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On Saturday 23 February 2002 13:57, Reinhard Foerster wrote:
On Thu, Feb 21, 2002 at 02:18:07AM +0100, Tobias Koenig wrote:
Was ist schlecht daran, daß die FHG Geld mit mp3-Lizenzen macht
Weil die Leute vom FHG keine Patentgebühren für die Benutzung von Glühbirne, Treppe, Kaffemaschine, Türklinke etc. bezahlen.
Patente für Glühbirnen gab es so um 1850. Da hat die FHG noch nicht an MP3 gearbeitet. Glück für die FHG. Auch deine anderen Beipiele sind absichtlich idiotisch gewählt, weil sie alle nicht in die heutige Zeit passen. Keine Ahnung, was du damit bezwecken willst.
Er wollte Dir wahrscheinlich klarmachen worum es hier geht: absolut triviale Patente auf absolut lebensnotwendige Algorithmen (das wird sich leider nicht vermeiden lassen, denn Menschen neigen zu Dummheit - mich eingeschlossen, ich diskutiere schliesslich immernoch mit einer Wand). Patente, die 20 Jahre gueltig sind in einem Umfeld, dass sich im Abstand von 2 Jahren (siehe Moor'sches Gesetz) weiterentwickelt.
Wenn alle Menschen, die jemals eine Erfindung (wenn sie auch noch so klein gewesen sein mag) gemacht haben zum Patentamt gerannt wären und sie sich patentiert hätten, wäre unser Leben heute nicht lebenswert.
Reine Polemik! Lies dir doch mal die ersten paar §§ des dt. Patentgesetzes durch. Dann würdest du wissen, daß man für "noch so kleine Erfindungen" keine Patente bekommt und daß Patente irgendwann ablaufen. Die Glühbirnen, Treppen und Türklinken hättest du dir dann sparen können.
Vergleiche bitte mal diesen noblen Text mit der Realitaet: http://swpat.ffii.org/vreji/pikta/index.de.html
Obwohl illegal, wird heute schon solcher Muell patentiert. Was wird Deiner Meinung nach passieren, wenn es legal wird?
Der "Schaden" der den Entwickler durch Forschung/Implementierung entsteht sollte nicht durch Patenterlöse ausgeglichen werden, sondern durch gezielte finanzielle Förderung durch die Gesellschaft (Staat).
Schlechte Idee. Wer legt dann den Preis/Lohn/Förderung fest?
BAT
Der Preis muß direkt zwischen Entdecker und Verwerter der Neuheit ausgehandelt werden. Alles andere geht am Markt vorbei und ist uneffektiv.
Monopole neigen nicht zu fairen Verhandlungen. Und genau das garantieren Patente: Monopole.
Insbesondere hat jede Mark, die durch die Hand des Staates geht, die unangenehme Eigenschaft, sich in maximal 50 Pfennig zu verwandeln.
Ach? Wird das Geld etwa eingeschmolzen? Beschaeftige Dich bitte mal etwas mit VWL - insb. die Kapitel ueber Geldstroeme.
Einnamen durch Lizenzen sind kein Peanuts. Wenn der Staat die aus eigener Tasche ausgleichen will, müsste der Staatshaushalt mit Sicherheit mindestens verdoppelt werden. Wie willst du das finanzieren?
Übrigens: "gezielte finanzielle Förderung durch den Staat" gibts nicht wirklich
Das Geld, was an GnuPG ging war demzufolge ein Versehen?
Die Amis hatten da in den 70er Jahren einen guten Ansatz: der Staat förderte die Softwareentwicklung an den Universitäten, dafür musste die entstandene Software für jeden Bürger frei nutzbar sein.
Aber nur die Software. Die Idee finde ich auch gut und würde sie auch in Dtl. gern sehen. Trotzdem haben sich die Ami-Unis ihre Entwicklungen patentieren lassen. Bsp: RSA wurde Anfang der Achziger von einer Ami-Uni patentiert.
Ich denke diesen Ansatz sollte man weiterentwickeln und verbessern. Wenn der Staat Innovationen im Softwaremarkt fördert gewinnt er viel mehr als durch Patente.
Wie kommst du darauf??? Jetzt mal Klartext an die totale Anti-Patent-Fraktion. Spielen wir mal ein Beispiel in einer Welt ohne Patentschutz durch.
Die 50-Mann-Fa. X investiert 10 Mio in Forschung und macht eine Neuentdeckung. Die investierten 10 Mio müssen irgendwie wieder reinkommen + Gewinn. Wie macht Fa. X das?
