Lieber Konrad, lieber Stefan, liebe Mitleser, wenn ich jetzt erst mal ne Weile still bin, so deshalb, weil ich ne Menge Arbeit am Rechner habe. Das hindert mich daran, hier weiterzumachen, nicht, daß ich da lange überlegen müßte. Aber auch das Schreiben kostet Zeit, und zieht sofort wieder Antworten und Antwortantworten usw. nach sich. Das sind sehr grundlegende Diskussionen, die immer wieder aufflammen. Ich bin mit so gut wie allen Einwänden von Konrad und Stefan NICHT einverstanden. Ich polarisiere nicht, diese Sicht würde mir zu großes Gewicht einräumen, ich sage nur, was ich für richtig halte. Die Polarisierung zwischen Befürwortern der Weiterentwicklung der Muttersprachen und den Befürwortern der Einführung einer "Weltsprache (lingua franca) Globalenglisch" in allen Nationen unter den arbeitenden und kulturschaffenden Menschen ist das eigentliche Problem. Da gibt es keine faulen Kompromisse oder verschiedene Geschmäcker. Das Stadium, unsere Nationalkulturen zu pflegen und im internationalen Bereich eine Weltverständigungssprache zu sprechen, haben wir längst überschritten. Wir rutschen feste rein in eine armselige "flattened world culture". (Ein Ausdruck, der auf dem letzten WCF geprägt wurde). www.wcf-dresden.de UNSER Ausgangspunkt war eine Linux-Konferenz hier in Dresden, im wesentlichen von Deutschen für Deutsche, aber auf Globalenglisch. Ich werde mich nach einiger Zeit wieder melden. Übrigens, Konrad: site heißt nicht Seite sondern Standort. Homepage heißt Startseite (von home, erinnerst Du dich an den home run?) und nicht Netzstandort. Das sind alles wegen ihres Klanges falsch aufgefaßte Amiwörter, sog. falsche Freunde, die dazu führen, daß unsere Kinder und Laien schlechtere Chancen haben, intuitiv zu verstehen, was sich dahinter verbirgt. Deswegen brauchen wir eine muttersprachliche Informatik-Terminologie. Diese zu schaffen ist verdienstvoll, nicht der krampfhafte Versuch, von den Amis verstanden zu werden. Viele Grüße von Klaus
Konrad Rosenbaum schrieb:
On Saturday 31 October 2009, Klaus Daessler wrote:
Tobias Koenig schrieb: Wo sind die wunderbaren, genuin schwedischen Kinderbuchautoren geblieben? Selma Lagerlöf, Astrid Lindgren und andere?
Ohne mich in der schwedischen Literatur auszukennen: Talente, wie Astrid Lindgren gibt es in etwa ein- bis zweimal pro Jahrhundert. Die kommen wieder - egal, ob Du in den paar Jahrzehnten dazwischen rumjammerst oder nicht. ;-)
Ein Schicksal, das uns auch blüht, und wobei Du mit Deinen Auffassungen mithilfst.
Die Polarisierung, die Du hier betreibst hilft aber auch nicht gerade. Die deutsche Sprache hat Vermischungen mit Latein (Fenster), Slavisch (Gurke), Französich (Portmonaie) überstanden. Sie wird auch Englisch (Computer) überstehen und unsere Nachkommen werden genauso über unser Verhältnis zur Popkultur lächeln, wie wir über die deutschen Fürsten der Barockzeit und ihr albernes pseudofranzösisches Gehabe lächeln... ;-)
Und, lieber Tobias, glaube doch nicht, daß im Internetz Informationsfreiheit herrscht!
Lieber Klaus, das heißt "Internet" - ohne "z". Das ist ein Eigenname, keine Beschreibung, sonst würde es "Großnetz" heißen.
Gegenbeweis: versuche mal eine beliebige Information im Internet zu zensieren - wenn Du das ohne finanziellen und Image-Schade überstehst und die Information dann wirklich weg ist, dann hast Du etwas geschafft, was bisher kaum jemand geschafft hat.
Die Probleme, die wir mit mangelnder Informationsfreiheit haben, kommen nicht vom Internet, sondern von der Geheimniskrämerei unserer Politiker und Behörden.
Versuch doch mal, den Netzstandort zu finden, wo Du die Reden von Ahmadinedschad im Original lesen kannst, oder von welchem "aktuellen Bösewicht" auch immer!
Das heißt "Site", "Homepage" oder "Seite". Und sie hat die Adresse www.aljazeera.net oder wenn Dir Englisch dann doch lieber ist english.aljazeera.net. Es gibt Seiten, die noch besser informiert sind und tatsächlich jeder Rede ohne Kürzungen veröffentlichen, aber die recherchierst Du bitte selbst. Google ist Dein Freund.
Ja, die arabischen Länder sind schon ans Internet angeschlossen... ;-P
Wo wir gerade dabei sind: "Netzstandort" ist unter uns Backbone-affinen TCP/IP-Gurus die exakte Position eines Rechenzentrums im Sinne von Peering-Verbindungen. DE-CIX Frankfurt ist zum Beispiel ein wichtiger Netzstandort zwischen sämtlichen wichtigen deutschen Providern.
Bitte bitte tu' uns den Gefallen und akzeptiere endlich, dass viele Netzwerk-Fachbegriffe nicht übersetzt werden. Der Versuch ist strafbar unter Androhung von Missverständnissen, nicht unter drei langen e-Mails.
Ich werde mich übrigens mit Händen und Füßen weigern für "Peering" den Begriff "Gleichschaltung" zu verwenden. ;-)
Aber vielleicht bin ich auch nur verwöhnt durch das Leben in der OpenSource Community wo Englisch dann doch die Lingua franca geworden ist (zum Glück IMHO)
Die Konsequenz ist: Ach wenn wir doch endlich alle auf der Welt Globalenglisch sprechen würden, wie die 80% Unterschicht-Amerikaner. Dann wäre das Glück vollkommen!
Hier muss ich jetzt aber wirklich mal einhaken: die Unterschicht, die ich in den USA kennengelernt habe sprach entweder texanischen Dialekt (auch wenn der in Austin nicht so schlimm ist) oder spanisch (das ich beim besten Willen nicht beurteilen kann). Verständliches Globalenglisch konnte ich nur mit den Gebildeteren reden (LUG Austin, Kollegen, Bedienung in den besseren Läden, etc.pp.).
Genauso, wie die deutsche Unterschicht auch noch nie Hochdeutsch oder wenigstens ein reduziertes Hochdeutsch geredet hat, sondern sich immer des lokalen Dialektes bediente.
Konrad
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