Natürlich endet es nichts am Umstand, dass die Benutzbarkeit von Windows-Produkten für Endnutzer unschlagbar ist. Oder dass es einen Haufen Bereiche gibt, in denen Linux hinterher hinkt (einem Architektenfreund etwa musste ich zugeben, dass er seine CAD-Dateien, wenn überhaupt, nur beschränkt bei mir bearbeiten kann).
Ich hoffe, meine Religiosität und mein Pragmatismus halten sich die Wage... :-)
Jean-Philippe
Bei dieser Diskussion hat sich wieder klar ergeben, daß Linux ein hervorragendes Betriebssystem für fortgeschrittene Benutzer ist, aber für Anfänger oder permanente Laienbenutzer nicht den Benutzerkomfort bietet wie Windows, jene also am Einstieg hindert, und, was schmerzhaft ist, an ihrer persönlichen Weiterentwicklung am Rechner als wichtigstem Phänomen unserer Epoche. Jeder Permanent- Laie könnte ja Lust kriegen, den Rechner richtig auszuschöpfen, und nicht immer nur das Gleiche zu machen. Daß einer genetischer Windows-Nutzer ist, und wir Linuxer alle ne Hackermacke haben, glaube ich nicht. Es geht darum: was bietet mir der Rechner an. In Windows wird man mit dem Verstehen des abstrakten Prozessors als solchem, der ideal meine Probleme löst, nicht weiterkommen, weil dann ständig neue hirnrissige Fertigkeiten und Auswendiglernereien verlangt werden.
Als vollwertig produktives Betriebssystem ist Linux unschlagbar, wegen seiner konsequenten Unix-Arbeitsweise (Shell usw). Man braucht ja nur mal das CMD-Leistungsmerkmal von Windows mit dem BASH-Leistungsmerkmal von Linux zu vergleichen.
Als Einstiegs- und permanente Laien-Oberfläche haben die Microsoft-Ingenieure gute Arbeit geleistet, konnten sich leider nicht von dem Verhau darunter trennen. Demgegenüber haben die Entwickler von Gnome und KDE nicht weise genug gearbeitet. (Trotzdem sei ihnen nach wie vor heißer Dank).
Wir Linux-Entwickler können bei M$ abschauen, das heißt, Benutzer- oberflächen und Werkzeugsätze schaffen, die denen bei Windows ebenbürtig oder überlegen sind, mal so richtig rund. Das ist ja in KDE in gewissem Umfang verwirklicht. Vieles läßt sich weit mehr vereinfachen und automatisieren.
Mit VC++/C# usw. bin ich nicht glücklich. Das liegt daran, daß ich als Liebhaber höherer Programmiersprachen den Anspruch stelle, die SPRACHE selbst als Strukturierungs-, Codierungs- UND DENKMITTEL zu verwenden. Ich will nicht monatelang erst den hochkomplexen, phänomenologischen Schwachsinn irgendwelcher Oberflächen, Projekte, Versionen, debug und nodebug, tausend widersprüchlicher und teils sinnloser Optionen, begriffsfremder Optimierer, Fertigkeiten undsoweiter auswendig lernen. Das ist Hacker- und Nerd-Glück - zu diesen Fachidioten will ich nicht gehören. Mich interessiert mein Problem (gegenwärtig Übersetzung natürlicher Sprache, Eurofon). Ich will sehen, wie überschaubare Programme der HOCHSPRACHE selbst - mein Problem darstellen, verständlich strukturieren und runterrasseln. So entstehen die besten Programme.
Das Letzte hat allerdings mit einer Bewertung von Linux vs. Windows weniger zu tun. Ich könnte ja gcc und g++ auf Windows nehmen. Klaus