Hi,
On Saturday 08 September 2012, Jens Herrmann wrote:
da hier ja im Moment nicht so viel los ist starte ich mal ein Thema das mich schon seit einiger Zeit beschäftigt. Ich nutze bereits seit einigen Jahren Xubuntu, hauptsächlich mit den über die repositories verfügbaren Anwendungen. Bei einer Reihe von Projekten ist mir aufgefallen, daß Bugs über längere Zeiträume nicht beseitigt werden, auch wenn diese bei vielen anderen Nutzern auftreten und von Entwicklern reproduziert werden können. Als Beispiel seien hier mal https://bugs.launchpad.net/bugs/880024 und https://bugs.launchpad.net/bugs/972340 genannt.
Sowas passiert wenn es nicht genug Entwickler gibt, der letzte Spezialist für dieses Thema weg ist oder andere Bugs wichtiger sind.
Speziell für thunar ist auch zu beobachten, daß sinnvolle features die man auf der Entwickler-ML vorgeschlägt ignoriert werden. Z.B. wäre es wünschenswert, daß ein in thunar neu angelegter Ordner automatisch selektiert wird. Das ist vermutlich nicht allzu schwer zu realisieren wird aber nicht umgesetzt.
Die Definition von "sinnvoll" ist zwischen Nutzern und Entwicklern häufig sehr unterschiedlich. Die Definition von "nicht allzu schwer" ist fast immer radikal unterschiedlich.
In diesem speziellen Fall kann ich das natürlich nicht einschätzen, da ich nichtmal Nutzer dieser Software bin.
Im Allgemeinen gilt aber: Ein Fehler der von Nutzern gerne gemacht wird ist eine angebliche Lösung vorzuschlagen ohne zu beschreiben welches Problem damit gelöst werden soll - der Effekt ist dass die Entwickler nicht sehen dass es da ein wichtiges Problem gibt, sondern nur dass da eine sinnlos komplexe Lösung gefordert wird, die kaum einen Effekt hat.
Also: immer beschreiben was Dein Problem ist und warum die existierende bzw. bekannte Lösung nichts bringt. Du wirst oft überrascht sein welche eleganten Lösungen die Entwickler vorschlagen und welche Möglichkeiten es bereits gibt.
Ich bin selber kein Entwickler und kenne auch niemanden der als OS-Entwickler tätig ist. Deshalb stelle ich hier mal die Frage in den Raum - Wirken die Anreize die in "The Bazaar and the Cathedral" von Eric Raymond and ähnlichen Werken geschildert werden möglicherweise doch nicht so wie deren Autoren sich das vorstellen?
Welche Anreize speziell meinst Du?
"Scratch an itch"? Ja, die Entwickler lösen immer als erstes die Probleme, die sie selbst nerven.
"Fame"? Funktioniert. Bestens. Ich mache auch lieber Sachen, die von vielen benutzt werden.
Wäre es vielleicht doch sinnvoll gezielt finanzielle Anreize zu setzen. Ich könnte mir das z.B. vorstellen als eine Möglichkeit für Anwender auf bugs im launchpad eine Art bugfix-Prämie auszusetzen die im Erfolgsfall ausgezahlt wird.
Vorstellbar, aber welchen Effekt das haben wird ist schwer vorherzusagen. Bei einigen Bugs könnte es Entwickler anlocken, bei anderen könnte es sogar zu einem Exodus führen, weil die Entwickler sich beleidigt fühlen.
Ich würde zum Beispiel ganz gezielt solche Bugs vermeiden.
Nutzer könnten so einen Einfluß ausüben darauf welche bugs ihnen besonders wichtig erscheinen.
Voting gibt es schon bei vielen Bugtrackern (bei Lauchpad bin ich mir da jetzt nicht sicher). Man kann es aber auch locker ignorieren.
Bei besonders nervigen bugs würden sich Kleinbeträge dann summieren und möglicherweise einen Anreiz für deren Beseitigung setzen der sonst nicht vorhanden wäre. Wurde diese Idee vielleicht schonmal in der OS-community diskutiert?
Immer wieder. Zusammen mit anderen Anreizsystemen.
Es würde es Nutzern wie mir, die selbst keinen Entwickler bezahlen können aber durchaus in der Lage wären 100-150 Euro/Jahr beizusteuern ermöglichen gezielt die Dinge zu fördern auf die sie besonders Wert legen.
Problem daran ist dass die Beträge, die zusammenkommen keine Korrelation zum Entwicklungsaufwand haben. Ein besonders nerviger Bug, der 10000 zusammenbringt, kann innerhalb von 20 Minuten gefixt sein und ein Bug der wichtig ist aber nur ein paar Hunderter bringt kann Monate in Anspruch nehmen. Als Nutzer ist das nur schwer einzuschätzen. Die Verteilung des Geldes wäre unweigerlich unfair.
Wenn Du so ein System sinnvoll betreiben willst musst Du mindestens ein paar dutzend Entwickler einstellen und die Einnahmen über hunderte Bugs ausgleichen. Bisher hat noch niemand so ein Geschäft aufgemacht - Firmen bezahlen besser und zuverlässiger als Privatnutzer.
Konrad