Wir reden ueber Software! Eine 50-Mann Firma investiert keine 10Mio in Software-Forschung. SW-Firmen werden normalerweise erst gegruendet, wenn die tolle Idee schon da ist, das waeren also eher 10Mio fuer SW-Entwicklung (dazu muessten alle 50 Mitarbeiter 2 Jahre lang arbeiten, ein Forschungsteam ist normalerweise kleiner).
Software hat eine witzige Eigenschaft: wenn der Aufwand die (closed source!) Software zum ersten mal zu schreiben x ist, dann ist der Aufwand eine kompatible Software zu schreiben ca. x*PI (StarOffice mit Word-Importer), der Aufwand eine identische SW zu schreiben naehert sich x*PI*e (e=Eulersche Zahl) (Samba). [Ok, die Zahlen sind uebertrieben, aber nicht weit von der Realitaet entfernt.]
Jede weitere Firma wird also mindestens 3-4 Jahre brauchen, um ein Konkurrenzprodukt zu entwickeln und in der Zwischenzeit ist X schon weiter.
Firmen, die sich einen Brain-Trust von mit 50-Mann Teams leisten kann sind normalerweise auch gross genug, um 1. die Ideen zu verteidigen und 2. die Sache auch selbst zu implementieren.
[cut: prima Beispiel aus der Hardware-Welt]
(c) was auch passieren kann: Ein Schlingel aus Fa. X verrät die Idee an Fa. Y, welche mit der Idee den großen Reibach macht ohne daß Fa. X auch nur eine einzige Mark sieht.
Schau bitte mal in Paragraph 17 UWG. ("Verrat von Betriebsgeheimnissen")
Fazit: Fa. X ist in jedem Fall gearscht. Weil das absehbar ist, wird kein Kapitalgeber in eine solche Forschungsfirma investieren. Kein Kapital ==> weniger Forschung ==> Wirtschaft fällt langfristig gegenüber anderen zurück ==> weniger Steuereinnahmen ==> ...
Wir reden immernoch ueber Software. SW kann man prima einem Investor vorfuehren ohne ihm zu sagen, wie sie intern funktioniert.
So Tobias: Nun erkläre doch mal bitte, warum es dem Staat (und allen anderen) ohne Patente besser gehen würde. Ohne Patentschutzt kann jeder, der erfolgreich Forschung betreibt und dafür Geld investiert hat, beliebig beklaut werden. Investition in Forschung gleicht dann einer Lotterie (nur mit weniger Gewinnern)
Machen wir mal ein Beispiel mit SW-Patenten: Firma Y (um Faktor 100 groesser) findet das Projekt von X interessant. Y vereinbart ein Treffen mit X, um ueber Investitionen zu reden. X kann problemlos jedes Detail vorfuehren, weil es ja patentiert ist. Y beschliesst dass das sehr interessant ist und sagt: liebe X'ler, ich wuerde Euch gerne komplett mit allen Mitarbeitern und dem gesamten Wissen kaufen. X lehnt dankend ab, man will schliesslich weiter frei forschen koennen. Wenige Tage spaeter flattert eine Vorladung zu einem Gerichtstermin ins Haus, weil X angeblich ein Patent von Y verletzt....
...muss ich noch weitermachen?
Was sagst du zu dem Beispiel? Funktioniert deine patentfreie Welt anders als mein Beispiel? Bitte unterstelle dabei nicht, daß es nur Gutmenschen gibt.
Wenn public-domain Software von allen Firmen eingesetzt/genutzt werden kann gibt es (hoffentlich ;)) einen wirtschaftlichen Aufschwung, von dem letzten Endes auch der Staat profitiert.
Das ist der Ist-Zustand. Haben wir den Aufschwung schon hinter uns oder kommt der erst?
Wir sind mittendrin. Mach die Augen auf.
Wenn jedoch ein Patent auf der Software liegt, gewinnt nur der Patentinhaber...
gewinnt? Ich würde es so fomulieren: Patente dienen vor allem zur ABSICHERUNG der Entdecker und deren Kapitalgeber.
Und jetzt leg' bitte das Buch ueber Patenttheorie aus dem 19. Jahrhundert weg und lies einige neuere Publikationen ueber die Auswirkungen der Patentierbarkeit insb. auf Software.
Nach ca. 150 Jahren Patentsystem ist eines klar: Patente sind keine tolle Absicherung fuer $garagenbastler, weil der sich die Gebuehren nicht leisten kann, sondern Munition in den Machtkriegen der grossen Konzerne.
Zugegeben, es gibt auch noch kleine und mittlere Unternehmen, aber ueberleg mal ganz scharf, warum die Mehrheit von denen gegen SW-Patente gestimmt hat.
Konrad
- -- BOFH excuse #158:
Defunct processes