On Wed, 2005-02-16 at 21:15 +0100, Konrad Rosenbaum wrote:
Wie, Du hast irgendwann mal den Überblick gehabt?
Wer behauptet den Überblick zu haben, hat nur noch nicht alles gesehen.
Ich glaub, ich migriere wieder zu Windows, da ist die Welt übersichtlich und noch in Ordnung...
- Du Masochist! ;-)
Jedem Tierchen sein Plaisierchen (sp?).
- Win98, WinME, WinNT4, Win2k, Win2k3, WinXP Home, oder doch lieber WinXP
"Professional"?
Win95, Win95SE, WinNT4SP1, WinNT4SP2, WinNT4SP3, ... Win2kSP1, Win2kSP2, ... (you get the idea), WinXP "embedded" (ca. 800MB HD-Platz)
[3-9]
10-200: Mailclient, Verschlüsselung (Mail, Platten, etc.), Firewall, $LIEBLINGSEDITOR, weitere Entwicklungstools, Spezialsoftware, Spiele, $DENKDIRNOCHWASAUS
[...]
Nachteil an Windows: Du musst Dir diesen ganzen Krempel selbst zusammensuchen, das meiste teuer kaufen und dann umständlich installieren.
Es gibt für fast alles freie (Bier und Rede) Alternativen und auch unter Linux muß ich erstmal wissen, was es da gibt (aka zusammensuchen), damit ich es installieren kann.
Linux: ist (fast) alles schon dabei und wird bei den meisten Distries schön bequem installiert und vorkonfiguriert.
Alles was Du unter 1-200 aufgezählt hast ist bei Windows auch schon dabei. Bei vielen Händlern bekommt man auch Office schon vorinstalliert. Was braucht der normale Windows-Anwender denn noch?
Ein Bekannter von mir (Admin) hat mal verglichen: ein typischer Software-Entwickler Laptop war mit SuSE in 30min installiert plus max. 30min vorkonfigurieren. Mit Windows: 12 Stunden! Von den Kosten gar nicht zu reden.
Schlechter Vergleich. Ich brauche für meinen Entwicklungsrechner schon mal nur die Hälfte (Win2k, Patches, Tools[Firefox, vim, Perl etc.], Visual Studio). Davon sind 4h von Visual-Studio und davon 3,5h für die Dokumentation (3 CDs komprimiertes HTML). Und die Doku ist die Zeit auch locker wert (zumindestens seit VS7). Darin enthalten sind auch schon die reinen Nutzerbezogenen Konfigurationsaufgaben (persönliches Verzeichnislayout, "Desktopeinrichtung" etc.). Für einen Linux-Entwicklungsrechner reicht o.g. Stunde schon deshalb nicht, weil in der Zeit gerade einmal die Files auf die Platte kommen + "vorkonfigurieren". Der Nutzer sitzt dann selbst auch noch mal mind. 1h um sich alles zu personalisieren, evtl. speziellen Kernel backen etc.
Das war evtl. einfach ein schlechtes Beispiel. Vergleiche noch mal einen Windows- und einen Suse-Büroarbeitsplatzrechner (Sachbearbeiter: Office, EMail, Browser, Citrix-Client). Dann paßt der Rant. Und zwar ganz deutlich. Der Grund ist ein ganz einfacher: Der Entwickler will sowieso keine Installation von der Stange, der Sachbearbeiter hat gar nicht erst die Wahl.
Ich selbst habe letztens die Security-Updates probiert:
Windows (Arbeitslaptop): 5min. Download, 1h installieren, incl. 3 Reboots
1h? Dann hast Du aber lange keine Patches eingespielt. Außerdem kann man meistens auf die Reboots verzichten (nur als Abschluß).
Debian (mein Server): 5min. Download, 15min. installieren (incl. DB Migration von Postgres 7.2 auf 7.4 bei ca. 40MB Daten), kein Reboot (Üblicherweise mache ich mehr Updates in noch weniger Zeit, die Migration hat es hier aufgefressen)
Sobald aber ein Kernel-Patch rein muß, geht es auch nicht ohne Reboot.
