Friedrich W. H. Kossebau schrieb:
Gerade jetzt wo es interessant wird...
Finde ich auch...
Gruß Friedrich
Also gut, machen wir noch bißchen weiter:
1) Fachsprache in der Muttersprache:
Ist es nur mir aufgefallen, daß reine Anwender "Computer" sagen, während ein Großteil der Fachleute "Rechner" sagt.
Nö, mir auch. Liegt vielleicht daran, daß die Fachleute aufgrund ihrer differenzierten Kenntnis des Fachgebiets lieber mit semantisch sicheren Begriffe kommunizieren, während die Anwender hilflos den semantisch schwammigen Begriffen der Werbe- und Vertriebsleute ausgeliefert sind und unreflektiert übernehmen müssen, mangels Alternativen.
Es ist ganz wichtig, daß die Fachsprachen in die Muttersprache eingebettet sind. Dann können die Laien geschärfte Begriffe aus den Fachsprachen übernehmen, damit steigt ihre Kompetenz, die Verständigung zwischen den Fachleuten und den Laien, die Rückkopplung aus dem Volk zu den Fachleuten, lauter ganz wichtige Dinge. Eine Wissenschaft/Fachdisziplin, die sich von der Sprache ihres Volkes getrennt hat, war noch nie zu dessen Nutzen, sondern immer zum Nutzen anderer (Machtstrukturen des Französisierenden, oder der latinisierenden Herrschaftskirche, die dann durch Luther aufgebrochen wurde, oder heute von Hrn. Gates). Ich meine auch, wir müssen diesen Werbefuzzis und Wichtigtu-Verkäufern und auch den schlechten Schulungszentren immer auf die Finger klopfen, wenn sie durch Englisch-Gesäusel Hochachtung der Laien und Stallgeruch verbreiten wollen.
2) wenn das Interesse im LUG besteht, kann ich mal einen kurzen Vortrag über Wissen, Intelligenz und Muttersprache halten. (Der natürlich i.a. zu riesigen kontroversen Diskussionen führt).
Ich bin auch der Meinung dass es wichtig ist sich mit Fachbegriffen genau auseinander zusetzen und sie korrekt in seine Muttersprache zu übersetzen, um Missverständnisse auszuschließen und Dinge besser zu verstehen.
3) da stimme ich Dir, Alex, voll zu, jedoch bitte ich, folgendes zu berücksichtigen:
Der Terminus "Übersetzen" bedeutet, daß das Phänomen woanders erfunden ist, und wir seine Bezeichnung - rein sprachlich - übersetzen. Es geht aber vielmehr darum, sich das Phänomen, das überall in der Welt vorhanden ist, im semantischen Kontext der Muttersprache anzusehen, und dann einen sprachlichen Begriff zu finden, der dem Phänomen im Deutschen optimal entspricht, wenn er nicht schon lange existiert :-) Das ist i.a. etwas anderes als "Übersetzen".
Das richtige Wort hast Du, Alexander, schon verwendet: "Eine Entsprechung finden"!
Beispiel für die Unterscheidung zw. Übersetzung und Entsprechung: Das Wort "es macht (keinen) Sinn" ist - im Gegensatz zu "es hat keinen Sinn" - eine ÜBERSETZUNG von "it makes (no) sense" und zeugt von einem grundlegend anderen philosophischen Ansatz. Der deutsche oder europäische Ansatz, und damit die deutsche ENTSPRECHUNG (es hat (keinen) Sinn) ist, daß den wichtigen Dingen der Welt (Ich, Leben, Evolution usw.) ein Sinn gegeben ist, auf den wir keinen Einfluß haben, und aus dem sich der Sinn anderer Dinge ableitet. Der US-amerikanische Ansatz ist hingegen der des Konsums: Wir erzeugen etwas, das Menschen als einen Sinn des Daseins erleben - wir erzeugen Sinn selbst, nämlich z.B. kräftig etwas kaufen. Das immer wieder gehört, schafft in den Köpfen der Menschen eine bestimmte weltanschauliche Grundhaltung, nämlich die des Neoliberalismus. Worte sind Macht.
4)
Selbst für diese grundlegenden Begriffe haben wir immer noch keine richtigen deutschen Entsprechungen gefunden.
Folgende deutsche Wörter werden (teilweise von mir) vorgeschlagen bzw. gibt es schon lange:
Software = logiciel --- Denkware (ist noch sehr ungewohnt) Hardware = matériel --- Gerätetechnik, Geräte (von Konrad Zuse
eingeführt, der den frei programmierbaren, d.h. turingmächtigen Rechner erfunden hat)
Byte = octet --- Kann m.E. als Lehnwort bleiben, auch Bit.
Oktett wäre eine Möglichkeit, ist aber ebenfalls nicht sehr suggestiv.
Motherboard = carte-mère Hauptplatine: Gibt es schon sehr lange!
Firewall = pare-feu Brandmauer (wird implizit von den "Firewall"-
Sagern "gedacht", weil sie "die Firewall" sagen.
E-mail = courier électronique die Epost (Mengenbegriff), der Ebrief, oder
kontextabhängig "der Brief", "die Nachricht". (etwas ungewohnt, aber kurz und viel präziser)
usw. usf. ...
5) ich verwalte (neben der DIN-Wörterliste Informatik beim NI22) auch eine kleine "Wörterliste Alltagsinformatik", mit kleinen Erklärungen. www.mathint.com/grundlagen/infterm.html Da kann man noch'n paar mehr finden.
Gruß Klaus
Alexander Morgenstern schrieb:
Hallo Leute,
.....