On Thu, Feb 21, 2002 at 07:08:54PM +0100, Thomas Guettler wrote:
Abend!
In einer EU-Kommission wird gerade ein neues Gesetz zur Patentierbarkeit diskutiert.
Ich habe nicht den EU-Entwurf sondern nur den Artikel bei Heise gelesen. Die Kernaussage: ------- schlägt die Kommission nun vor, computerimplementierte Erfindungen patentierbar zu machen. Als Kernvoraussetzung müssen diese aber den "Stand der Technik" in ihrem Gebiet so erweitern, dass der Beitrag "für eine fachkundige Person nicht nahe liegend ist". Daneben sind die üblichen Basiskriterien der Neuheit, der erfinderischen Tätigkeit und der gewerblichen Anwendbarkeit zu erfüllen. ------- Also quasi die gleiche Gesetzgebung wie außerhalb des Softwarebereiches. So wie das da steht ist das gar nicht schlecht. Das Problem liegt in der Umsetzung durch die Patentämter. Dort werden dann eben (wie schon jetzt) Patente für banale Sacher vegeben, die dem obigem Anspruch nicht genügen. Das muß sich ändern.
Ich bin jedenfalls keiner, der Patente im Softwearebereich generell verbieten will. Was ist schlecht daran, daß die FHG Geld mit mp3-Lizenzen macht?
Leicht problematisch wird die Sache, wenn zum jeweiligen patentierten Stück Software keine Alternative existiert. Beispiel dafür war lange das Patent vom MIT auf die Verschlüsselung nach RSA.
Dieser Fall wäre aber im NichtSoftwarebereich genauso problematisch. Angenommen BMW erfindet eine neuartigen Motor, der einen PKW mit 100 ml Diesel 100km weit bewegen kann. Sie MÜSSEN ein Patent auf den Motor anmelden, weil sonst 1 Jahr später alle Autos der Welt mit dem Motor fahren ohne daß BMW für den Entwicklungsaufwand irgendwie entschädigt wurde. Ohne Patente und Lizenzen wäre jeder Erfinder, der seine Erfindung nicht selbst in einem Produkt an den Marktt bringen kann, Kunde beim Arbeitsamt. Vor diesem Hintergrund ist es meiner Meinung nach blauäugig, Patente auf Software generell verhindern zu wollen.
Wichtig ist, sinnvolle Kriterien für die Patentierbarkeit festzulegen und diese auch durchzusetzen!!! Die maximale Patentdauer ist auch ein Punkt, über den man einiges regeln kann. Gerade im SW-Bereich gehören neue Erfindungen schon wenige Jahre später zum Allgemeinwissen.
Was kann man machen ausser sich bei http://petition.eurolinux.org/
Das sieht sehr nach "TotalGegenAllePatente-Leute" aus, für die es nur Schwarz und Weiß gibt.
einzuschreiben und http://ffii.org finanziell zu Unterstüzen?
Selber in die Politik gehen.
Man könnte z.B. Politiker befragen. Andreas hat etwas ähnliches ja schon gemacht. Du frage ist ob man das nun als einzelne Person oder als lug-dd macht.
Was haltet ihr davon?
Das ist wahrscheinlich wenig erfolgreich. Es werden in naher Zukunft wohl einige Gesetze kommen, bei denen sich Fachleute an den Kopf greifen (ohne allerding eine geniale Alternative parat zu haben). Wenn das nach einiger Zeit (Jahre) nach und nach auch der Normalbürger bemerkt, wird man sich wieder was neues einfallen lassen. Try and Error.
Ein Beispiel: Im Moment baut sich eine ganz neue Branche um das Windei DRM (digital right management) auf. Diese Branche will uns zwei Dinge verkaufen: * das lesbare aber nicht kopierbare Bit * die Möglichkeit, Informationen gezielt verschwinden zu lassen. Natürlich ist das völliger Blödsinn. Irgendwie ist aber jetzt der Hype da und so muß eben der Gesetzgeber dafür sorgen, daß nicht sein kann was nicht sein darf. Per Gesetz wird also versucht, das technisch unmögliche trotzdem Realität werden zu lassen. Lange ist so ein Schwindel sicherlich nicht durchzuhalten.
zu Thomas' Frage: "Was kann man tun?" Vor allem eins: Allen möglichen Leuten (Mama, Papa, Kumpel, ...) ein bischen erzählen, wie das Stück Welt, von dem wir Ahnung haben, wirklich funktioniert. Also Aufklärung im weitesten Sinne betreiben.
Reinhard