Hallo,
zum Anderen ist alles so "anders".
Man mag Veränderung nicht - insb. nicht, wenn man sie nicht kontrollieren kann - eine menschliche Eigenschaft.
Mit der besonderen Ordner-Struktur des Linux-Systems kommt sie nicht zurecht,
Inwieweit kommt sie damit in Berührung? Ein Normalmensch fummelt unter Win doch auch nur unterhalb von seinem $HOME herum und weiß weder, wo $HOME in C:\ eigentlich genau liegt, noch was unterhalb von C:\win eigentlich abgeht. Wieso muss sie in Linux außerhalb von $HOME was machen, unter Win aber nicht?
es irritiert sie, dass immer wieder etwas gebastelt werden muss, dass hin und wieder nur mit Befehlszeilen voranzukommen ist, dass man einen Haufen kleine Programme statt wenige große hat, usw. In einem besonders angefressenen Augenblick hat sie mir gesagt, dass es "endlich einfach mit klicken laufen" sollte.
Offen gestanden: Ich sage ich mir ca. im Monatsrhythmus.
Und ich verwende Linux seit irgendwann 2000, habe mir mittlerweile wahrscheinlich jede Systemkomponente irgendwann schonmal selbst compiliert, habe just for fun Apps auf meinen Linux-Router portiert. Nur ist meine Neugier (und Zeit für sowas) mittlerweile erschöpft und ich möchte das System einfach nur noch verwenden, um meine Arbeit zu erledigen.
Dass ein Linux-Desktop schneller, stabiler oder fehlerärmer wäre als Windows ist einfach ein Vorurteil aus der Zeit von Windows 98 & Co. (im Servereinsatz hat Linux nach wie vor riesige Stärken)
(da Bugreports jedesmal mit "jemand anders ist Schuld" oder "in der neuen Version ist das schon gefixt" (nur müsste ich, um das Update des einen Programms zu bekommen, gleich das halbe System neu compilieren) beantwortet werden lasse ich es mittlerweile auch sein, die zu reporten)
Daneben betreue ich noch eine Handvoll Kisten mit Vista/2k/XP. Die laufen einfach, teilweise seit Jahren, ohne dass ich groß was machen muss.
Dem "inoffiziellen" Status entsprechend, hat sie grundsätzlich keine Updates vorgenommen - stand also ziemlich ungeschützt da.
Wo ist das Problem, wenn die Anwendungen (v.a. Browser) aktualisiert werden und eine Firewall davorhängt?
Die PSP9-Sache habe ich, zugegebenermaßen unterschätzt. Besonders die Version 9 läuft nicht gut mit Wine.
In cxoffice laufen die "wichtigen" Win-Apps wohl besser (nicht probiert). Wine ist in meinen Augen ein Regressionsmonster - was in der einen Version funktioniert kann schon in der nächsten Minor nicht mehr funktionieren und mit einer anderen Version der libc gibts noch einen anderen Fehler.
Linux, so man sich etwas damit beschäftigt, ist nun mal viel [...] nutzerfreundlicher als das starrere Windows.
Das halte ich für ein Gerücht. Na klar kannst du dein Linux so anpassen, dass es wie ein NeXT aussieht, du kannst viel genauer ändern, wie es auf eine CD reagiert etc. - aber du wirst sehr viel Zeit benötigen, um es so _sinnvoll_einfach_ zu machen wie ein Windows.
Als Beispiel mal Gnome (2.14.3), Debian, defaultconfig. Wenn ich ins Programme-Menü (oben links das Ding, "Start" bei Win) gehe, bekomme ich eine Liste von installierten Programmen. Die Liste finde ich aber nicht sinnvoll, ich will die Struktur ändern. Rechtsklick drauf und ein Kontextmenü kommt? Fehlanzeige.
Ein paar Icons auf dem Desktop. Die Titel sind breiter als was Gnome für ein Icon an Platz vorsieht. Automatischer Zeilenumbruch? Fehlanzeige.
Wenn sich mein Router aufhängt geht das Ich-reagier-auf-NW-Sachen-Applet auf dauerhaft 100% CPU-Usage.
Wahrscheinlich sind auch diese Probleme alle im neuesten Gnome verschwunden, um neuen Unsinnigkeiten Platz zu machen. Die Liste ließe sich mit der nächsten App und Distri fortsetzen.
(Keine Ahnung, wie das mit KDE ist, aber 4 Sekunden auf eine in KDE startende Konsole (die Term-App) zu warten ist mir einfach auf einer 1.3 GHz-Maschine (800 MB RAM) zu lange. Vor allem, da das rxvt auf'm 486 "sofort" (< 1s) da war)
Summa summarum: Ich wundere mich nicht im geringsten, dass sich jemand bei Linux aufregt, warum der **** nicht einfach nur läuft.
So man sich damit beschäftigt. Die Rechner-Besitzerin aber möchte sich nicht damit beschäftigen.
Wenn sie das wöllte wäre sie Computer-Doktor geworden, nicht Anwenderin.
Ich mein: stell dir mal vor, du willst ein Auto kaufen.
Option 1: fährt und fährt und fährt. Motorleistung OK. Du kannst nicht den Rücksitz ausbauen, wenn du was großes transportieren musst.
Option 2: du kannst den Rücksitz problemlos ausbauen. Ebenso kannst du per Hand 450 unterschiedliche Motoren einbauen, falls du mal einen Panzer abschleppen willst oder dergleichen. Fährt meist, nur gelegentlich musst du am Vergaser rumschrauben, weil du dreimal rechts und dann zweimal links fahren willst. Oder die Hohlkrummschraube gegen eine neue austauschen, wenn du eine ungerade Anzahl an Brötchen mit einem Nussanteil von über 12% mitnehmen willst. Die nötige Mechanikerausbildung erledigst du in deiner Freizeit.
Welches nimmst du? Das, mit dem man sich beschäftigen muss?
XPde installieren und hoffen, dass das als Psycho-Trick Wunder bewirkt?
Ändert genau was daran, dass immer wieder in der Konsole dran herumgeschraubt werden muss?
Meine Ansicht: gibt ihr XP wieder, mach sie darauf aufmerksam, ihre freien Apps regelmäßig upzudaten, nagel ihr ein Firewall vor's System (wenn nicht ohnehin ein Router dazwischen ist).
Viele Grüße Fabian