Gelesen (ja, wirklich), gelacht, nicht unterzeichnet.
Mag sein, daß diese Bundestuxe was ganz tolles wollen. Das was man da unterzeichnen soll ist jedenfalls inkonsistet und fehlerhaft. Sowas unterschreibt man nicht freiwillig. Weil ich jetzt sicher ganz böse bin will ich das begründen.
Man lese:
---schnipp--- Den Kern der Auseinandersetzung bilden die quell-offene Digitaltechnologie um das Open Source Betriebssystem Linux und ... Windows, ... welches als proprietäre Software den Quellcode vor der Öffentlichkeit verbirgt. ---schnapp--- OK, wir haben verstanden: Windows vs. Linux ist das zentrale Thema. Lesen wir weiter:
---schnipp--- Es geht bei der aktuellen Debatte nicht(!!!) um die abstrakte Frage Open Source oder proprietäre Software, sondern ganz konkret ... Windows ... oder ... Alternativen ---schnapp--- Aha, es geht zwar wirklich um Windows vs. Alternativen aber die abstrakte Diskussion Opensource vs. proprietäre Software soll dabei keine Rolle spielen. Damit kann man den gesamten Rest des Schreibens sofort in die Tonne treten weil es dort NUR NOCH um Opensource/ FreieSoftware und deren Vorteile gegenüber proprietärer Software geht. Zu den angekündigten "konkreten" Dingen zu Windows oder den Alternativen findet man im Folgetext KEIN EINZIGES WORT.
Jetzt tun wir mal so als wissen wir das noch nicht und lesen deshalb einfach weiter:
---schnipp--- In einer freien Marktwirtschaft hat der Staat die Aufgabe, Monopolstellungen von Unternehmen zu vermeiden ... ---schnapp--- Aja. Da hat jemand nicht kapiert, was freie Marktwirtschaft ist und warum wir in Deutschland so großen Wert darauf legen, gerade NICHT in dieser zu leben. Dieser Satz stammt vermutlich von einem Probanten der Pisa-Studie.
Wollen wir jetzt noch weiterlesen? Eigentlich nicht ... aber vielleicht kommt ja noch was sinnvolles:
---schnipp--- Die demokratische Komponente lässt sich nicht nur auf die erhöhte Sicherheit und Flexibilität der Software reduzieren, sondern ist vielmehr Ausdruck eines erweiterten Demokratieverständnisses, das die wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen mit einbezieht. Aus diesen Erwägungen ist es geradezu die Pflicht eines demokratischen Staates, auf Freie Software zu setzen. ---schnapp--- Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Absolut inhaltsfreies Gesabbel garniert mit allseits beliebten Buzzwords. Dieser Absatz würde wunderbar in Jahresabschlußberichte von Leitern von SED-Betriebsgruppen passen. Einfach vorher durch s/demokratisch/sozialistisch/g schicken.
---schnipp--- Der uneingeschränkte Zugang aller Bürgerinnen und Bürger zu öffentlichem Wissen und zum öffentlichen Sektor kann rational und kostengünstig nur mit Freier Software realisiert werden ---schnapp--- Häh? uneingeschränkter Zugang zu öffentlichem Wissen und zum öffentlichen Sektor? Wenn das Wissen öffentlich ist habe ich ja sowieso Zugang dazu, daher der Name "öffentlich". Was will uns der Dichter also damit sagen? "Freie Software" kann scheinbar wirklich mehr als ich immer dachte. Und das dann sogar "rational". Nicht schlecht.
Der Abschnitt "Standortvorteile durch die Nutzung von Freier Software" enthält keinerlei Inhalt, der zu dieser Teilüberschrift irgendwelche Informationen liefert.
Fazit: Wenn man sich das Ding mal näher anschaut ist es ein ziemlich peinliches Werk.
IMO sollte man sich bei solchen Aktionen auf ein paar allgemein akzeptierte Fakten beschränken und diese klar und deutlich formulieren. Die ausschmückende, inhaltsfreie Prosa kann man sich sparen. Sie verwässert nur die Kernaussage. Inhaltlichen Fehler sind sowieso tabu.
BTW: Die Fa., die für diese Aktion verantwortlich zeichnet, schafft es nicht einmal, den einzigen Satz auf ihrer Homepage in richtigem Deutsch zu formulieren. Was will man da erwarten? Naja, vielleicht ist das ja seit Verona in und ich habs noch nicht geschnallt.
Reinhard