* Thomas Schmidt lug-dd@netaction-server.de [2004-02-08 10:24]:
Was versprichst du dir in deinem konkreten Fall von Opensource? Viele viele fleißige Leute, die dem kommerziellen Erfolg deiner "Spezialsoftware" durch ihre Programmierkenntnisse für Lau auf die Sprünge helfen?
Nein. Ich verspreche mir eben gar nichts davon.
Dann mach's halt einfach nicht, ist doch Deine Software. ;)
Hier wird dauernd erzählt, daß Opensource besser sei. Also möchte ich kein schlechter Mensch sein und auch Opensource schreiben.
Was hat das damit zu tun, ob man ein guter oder ein schlechter Mensch ist? Gar nix. Ich bin ja nicht gezwungen Software einzusetzen, die oder deren Lizenz mir nicht gefällt. (Zum Thema "Sachzwänge": gibt es so etwas überhaupt? Niemand zwingt mich mit Opera zu surfen, aber trotzdem nutz ich ihn, weil mir kein anderer Browser für den Dauereinsatz paßt. Niemand der Open Source bevorzugt ist gezwungen einer Arbeit wegen, oder weil es eine bestimmte Art von Programm noch nicht frei gibt, Closed Source zu benutzen. Oder ungedreht für Closed Source-Fans, die freie Software einsetzen "müssen". Das sind Dinge für die man sich freiwillig entscheidet, weil man andere Dinge (z.B. Job behalten) für wichtiger hält.)
Ob man ein schlechter Mensch ist sollte man sich vielleicht fragen, wenn man Linuxuser an Windowsrechner kettet oder umgedreht, aber nicht wenn man Software schreibt, die irgendwem nicht gefallen könnte. Irgendwer findet sich immer der rumnörgelt, egal von welcher Seite.
Ihr könnt mir mal erzählen, wie das gehen soll.
Das kannst Du nur selbst, da Du Dich mit Deinem Programm und Deiner geschäftlichen Situation auskennst.
... abschätzen können, ob du dein 'Gehalt' allein durch Support erwirtschaften kannst.
Das kann ich nicht, da mein Programm verhältnismäßig viel Aufwand bei der Entwicklung ist (äußerst komplizierte Formeln, die sonst keiner hat), aber nahezu überhaupt keinen Support beansprucht.
Nachfrage: das heißt, wenn ich das richtig verstanden hab, daß Du, - für die Kunden, ständig etwas änderst, weil sie bestimmte neue Funktionen benötigen; - das Programm soweit stabil und einfach zu bedienen ist, daß weder Wartung noch Schulung anfallen.
Wenn die Kunden alle das Programm, so wie es ist, "shrink wrapped" bekommen und keine Anpassungen nötig sind ist das natürlich wenig vorteilhaft.
Wenn Du aber davon lebst, die Software für den Kunden zu erstellen (nicht sie ihm nur fertig verkaufen, schließlich ist es ja Spezialsoftware), dann macht es kaum Unterschiede, ob sie eine Exklusivlizenz bekommen oder gar jeder x-beliebige sie sich mit Quellcode aus dem Netz ziehen und benutzen kann.
An dieser Stelle paßt meine Frage zu Deiner Frage: Warum sollte ich aus Herstellersicht meim Programm als Opensource weitergeben?
Das läßt sich einfach beantworten: Du solltest das tun, wenn Du das willst. Wenn Du es nicht willst, solltest Du es nicht tun.
_Alles_ hat immer Vor- und Nachteile. Einige Eigenschaften sind sowohl Vor- als auch Nachteile und einiges ist situationsabhängig. Es geht aber nicht ohne Nachteile oder ohne Vorteile. Bei keiner Lösung.
Zu den Vorteilen und auch Nachteilen ist in den anderen Beiträgen schon viel geschrieben wurden.
Einige Sachen können durchaus Verkaufsargumente sein:
- 1000 Augen sehen mehr als 2, auch wenn die Logik des Programmes richtig ist finden sich oft Fehler, die nicht auf jedem Rechner auftauchen. Wenn die Rechner auch noch etwas sicherheitskritisches machen will auch nicht jeder Programme einsetzen, deren Quellcode er nicht hat, da man nicht weiß, was drin ist und auch bei Sicherheitslücken aufgrund von Fehlern nichts machen kann.
- Investitionssicherheit. Ich weiß nicht, wie Du das machst, falls Du nicht nur Programme und Updates verkaufst und der Kunde sowieso auf dem Schlauch stehen würde, wenn er keine neuen Updates kauft sondern einige der Kunden Dich dafür Bezahlen, Dinge in das Programm einzubauen, werden sie dafür sicher eine Menge Geld bezahlen müssen. Falls Du einmal aufhörst, etwas an dem Programm zu machen brauchen die Kunden das Programm evtl. immernoch. Programme sind selten "fertig" und Kunden wollen ihr Geld nicht für Dinge rauswerfen, deren Zukunft ungewiß ist.
- Anpaßbarkeit. Neben der harten Arbeit, die Du mit den Formeln machst gibt es auch noch kleine und einfachere Aufgaben, die Du aber nicht in jedem Fall machen kannst, aber an denen die Kunden durchaus Interesse haben könnten: z.B. Kunde hat neuen Rechner mit anderem Unix und will das da auch laufen lassen, vielleicht nur leichte Änderungen, aber Du hast auch nicht Zugang zu allen Plattformen. Oder Anpassungen an andere Sprachen, auch wenn man mehr als zwei Sprachen auf nem praxistauglichen Niveau beherrscht: keiner kann alle 5000. (OK, Textausgaben solltem eh vom Quellcode getrennt sein, war aber n gutes Beispiel.) Der Kunde hat so die Möglichkeit, das Programm für seine Rechner und Mitarbeiter anzupassen, je freier das Programm als solches ist, desto eher wird er die Änderungen, Dir oder der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, was wiederum den Kreis der potentiellen Kunden vergrößern kann, da nicht jeder die Hard- und Software einsetzt, die Dir Verfügung steht oder die Sprachen spricht, in denen Du das Programm anbieten kannst.
Stefan