Hallo Andreas!

ich habe im Sommer vergangenen Jahres ein Ingenieurbüro gegründet und möchte nun eine kleine Internetpräsenz schalten. Ich möchte die dazugehörigen Arbeiten am liebsten jemand anderem aufs Auge drücken. Mir fehlt jedoch die Erfahrung, welcher Arbeitsaufwand hinter der Erstellung und Pflege des ganzen steckt. Ich würde mich dashalb über ein paar Tips für eine vorläufigen Kalkulation freuen.

Es ist eine sehr gute Idee, dass du dich informierst. Die Relevanz der Webseite für die Kommunikation mit Kunden wird oft übersehen. Oder sie wird erkannt, aber aus Kostengründen nicht berücksichtigt.

Ich habe mir folgende Anforderungen für die Seite überlegt:

• einfacher Code mit Frames
• kein Flash
• kompatibel zu Firefox und IE7
• sauber darstellbar auf PDA's und Handy's (Impressum und Kontaktdaten

müssen problemlos abrufbar sein)

• nach Möglichkeit Behindertengerecht

Das ist eine "ganz normale" Webseite, allerdings ist es erstaunlich, wie wenige Webseiten tatsächlich deine Ideen erfolgreich umsetzen. Mit Frames willst du sicherlich den Änderungsaufwand und die Einbindung weiterer Seiten niedrig halten. Frames sind hierfür nicht geeignet. Sie harmonieren nicht mit direkten URLs von Unterseiten, Bookmarks und Links von extern. Außerdem sieht man in einer Navigation nicht, wo man gerade ist und verliert den Überblick. Die Schaltfläche sollte eingedrückt wirken, damit dies klar ist. Weiterhin kommen Suchmaschinen und andere Besucher nicht gut mit Frames klar. Die gleiche Idee, nur ohne der ganzen Einschränkungen lässt sich gut mit einem CMS umsetzen. Dazu später.

Flash ist, ganz richtig, eine schwierige Sache. Man muss den gleichen Inhalt auch ohne Flash darstellen können, also alles doppelt bauen und pflegen. Flash geht nicht auf die Bedürfnisse des Users ein, was zum Beispiel die Schriftgröße betrifft. Flash ist mangels Standards oft schlecht implementiert. Dies zu meiden ist also eine gute Idee.

Die Browserkompatibilität zu Firefox und IE 7 ist in die richtige Richtung, aber zu kurz gedacht. Was ist mit Suchmaschinen, Behinderten, Mobilgeräten, Spielekonsolen und so weiter? Nur wer sich ganz sauber an die Vorgaben des WWW-Consortiums (W3C) hält, hat hier die Sicherheit einer vernünftigen Darstellung. Man ist gleichzeitig für alle zukünftigen Browserversionen gewappnet, ohne viel testen zu müssen. Ganz nebenbei ermöglicht die Validierung einer Webseite durchs W3C eine Qualitätskontrolle während des Designs, die sonst ersatzlos wegfällt. Validierte Webseiten sind also fehlerärmer.

Leider ist nur eine Hand voll Webseiten im Internet vom W3C abgesegnet. Dies wird den Webdesignern noch viel Ärger (oder auch Umsatz) bereiten, weil ständige, aufwändige und unnütze Reparaturen angesagt sind.

Die letzten zwei Punkte sind bei ordentlicher Entwicklung ein Abfallprodukt und müssen kaum noch bedacht werden.

Auf der Seite müssen die üblichen Informationen untergebracht werden:

• wer bin ich
• welche Dienstleistungen biete ich
• wie ereicht man mich

Also ein klassischer statischer Inhalt. Da bleibt nur noch die Frage nach den gewünschten Sprachen.

Zudem müssen die E-Mail Accounts angelegt und vor Spam geschützt werden. Der E-Mailtransfer (inkl. Passwort wenn möglich) soll verschlüsselt erfolgen. PGP-Verschlüsselung von E-Mails soll möglich sein.

