Hallo, Liste!
Ich habe heute eine Diskussion mit meinem Chef gehabt, und ich möchte jetzt genau verstehen, warum er recht hat...
Also, folgendes: die Firma wo ich arbeite ist umgezogen. Bei der alten Räumen hatten wir eine DSL bei 1&1, bei der neuen eine bei der Telekom.
Ich wusste, daß die DSL-Anschlüsse fest an dem Provider gekoppelt sind, also wenn ich meine Telefonleitung für Telekom freischalten lasse, werde ich dort nicht mit Tiscali mich anmelden können, auch wenn ich gültige Tiscalianmeldedaten hätte. Das hätte, meiner Meinung nach, auch einen Sinn, denn ich habe keine Telefonnummer zu wählen, und es kann nicht sein, daß keine andere Person auf dieser Welt meine Anmeldedaten nutzt...
Mein Chef meinte, daß es völlig falsch sei, weil die DSL genau so wie eine Analog- oder ISDN-Leitung funktioniert. Und tatsächlich, als wir den DSL-Router an die Leitung angeschlossen haben ging das Internet, noch mit den 1&1 Anmeldedaten, aber auf einer Telekomleitung.
Ich habe mich echt gewundert.
Nun, bestimmt hat mein Chef recht, ich würde aber sehr gern wissen WARUM.
Kann jemand mir genau erklären, wie die DSL-Leitungen funktionieren?
Ich danke euch! Luca Bertoncello (lucabert@lucabert.de)
On Tuesday 20 July 2010, Luca Bertoncello wrote:
Ich habe heute eine Diskussion mit meinem Chef gehabt, und ich möchte jetzt genau verstehen, warum er recht hat...
Weil er Dein Chef ist. Ob es stimmt ist fraglich.
Also, folgendes: die Firma wo ich arbeite ist umgezogen. Bei der alten Räumen hatten wir eine DSL bei 1&1, bei der neuen eine bei der Telekom.
Ahh. Selber PHY Provider. 1&1 ist Telebum Reseller.
Ich wusste, daß die DSL-Anschlüsse fest an dem Provider gekoppelt sind, also wenn ich meine Telefonleitung für Telekom freischalten lasse, werde ich dort nicht mit Tiscali mich anmelden können, auch wenn ich gültige Tiscalianmeldedaten hätte.
Ziehen wir mal Zähne.
Zahn 1: Telefonleitung hat nur insoweit was mit DSL-Leitung zu tun, als das beide das selbe Kilo Kupferdraht verwenden.
Moderne Telefonleitungen haben mehr mit Funk als mit Klingeldraht zu tun: ISDN benutzt Frequenzen bis 138kHz (oder sowas in der Gegend), DSL die Frequenzen darüber. Auf beiden Seiten existiert ein (Frequenz-)Splitter - die unteren Frequenzen gehören dem Telefon und dem Telefonprovider, die oberen gehören DSL.
Folge: Telefon und DSL können von unterschiedlichen Providern kommen - Du könntest also durchaus Telefon von der Telekom haben und DSL von Tiscali.
Das hätte, meiner Meinung nach, auch einen Sinn, denn ich habe keine Telefonnummer zu wählen, und es kann nicht sein, daß keine andere Person auf dieser Welt meine Anmeldedaten nutzt...
Zahn 2: Anmeldedaten haben nix mit DSL zu tun, sondern mit PPPoE. Siehe unten.
Mein Chef meinte, daß es völlig falsch sei, weil die DSL genau so wie eine Analog- oder ISDN-Leitung funktioniert.
Völlig falsch. Eine DSL Leitung ist vergleichbar mit einem Ethernet-Segment. Dein DSL-Modem kann mit allem reden was am selben VLAN hängt - normalerweise nur der Access-Concentrator deines DSL-Providers - in einigen ganz wenigen Setups alle DSL-Modems des Providers.
Und tatsächlich, als wir den DSL-Router an die Leitung angeschlossen haben ging das Internet, noch mit den 1&1 Anmeldedaten, aber auf einer Telekomleitung.
Zahn 3: weil 1&1 gleich Telekom. Die 1&1 Anmeldedaten werden vom Telekom- Access-Concentrator verarbeitet.
Ich habe mich echt gewundert.
Nun, Vodafon hätte nicht funktioniert... ;-)
Nun, bestimmt hat mein Chef recht, ich würde aber sehr gern wissen WARUM.
Weil er Chef ist.
Kann jemand mir genau erklären, wie die DSL-Leitungen funktionieren?
Wikipedia kann Dir die elektrischen Details geben.
Der Protokollstack sieht etwa so aus:
Ein IP-Packet wandert von Deinem Browser zu Deinem DSL-Router. Dort wird das Packet in PPP verpackt, das PPP-Frame wird über Ethernet an das DSL-Modem geschickt. Dort wird es das Ethernet-Frame auf ATM-Frames aufcodiert, die dann per DSL-PHY verschickt werden. Auf der anderen Seite werden die Frames auf eine Glasfaser geschickt bis sie am Access-Concentrator ankommen, wo sie wieder zu einem Ethernet-Frame zusammengesetzt werden. Aus diesem Ethernet- Frame packt der AC das PPP-Frame aus und daraus das IP-Packet, welches dann auf seinen Weg ins große weite Internet geht.
Damit DSL an sich funktioniert brauchst Du auch keine Login-Daten. DSL ist auf PHY-Ebene eine spezielle Modulation für ATM. Auf MAC-Ebene ist es Ethernet over ATM.