Die Anzahl der Updates war etwa gleich. Im Gegensatz zum Windows, das andauernd geklickt werden wollte, konnte ich den Server nach ein paar pre-config Fragen weitestgehend alleine arbeiten lassen und mir inzwischen Essen machen.
Auch für Windows gibt es diverse Automatismen, oder glaubst Du die Admins in einem großen Konzern setzen sich an jeden Rechner und klicken sich die Finger wund. Der selbstadministrierende Einzelanwender kann ruhig ein bisschen klicken... ;-)
Will man sich das antun? ;-)
Nein. Aber es wird vieles zu unrecht schlecht gemacht. Da gibt es noch ganz andere Dreckecken. Versteh mich nicht falsch, ich würde Windows privat nicht geschenkt nehmen, aber ich seh das alles etwas differenzierter.
Mal ein Beispiel für eine Dreckecke aus der es auch noch recht übel riecht: Es wird viel darüber gemeckert, daß Linux zu vielfältig ist und damit der Support für große Softwarepakete nur schlecht oder gar unmöglich ist. Deshalb haben ja z.B. die "großen" Datenbanken recht genaue Anforderungen (Redhat 29.5, mit Kernel 4.56.87, keine Fremdpakete). Das ist ja irgendwie einzusehen. Dann wird in einem Atemzug gesagt (in der Gegend von Belevue/WA), daß mit Windows das ja nicht passieren kann, wegen fehlendem Wildwuchs. Weit gefehlt. Der Nutzer wiegt sich in Sicherheit. Und dann kauft er eine große Spezialanwendung, installiert die und wundert sich warum nix geht: Unterstützt werden nur Windows 2000/SP1, Windows 2000/Sp3 und Windows XP Pro/ohne SP. Dumm gelaufen. Vor allem da es mittlerweile schwer sein sollte ein Windows 2k, welches nicht schon auf SP4 gepatcht ist, zu bekommen. Selbiges mit WinXPpro... Funktioniert die Anwendung trotzdem, verweigert der bezahlte Support die Arbeit, wegen nicht unterstützter Windowsversion... Man bringe mir einen großen Eimer... Dummerweise müssen sich z.B. die großen DB-Hersteller unter Linux den gleichen Schuh anziehen. Laßt den Eimer, bringt eine Badewanne...
Neulich habe ich meine alte Sparc mit einem frischen Debian versehen. Wenn man mit so alten Kisten hantiert, findet man noch ganz andere Dreckecken. Auf besagter Box läuft ein Netscape 4 selbst unter Solaris mit halbwegs erträglicher Geschwindigkeit. Was ist mit den ganzen neuen Gecko-Browsern, die nicht mehr so fett sind, wie Mozilla? Die laufen in etwa so, wie Sonnenlicht, welches sich seinen Weg durch ein starkes Magiefeld bahnt (für Terry Pratchett-Nichtkenner/Verächter: sehr, sehr zäh). Was passiert da? Was kann an einem Browser so komliziert sein? NS4 und Dillo können es doch auch schneller? Von Desktops will ich gar nicht erst anfangen. Alles oberhalb von einem reinen fvwm2 ist unbenutzbar... Hmmm, wen interessieren denn so alte Rechner in Zeiten von 3 GHZ/64Bit CPUs? Mich. Wenn ich mir ansehe, was bei Gnome und KDE so an Speicher verbraten wird. Man sehe sich nur mal den Speicherfootprint von Nautilus oder einem beliebigen Gnome-Applet an. Tut das not? Mittlerweile ist ein durchschnittlicher Linux-Desktop Speicher- und CPU-hungriger als ein vergleichbarer Windows-Desktop. [Add OOo-Rant here] Da ist in den letzten 2-3 Jahren viel versaubeutelt worden. Bildet eine Eimerkette...
Puh. Das tat gut... Fazit: All software sucks. Die meiste sogar Buckelwale durch Haarröhrchen. Ich weiß, daß einige hier auf der Liste eifrige Entwickler oder Maintainer sind: Drängt darauf, daß die Resourcen unter Linux nicht so verschleudert werden. Der geringere Speicher- und CPU-Hunger war lange Zeit ein ganz großes Plus von Linux, das gilt mittlerweile aber nur noch für reine Server, ohne X.
Eric