Das geht jetzt nicht mehr in richtung Webseite, sondern betrifft den Webhoster. Da ich aus der Lug keinen kenne, nenne ich mal Hetzner als Beispiel. Die bieten dir alles geforderte für drei Euro im Monat inklusive de-Domain.

Auf dem Server sollen Daten verschlüsselt ableg- und abrufbar sein (für Datenaustausch mit Kunden) (über welche Protokolle kann man das realisieren?)

Dafür bietet sich in erster Linie HTTPS an. Es wird von allen Onlineshops für die Kaufabwicklung genutzt und funktioniert in sehr vielen Browsern. Den Webhoster kostet das nötige Zertifikat ca. 20 Euro im Jahr. Wie viel er dafür von dir haben will, hängt vom Angebot ab. Wenn statt der Verschlüsselung ein Passwortschutz reicht, ist gar kein weiterer Aufwand nötig. Alles geht über HTTP.

Für Fragen und Hinweise bin ich dankbar.

Wie gesagt, deine Anforderungen sind völlig üblich. Du brauchst einen klassischen Webhoster. Der gibt dir eine Domain, etwas Speicherplatz für Webseiten und alle Mailfunktionen. Die Webseite wird mit einem Content Management System (CMS) erstellt. Dies baut zum Beispiel in jede Webseite die Navigation ein und sorgt dafür, dass alle Seiten gleich aussehen. Zum Ändern von Inhalten oder zur Erstellung von weiteren Seiten genügen wenige Klicks. Es bietet sich an, das CMS auf dem Server und nicht lokal zu installieren. Dann kannst du von überall per Browser an der Webseite ändern. CMS gibt es in großer Zahl als Open Source. Ich habe eines entwickelt, das mit minimaler Einarbeitungszeit und maximaler Serverkompatibilität punktet, dabei aber auch nur die wesentlichen Funktionen bietet. Für dich halte ich es für optimal, aber da gibt es natürlich verschiedene Ansichten.

Die Erstellung läuft folgendermaßen ab: Erstens definierst du die Struktur der Webseite, also die Aussagen und daraus welche Seite mit welchem groben Inhalt und welchen Funktionen vorhanden sein sollen. Zweitens bekommt der Designer alle Texte und Bilder, um sie in funktionstüchtige Demowebseiten einzubauen. Das gesamte Team berät über die vorgestellten Designs und entscheidet über Details. Drittens vollendet der Designer die Webseite zur Finalversion.

Wenn dies alles gut strukturiert abläuft, also alle Standards eingehalten werden, das richtige CMS richtig genutzt wird und die Webseite dokumentiert ist, sind spätere Änderungen völlig problemlos möglich.

Um noch etwas zur Umsetzung zu sagen: Wenn du beim Konzept (Schritt eins) nur wenige klare Vorstellungen hast und alle Texte und Bilder lieferst, wird der Rest relativ preiswert. Du ersparst einer Agentur die zeitaufwändige Vorarbeit. Als Hausnummer schätze ich den Aufwand auf 500 Euro.

Achte bei der Auftragsvergabe darauf, dass du wirklich leicht an jeder Stelle der Webseite etwas selbst ändern kannst. Ist dies nicht möglich, ist die Seite intern zu kompliziert aufgebaut. Erspare dir die entstehenden Folgekosten. Weiterhin sollte die Webseite schnell laden, W3C-validierbar (XHTML strict) sein und nach allen Regeln von HTML und CSS klar strukturiert semantisch korrekt erstellt werden. Spätestens wenn du im Browser testweise CSS ausschaltest oder mit Strg-+ die Schriftgröße erhöhst, siehst du, ob der Designer schöne Bilder oder funktionierende Webseiten baut.

Konkrete Fragen beantworte ich gerne privat oder wieder hier in der Liste.

Thomas

Vielen Dank an alle für die Antworten. Ich werde jetzt erst mal Inhalt für die Seite zusammenstellen, damit ich nicht ganz so konzeptlos an die Anbieter herantrete.

Andreas