On Fri, Feb 22, 2002 at 02:52:37PM +0100, oliver haertel wrote: Abend Oliver, Abend *!
Arbeit ist ein Bedürfnis, wir arbeiten um uns "selbst zu verwirklichen", um Anerkennung zu erhalten, um überhaupt etwas zu tun, um nicht völlig durchzudrehen :-)
Ich kann mich noch blass an die "Maslovsche (?) Bedürfnispyramide" des Menschen erinnern. Ganz unten steht sowas wie essen, trinken, sex, also das Minimum zum Überleben. Die Selbstverwiklichung steht ganz, ganz oben an der Spitze deer Pyramide. Dazwischen gibts noch viel (Wunsch nach Arbeit, soziale Kontakte, Hobbies...) Um die jeweilig höhere Ebene zu erreichen, müssen die tiefer liegenden Bedürfnisse befriedigt sein.
Kurzum: Die Diskussion um Selbstverwirklichung ist völlig sinnlos, wenn man nichts zu essen hat. Programmieren und Erfinden ohne Belohnung ist also keine (ohne andere Aktivitäten) überlebensfähige Strategie sondern taugt nur als Hobby.
Das ist extrem überspitzt, 'mein genialer Forschergeist' wird mindestens nach BAT bezahlt
Nein! Oder hast du im Arbeitsvertrag sowas stehen: "Der Angestellte X muß 2 Patente pro Jahr abliefern"? Du bekommst den BAT auch, wenn du erfolglos forschst. Der BAT ist also nicht für deine besondere Idee sondern für deinen Versuch oder wenigstens den von dir vermittelten Anschein eines Versuches, irgendwann eine Idee zu haben.
Wie du selbst festgestellt hast, bekommst du als Angestellter einer Fa. für dein Patent theoretisch gar nichts.
bzw. von der Industrie benötigt welche _mein_ nach deiner Definition geistiges Eigentum zum eigenen Vorteil vermarktet und sich diesen Wettbewerbsvorteil rechtlich schützen lässt.
Gutes Recht der Firma. Sie hat wahrscheinlich die Vorausetzungen geschaffen, um in dir patentfähige Ideen entstehen zu lassen. Sie hat dich die 3 Jahre vorher ernährt, in denen du nicht wirklich was geleistet hast, was der Fa. Geld bringt. Und die Fa. war so schlau, dich anzuwerben. Die Firma hat sich dem Risiko ausgesetzt, dich als Forscher zu nehmen und Glück gehabt. Bei 97 deiner 100 Kollegen hatte sie vielleicht Pech. Dieses Risiko muß ausgeglichen werden. Also ist es richtig, daß die Firma am wirtschaftlichen Erfolg deiner Idee einen bedeutenden Anteil hat.
Wenn dir das nicht passt kannst du allein forschen oder eine eigene Firma gründen. Dann hast du ein viel höheres Risiko, bist aber im Erfolgsfall auch viel besser am Gewinn beteiligt. Das ist OK so.
Nun die Frage nach unserem Interesse: Wir alle hier profitieren von dem Wissen welches andere in irgendeiner Form in Linux (als abstrakte Software) gesteckt haben.
Ja.
Das "schützen" von Wissen durch Patente widerspricht diesem Konzept.
Nein, das widerspricht dem 1. Konzept nicht. Auch hier profitieren wir vom Wissen, was andere hineingesteckt haben. Nur eben gegen eine Bezahlung (Lizenz)
Beide Modelle sind existieren nebeneinander, beide fuktionieren. Das 2. Modell hat für die Entwickler den angenehmen Vorteil, daß er ohne zusätzliche Aktivitäten überleben zu können.
Übrigens ist das von da oben von dir genial formuliert. Du schreibst:
Wir alle hier profitieren von dem Wissen welches andere in irgendeiner Form in Linux gesteckt haben"
Profit entsteht aber nicht aus dem Nichts. Irgendwo hat jemand was "verloren", wodurch wir profitieren. Nur wer hat denn was verloren? Ganz einfach: Die Linuxentwickler hätten statt an Linux in der Zeit für Geld arbeiten können. Diese Gutmenscnehn haben freiwillig auf die Knete verzichtet und du Schmarotzer nutzt das schamlos aus, indem du ihren Kode nutzt ohne daß die Gutmenschen was davon haben *mit_finger_drohend*
Eigentlich bist du ziemlich böse, Aber die Gutmenschen haben es ja so gewollt bzw. zugelassen. Sie hoffen auf andere Gutmenschen, um von deren Kode etwas zurückzubekommen (oder andere freiwillige Gegenleistungen).
Da der Standard-Mensch kein Gutmensch sondern ein Raffzahn ist, haben es die Gutmenschen so schwer und müssen nebenbei bei einem anderen Raffzahn jobben gehen.
Die Freiheit vor dem Einschlafen 1000 Seiten Kernel-Quellcode zu lesen hebt mich auf eine neue Evolutions-Stufe (bitte, bitte nicht wörtlich nehmen :) Das Verstecken und Nicht-Zugänglich machen von Wissen hemmt mich bei meiner Wissbegierigkeit (Evolution).
Du gierst also nach Wissen und hast 2 Möglichkeiten zur Befriedigung der Gier: a) kostenlos zugänglichliches wissen. b) kostenpflichtig zugängliches wissen
Vergleich: a) liefert dir Wissen, Gier ist befriedigt => 5 Pluspunkte für dich b) liefert dir Wissen, Gier ist befriedigt => 5 Pluspunkte für dich ABER du mußtest dafür zahlen => -3 Punkte für dich jemand bekommt das Geld von dir => 3 Punkte für den anderen
Somit ist in der Summe b) nicht besser oder schlechter als a) Für dich persönlich ist natürlich a) besser (die Schmarotzer-Methode)
Wir müssen bei dieser Patent-Diskussion unbedingt davon abkommen, den kleinen genialen Forscher schützen zu wollen der in seinem Hobbykeller an der Weltformel bastelt.
Ooops, Jetz versteh ich dich gar nicht mehr. Gerade der kleine, kreative Geist ist es doch, der bei der geplanten Gesetzgebung gearscht ist.
Das war sicher mal so, heute werden solche Leute in modernen Arbeitsverhältnissen beschäftigt und treten ihre Rechte an Kozerne ab. Das Patentrecht hat sich also überholt es schützt die Konzerne und verneint die Gesellschaft.
Ahhh, um die willst du dich kümmern. Da hilft nur das oben geschriebene: Risikokapital besorgen, Fa. gründen, forschen, Pleite gehen^W^W reich werden.
Reinhard