On Saturday 19 May 2001 10:14, Reinhard Foerster wrote:
On Fri, May 18, 2001 at 08:50:49PM +0200, Konrad Rosenbaum wrote: Morgen!
Also stelle ich mal die Behauptung auf, daß die Nutzer unserer Liste hier im Schnitt leider einen deutlich unterdurchschnittlichen IQ haben. Eine andere Erklärung für die akute Bedürftigkeit der Leser konnte bisher keiner vermitteln.
Das hat nix mit IQ, sondern mit Erfahrung zu tun. Auf debian-* und linux-kernel treiben sich kaum Linux-Newbies herum, hier schon.
Also ich lese auch Listen, die gar nix mir Computern zu tun haben. Für die Leute da ist eine Mailingliste nur ein Werkzeug und sie können damit umgehen. Und dieses Listen haben naürlich auch immer mal wieder neue Leute. Wenn ein Linuxnewbie und die Leser hier das nicht können oder sich nicht zutrauen untermauert das nur meine oben aufgestellte Behauptung.
<sarcasm> Kleines Beispiel gefällig? Erklär mir mal bitte den Unterschied zwischen einer Fuge und einem Kanon. Wenn Du nicht gerade mindestens ein paar Jahre Chorerfahrung hast wird Dir die Erklärung etwas schwer fallen
<ot> Habe zwar mehr als 2 Jahre Chorerfahrung, weiss es aber trotzdem nicht mehr sicher. Kanon ist so ein Mehrfachgesang, mehrmals das geiche zeitlich versetzt. Eine musikalische Fuge ist wahrschienlich einfach nur ein Zwischenspiel.</ot>
Eine Fuge ist meist nach Stimmgruppen (im Sinne von Bass, Tenor, Alt, Sopran) aufgeteilt - es gibt auch rein instrumentale, da sind es dann einzelne Instrumente. Wie beim Kanon wird zeitlich versetzt das selbe Thema wiederholt, aber um es etwas schwieriger zu machen wird das Thema in jeder Gruppe variiert. Kanons sind noch recht einfach, aber durch die Variation werden Fugen zur "hohen Kunst der Komposition". J.S. Bach hatte das besonders gut drauf und auch Knorkator neigen (dank ihrer klassischen Ausbildung) dazu...
einem Linux-Newbie die Konfiguration eines Mailclient etwas schwer fallen wird.
jaja, die armen Dummerchen. Greifen wir ihnen doch dabei unter Arme.
Dein Musik-Beispiel hat übrigens mehrere Haken.
- Der Listenschreiber bekommt ein Feedback für seine Aktion. Er kann sich also ausmalen, ob seine Aktion geklappt hat oder nicht. Bei deiner Musikfrage ist so ein Fedback eher nicht zu erwarten. Der Frager wird (im worst case :) starr dasitzen, sich ins Fäustchen lachen und nach einer halben Stunde sagen: "Danke mein Herr. 5. Abtreten."
Einen ähnlichen Effekt hat es, wenn keine Antwort auf eine fehlgeleitete Mail kommt.
- Außerdem ist eine Frage (also deine Musikfrage), auf die mit einer Erklärung geantwortet werden muß *VIEL* komplexer als die Auswahl aus lediglich 2-3 Alternativen (reply vs. reply-all oder vs. list-reply) Das Reply-Problem ist spätestens bei 3. Versuch erfolgreich. (ok, sagen wir nach dem 10. Versuch. Der Pläddie könnte ja auch versuchen "delete" usw. zu drücken, um die Antwort zu schicken) Die Frage was ein Kanon ist, kann ich hingegen ohne Hilfsmittel auch in 50 Jahren nicht beantworten.
Ich kenne zuviele Leute, die - mit einem Computer konfrontiert - schon beim ersten Mal aufgeben und lieber Musik studieren, weil es dort "richtige Bücher" gibt.
Dein Beispiel ist also kein gleichwertiges Problem und damit als sinnvoller Vergleich untauglich.
Erstens hinkt jeder Vergleicht. Und zweitens betrachte ich das Reply-To Feld als in etwa so hilfreich, wie ein Heft mit der Überschrift "kurze Einführung in die Chormusik".
Dein Satz
Das hat nix mit IQ, sondern mit Erfahrung zu tun.
ist übrigens auch falsch. Deine Musik-Frage ist mit Intelligenz allein nicht zu beantworten, nur mit Wissen (Erfahrung baut Wissen auf). Ohne Wissen kann ich sie NIE sicher beantworten. Für dein Beispiel stimmt der Satz also. Die Reply-Frage hingegen ist wegen der begrenzten Zahl der Alternativen und des Feedbacks allein mit Intelligenz zu beantworten.
Wir als Informatiker haben das nicht ganz mitbekommen, aber Programme sind inzwischen ebenso komplex zu bedienen, wie eine Flöte. Auch bei einer Flöte kann ich durch ausprobieren herausbekommen, wie es geht. Aber dadurch, dass mir die Hilfmittel (z.B. ein Lehrer mit genug Geduld) gefehlt haben beherrsche ich bis heute kein Instrument (ok, ich hatte mal Klavierunterricht, aber der hat nur meine Finger beweglicher gemacht und ich habe gelernt, wie man Notenschlüssel unterscheidet).
Um einen Computer zu benutzen brauchst Du auch Wissen. Und nur wenige entwickeln genug Interesse, um sich auf die harte Tour durchzubeissen. (Ich habe meinen KI-Professor nicht überreden können extrem aktive Maillisten zu lesen, nur um LILO korrekt konfigurieren zu können.)
Ich bin der Meinung, dass man jeden Kompromiss eingehen sollte, der es den Experten nicht (wesentlich) schwerer aber den Einsteigern wesentlich einfacher macht. Und IMHO ist das Reply-To Feld so ein Kompromiss.
Konrad