptet.
Aber es hat jemand empfohlen, kleinen Kindern einen eigenen Netzrechner zu kaufen, als gute Alternative zum Fernsehen. Und das ist beides kreuzgefährlich, denn das "eigene" impliziert unweigerlich die überwiegend unbegleitete Beschäftigung mit diesem Ding. Um dann die Schlangengrube zu umgehen, wurde auf "gute Erziehung" hingewiesen - als ob man Neugier durch "guter Erziehung" beikommen könnte.
Vielen Dank für die vielen schönen Verweise. Nix für ungut, aber in der globalkapitalistischen Gesellschaft gilt heute leider der Profit mehr als die Seele der Kinder. Um die geistige und seelische Entwicklung unserer Kinder steht es leider, verglichen mit früheren Jahren, durchschnittlich nicht so sehr gut. (Z.B. Annerose Keilmann, ich zitierte sie früher einmal in diesem Forum). Deshalb wird auch so viel von einer Krise des Bildungssystems gesprochen, die doch eine gesamtgesellschaftliche Erziehungskrise ist.
Ganz nebenbei sei einmal bemerkt, dass zumindest all meine Freunde jungerwachsenen Alters entweder keinen Fernseher besitzen oder diesen nur höchst sparsam konsultieren, um zudem Reich-Ranicki-kompatible Sendungen auf 3Sat oder arte zu genießen.
Das find ich prima, und doch ist es nicht die gesellschaftliche Realität. Der durchschnittliche Deutsche (ob Säugling, ob Greis, ob Arbeitswütiger) verbringt etwa 3 h täglich "vor dem Fernseher". Auch dazu, insbesondere in Bezug auf Kinder, findet man was in dem Spiegel-Sonderheft.
Viele Grüße von Klaus
Lug-dd maillist - Lug-dd@mailman.schlittermann.de https://ssl.schlittermann.de/mailman/listinfo/lug-dd