Hallo Frank,
Am Donnerstag, 26. Oktober 2006 15:00, schrieb Frank Gerlach:
Vielleicht waere ein Gegenvorschlag bedenkenswert:
Wahlen vom Heim-PC aus uebers Internet.
Ironietags vergessen? Oder kein Computerversteher? ;)
Falls es Dir ebenfalls um demokratische Wahlen geht, die sollten folgende Kriterien erfüllen: allgemein, unmittelbar, frei, gleich und geheim oder so. Das muß ein Wahlsystem ermöglichen. Und hat das Kreuz-auf-Papier-in-Wahlkabine-System auch ziemlich gut. Warum also nun ablösen? Weil die Unmittelbarkeit wegen der komplizierteren Auszählung des Panaschierens und Kumulierens nicht mehr so garantiert ist? Einfach mehr Bürger zur Wahlauszählung abstellen (aber daran verdient ja niemand).
Dabei sind natuerlich noch Probleme wie zB. DOS-Attacken auf die Wahl-Server zu loesen.
Und Wahlwürmer und Wahlviren. Würde mich nicht wundern, wenn mit so einem System die Piratenpartei unauffällige 53 % der Stimmen bekommt. :P
Zwecks Verifikation koennte der Waehler eine 128 bit Zufallszahl mitschicken, die dann mit der Stimme veroeffentlicht wird. Somit koennte jeder "seine" Stimme kontrollieren.
_statt_ der Stimme, meinst Du sicherlich. Und es sichert nur, daß die Stimme gezählt wurde. Aber nicht die Kriterien frei und geheim.
Natuerlich ist auch hier die Kontrolle des "Wahlservers" noetig, um sicherzustellen dass die Wahl anonym ist. Im Gegensatz zu tausenden "elektronischen Wahlurnen" koennte dies aber an zentraler Stelle von einem Team von Informatikern (aller Parteien natuerlich) sichergestellt werden.
Huh? Noch haben wir, offiziell wenigstens, keinen Parteienstaat. Jeder, jeder Bürger/Wähler muß und sollte die Möglichkeit haben, die Korrektheit nachzuvollziehen. Und das schließt auch geistige Kapazitäten ein. Wir wollen doch nicht die ganzen Juristen, Marketingler, Fernsehleute und andere Feindbilder ;) mit minderem technischen Sachverstand ausschliessen.
Wenn man also ein bischen Gehirnschmalz in die Sache inverstiert, kann man sicher eine elektronisches Wahlsystem implementieren, welches akkurat, sicher und anonym ist..
So akkurat, daß es Deine Mutter, mein Onkel, dessen Tochter und mein Postbote nicht nachvollziehen können? Denn was man nicht versteht, kann man auch nicht kontrollieren. So anonym, daß man nicht weiß, wer wirklich die Stimme abgegeben hat (Papa, Pfleger, Stimmenkäufer, Wurm) und wer mitloggt, wer was gewählt hat? So sicher, daß niemand merkt, wenn die Ergebnisse ein wenig geschoben werden?
Leider hat der ausufernde Gebrauch von Briefwahl hier z.T. die Sitten einreißen lassen, hat sogar das Bundesverfassungsgericht schon bemängelt. Aber manche Politiker und Verwaltungen lösen lieber Probleme, die keine sind. Und schaffen lieber neue, durchs Einführen innnnovativer Lösungen (weil bei dem schwammigen Begriff "innovativ" niemanden klar ist, daß er orthogonal zum Konzept "vernünftig" ist).
Hier ein paar (natürlich einseitige) Informationen zum Thema: http://www.heise.de/newsticker/meldung/79791 http://www.ulrichwiesner.de/ https://berlin.ccc.de/index.php/Wahlmaschinen
Tut mir leid, Frank, es ist wohl ziemlich unmöglich, Systeme zwischen Wähler, Wahlzettel und Wahlurne zu schalten. Die Sicherung der einmaligen Berechtigung, der freien Stimmentscheidung und der geheimen Stimmabgabe erfordert Räume mit bestimmten Bedingungen, die auch jedem nachvollziehbar sind.
Gruß Friedrich
PS: Ich bin immer noch auf der Suche nach Material von der Diskussion, die sicherlich stattfand, bevor 2003 die Möglichkeit des Einsatzes von Wahlgeräten wieder aus dem Sächsischen Landeswahlgesetz gestrichen wurde. Hat da jemand Links?