Am Fri den 09 Apr 2004 um 12:09:03PM +0200 schrieb Tobias Koenig:
On Fri, Apr 09, 2004 at 11:38:07AM +0200, Peter Mazurek wrote:
so gestatte bitte die Frage, warum mit einem kaput- ten System immer mehr reglementiert werden soll?
Das Problem ist, daß die meisten Beamten im Patentamt von der Praxis nicht viel Ahnung zu scheinen haben, sonst wären Trivialpatente nicht möglich... Abgesehen davon das ich persönlich Softwarepatente für Schwachsinn halte (da IMHO die 'Neuerungen' heut zu Tage viel zu sehr auf Vorarbeit anderer beruhen), täte es dem Patentamt gut fähige Leute einzustellen die sich in Sachen Technik auch mal weiterbilden und über ihren Schreibtischhorizont schauen...
Das Problem ist aber nun, daß Beamte hier auch eine Art Arbeitsplatz- sicherung betreiben. Umso komplizierter die Materie gestaltet wird, umso mehr muß der Staat einstellen, um das System noch verwalten zu können. Der Glaube, daß man durch mehr Reglementierung mehr Gerechtigkeit bekommt, ist IMHO falsch, da das Instrumentatium dadurch nicht mehr handhabbar ist und nur der einen Nutzen daraus ziehen kann, der es sich finanziell und zeitlich leisten kann.
Außerdem besteht IMHO ein Interessenkonflikt, die Patentämter werden dafür bezahlt, Patente zu erteilen, nicht abzulehnen.
Und es sei nur noch mal daran erinnert, daß fast die Hälfte der deutschen Parlamentarier Beamte sind. Da macht man doch den Bock zum Gärtner. Vereinfachungen von gesetzlichen Bestimmungen, die zu mehr Transparenz führen, kann man sich von dieser Gruppe wohl eher nicht versprechen. Noch mehr Beamte einzustellen macht also keinen Sinn, besser wäre es, wenn man das Verfahren zum Anstreiten eines Trivialpatentes stark vereinfachen würde. Somit würden diese Patente mit Hilfe des gesunden Menschenverstandes schneller und kostengünstiger entsorgt werden.
Letztlich geht es ja auch um wirtschaftliche Macht und Einfluß. Wie wir ja wissen, besitzt Geld Gravitation - das Geld wandert immer auf den größten Haufen (das hat AFAIK noch niemand wissenschaftlich widerlegt). Patente sind in der Informationsgesellschaft so etwas wie Resourcen, die Großkonzerne zur Produktion benötigen. Diese müssen gesichert und verteidigt werden. Und da es nach allgemein herrschender Auffassung der Bevölkerung gut geht, wenn es der Wirtschaft (den Konzernen) gut geht, müssen Softwarepatente einfach kommen, damit Arbeitsplätze gesichert werden. Damit niemand auf die Idee kommt, das diese Argumentation falsch ist, da sie in der Realität so nicht belegbar ist, wird eine offene Debatte darüber unterbunden. Wer bis hier mit dem Lesen durchgehalten hat ;-) dem seien die Veröffentlichungen von Noam Chomsky empfohlen. Einige davon gibt es z.B. auch als PDF (mal danach googlen). Interessant sind da "Media Control" und "Profit over People".
So genug gemotzt für Heute,
andre