On Thu, Feb 21, 2002 at 02:18:07AM +0100, Tobias Koenig wrote: Hallo,
Was ist schlecht daran, daß die FHG Geld mit mp3-Lizenzen macht
Weil die Leute vom FHG keine Patentgebühren für die Benutzung von Glühbirne, Treppe, Kaffemaschine, Türklinke etc. bezahlen.
Patente für Glühbirnen gab es so um 1850. Da hat die FHG noch nicht an MP3 gearbeitet. Glück für die FHG. Auch deine anderen Beipiele sind absichtlich idiotisch gewählt, weil sie alle nicht in die heutige Zeit passen. Keine Ahnung, was du damit bezwecken willst.
Wenn alle Menschen, die jemals eine Erfindung (wenn sie auch noch so klein gewesen sein mag) gemacht haben zum Patentamt gerannt wären und sie sich patentiert hätten, wäre unser Leben heute nicht lebenswert.
Reine Polemik! Lies dir doch mal die ersten paar §§ des dt. Patentgesetzes durch. Dann würdest du wissen, daß man für "noch so kleine Erfindungen" keine Patente bekommt und daß Patente irgendwann ablaufen. Die Glühbirnen, Treppen und Türklinken hättest du dir dann sparen können.
Der "Schaden" der den Entwickler durch Forschung/Implementierung entsteht sollte nicht durch Patenterlöse ausgeglichen werden, sondern durch gezielte finanzielle Förderung durch die Gesellschaft (Staat).
Schlechte Idee. Wer legt dann den Preis/Lohn/Förderung fest? Der Preis muß direkt zwischen Entdecker und Verwerter der Neuheit ausgehandelt werden. Alles andere geht am Markt vorbei und ist uneffektiv.
Insbesondere hat jede Mark, die durch die Hand des Staates geht, die unangenehme Eigenschaft, sich in maximal 50 Pfennig zu verwandeln. Einnamen durch Lizenzen sind kein Peanuts. Wenn der Staat die aus eigener Tasche ausgleichen will, müsste der Staatshaushalt mit Sicherheit mindestens verdoppelt werden. Wie willst du das finanzieren?
Übrigens: "gezielte finanzielle Förderung durch den Staat" gibts nicht wirklich
Die Amis hatten da in den 70er Jahren einen guten Ansatz: der Staat förderte die Softwareentwicklung an den Universitäten, dafür musste die entstandene Software für jeden Bürger frei nutzbar sein.
Aber nur die Software. Die Idee finde ich auch gut und würde sie auch in Dtl. gern sehen. Trotzdem haben sich die Ami-Unis ihre Entwicklungen patentieren lassen. Bsp: RSA wurde Anfang der Achziger von einer Ami-Uni patentiert.
Ich denke diesen Ansatz sollte man weiterentwickeln und verbessern. Wenn der Staat Innovationen im Softwaremarkt fördert gewinnt er viel mehr als durch Patente.
Wie kommst du darauf??? Jetzt mal Klartext an die totale Anti-Patent-Fraktion. Spielen wir mal ein Beispiel in einer Welt ohne Patentschutz durch.
Die 50-Mann-Fa. X investiert 10 Mio in Forschung und macht eine Neuentdeckung. Die investierten 10 Mio müssen irgendwie wieder reinkommen + Gewinn. Wie macht Fa. X das?
Tobias will, daß der Staat der Firma einen Bonus zahlt und Fa. X dafür die Entdeckung allen zur Verfügung stellt. Es sollte klar sein, daß Fa. X nie und nimmer, die nötigen >10 Mio vom Staat bekommt. Woher soll der Staat das Geld nehmen? Jede Zahlung vom Staat unter 10 Mio wäre für Fa. X ein Verlust durch den X langfristig pleite geht.
Also muß Fa. X anders an ihr Geld kommen. 2 Varianten sind denkbar: a) selbst ein Produkt entwickeln und verkaufen (geht nicht, X ist keine Produktionsfirma, sie müßte erstmal noch 50 Mio investieren um Produktion machen zu können. Das Geld ist nicht da und auch nicht besorgbar.) b) die Idee verkaufen OK, versuchen wir die Idee zu verkaufen: Fa. X: Guten Tag Herr potentieller Ideenkäufer! Käufer: Guten Tag Firma X! Sie wollen mir also ihre neue Entdeckung verkaufen? Fa. X: Ja, das will ich. Käufer: Dann zeigen sie doch mal her, was sie entdeckt haben. Fa. X: Haha, sie wollen mich reinlegen. Erst schauen sie sich die neue Idee an und dann hauen sie ab ohne zu zahlen. Käufer: Nein! Ich bin doch ein ganz lieber! Ich kann doch nicht die Katze im Sack kaufen. Das werden sie doch verstehen!? Fa. X: Wieso sollte ich ihnen trauen? Käufer: Na wenn sie nicht wollen ... Auf Wiedersehen.
Wie man leicht sieht, kommt der Verkauf in der Praxis nie zustande. Der Käufer muß entweder die Katze im Sack kaufen oder aber er prüft die Idee und haut dann einfach so ab. Er wäre ja blöd, dann noch zu bezahlen.
(c) was auch passieren kann: Ein Schlingel aus Fa. X verrät die Idee an Fa. Y, welche mit der Idee den großen Reibach macht ohne daß Fa. X auch nur eine einzige Mark sieht.
Fazit: Fa. X ist in jedem Fall gearscht. Weil das absehbar ist, wird kein Kapitalgeber in eine solche Forschungsfirma investieren. Kein Kapital ==> weniger Forschung ==> Wirtschaft fällt langfristig gegenüber anderen zurück ==> weniger Steuereinnahmen ==> ...
So Tobias: Nun erkläre doch mal bitte, warum es dem Staat (und allen anderen) ohne Patente besser gehen würde. Ohne Patentschutzt kann jeder, der erfolgreich Forschung betreibt und dafür Geld investiert hat, beliebig beklaut werden. Investition in Forschung gleicht dann einer Lotterie (nur mit weniger Gewinnern)
Was sagst du zu dem Beispiel? Funktioniert deine patentfreie Welt anders als mein Beispiel? Bitte unterstelle dabei nicht, daß es nur Gutmenschen gibt.
Wenn public-domain Software von allen Firmen eingesetzt/genutzt werden kann gibt es (hoffentlich ;)) einen wirtschaftlichen Aufschwung, von dem letzten Endes auch der Staat profitiert.
Das ist der Ist-Zustand. Haben wir den Aufschwung schon hinter uns oder kommt der erst?
Wenn jedoch ein Patent auf der Software liegt, gewinnt nur der Patentinhaber...
gewinnt? Ich würde es so fomulieren: Patente dienen vor allem zur ABSICHERUNG der Entdecker und deren Kapitalgeber.
Reinhard