Die Login-Daten brauchst Du für PPP over Ethernet. Das wird eingesetzt, weil die Telecom-Konzerne mit PPP-Abrechnungen schon umgehen konnten. Eigentlich braucht PPP auch keine Anmeldung, aber man fühlt sich damit einfach besser. Abgeschafft wurde der ganze Unfug bei Flatrates nicht, weil man sich so schön dran gewöhnt hatte und man die Kunden dann abzocken kann wenn sie sich aus Versehen nicht auf DSL einloggen...
...und deswegen machen wir jeden Tag ganz folgerichtig IP over authentifiziertes PPP over Ethernet over ATM over DSL over Klingeldraht.
Konrad
Konrad Rosenbaum konrad@silmor.de schrieb:
Weil er Dein Chef ist. Ob es stimmt ist fraglich.
Du, paß auf: dieser Chef sieht viel besser als meinen letzten aus... Er fragt ständig meine Meinung und sieht so aus, es ist interessiert an was ich sage. Er hat mich GESTERN gefragt, was passiert, wenn er die vorkonfigurierte AVM-Fritzbox (mit 1&1-Daten) an die neue Leitung ansteckst. Ich habe ihm gesagt, daß meiner Meinung nach, das Ding wird nicht gehen (ich wusste nicht, daß 1&1 die selbe Daten von Telekom nutzt!).
Heute hat er trotzdem das Ding angeschloßen und hat funktioniert. Und das, seiner Meinung nach, bestätigt die Theorie, daß DSL wie Analog-, bzw. ISDN-Leitung ist.
Hätten wir zB einen Vertrag bei Arcor hätte es nicht funktioniert und die Diskussion hätte nicht stattgefunden.
Also, folgendes: die Firma wo ich arbeite ist umgezogen. Bei der alten Räumen hatten wir eine DSL bei 1&1, bei der neuen eine bei der Telekom.
Ahh. Selber PHY Provider. 1&1 ist Telebum Reseller.
Gut, das wusste ich nicht...
Ich wusste, daß die DSL-Anschlüsse fest an dem Provider gekoppelt sind, also wenn ich meine Telefonleitung für Telekom freischalten lasse, werde ich dort nicht mit Tiscali mich anmelden können, auch wenn ich gültige Tiscalianmeldedaten hätte.
Ziehen wir mal Zähne.
Bitte mit Betäubung... :D
Zahn 1: Telefonleitung hat nur insoweit was mit DSL-Leitung zu tun, als das beide das selbe Kilo Kupferdraht verwenden.
Moderne Telefonleitungen haben mehr mit Funk als mit Klingeldraht zu tun: ISDN benutzt Frequenzen bis 138kHz (oder sowas in der Gegend), DSL die Frequenzen darüber. Auf beiden Seiten existiert ein (Frequenz-)Splitter - die unteren Frequenzen gehören dem Telefon und dem Telefonprovider, die oberen gehören DSL.
Folge: Telefon und DSL können von unterschiedlichen Providern kommen - Du könntest also durchaus Telefon von der Telekom haben und DSL von Tiscali.
Und das wusste ich schon. Ich habe selber zwei Jahre lang das Telefon bei der Telekom und das DSL bei Tiscali. Dann bin zum Telekom gewechselt und habe dort das ganze.
Das hätte, meiner Meinung nach, auch einen Sinn, denn ich habe keine Telefonnummer zu wählen, und es kann nicht sein, daß keine andere Person auf dieser Welt meine Anmeldedaten nutzt...
Zahn 2: Anmeldedaten haben nix mit DSL zu tun, sondern mit PPPoE. Siehe unten.
Gut, ich habe meine Frage etwas falsch formuliert. Ich weiß, daß ich die Anmeldedaten an PPP geben soll und bis dahin muß die DSL-Leitung schon bestehen, ansonsten wird es nicht gehen.
Mein Chef meinte, daß es völlig falsch sei, weil die DSL genau so wie eine Analog- oder ISDN-Leitung funktioniert.
Völlig falsch. Eine DSL Leitung ist vergleichbar mit einem Ethernet-Segment. Dein DSL-Modem kann mit allem reden was am selben VLAN hängt - normalerweise nur der Access-Concentrator deines DSL-Providers - in einigen ganz wenigen Setups alle DSL-Modems des Providers.
OK, also, mehr oder weniger, was ich ihm gesagt habe.
Und tatsächlich, als wir den DSL-Router an die Leitung angeschlossen haben ging das Internet, noch mit den 1&1 Anmeldedaten, aber auf einer Telekomleitung.
Zahn 3: weil 1&1 gleich Telekom. Die 1&1 Anmeldedaten werden vom Telekom- Access-Concentrator verarbeitet.
Und das wusste ich nicht... Deswegen habe ich mich gewundert...
Kann jemand mir genau erklären, wie die DSL-Leitungen funktionieren?
Wikipedia kann Dir die elektrischen Details geben.
Der Protokollstack sieht etwa so aus:
(omiss)
OK, danke! Sehr sehr interessant! Ich werde morgen nochmal mit meinem Chef sprechen.
Gute Nacht! Luca Bertoncello (lucabert@lucabert.de)
Luca Bertoncello lucabert@lucabert.de (Di 20 Jul 2010 16:58:09 CEST): (…)
Mein Chef meinte, daß es völlig falsch sei, weil die DSL genau so wie eine Analog- oder ISDN-Leitung funktioniert. Und tatsächlich, als wir den DSL-Router an die Leitung angeschlossen haben ging das Internet, noch mit den 1&1 Anmeldedaten, aber auf einer Telekomleitung.
Ich habe mich echt gewundert. Nun, bestimmt hat mein Chef recht, ich würde aber sehr gern wissen WARUM.
Weil er Chef ist. Das wäre er sonst nicht.
Ich denke, 1&1 nutzt einfach T-Com als Leitungsanbieter, genauso wie T-Online und vielleicht noch ein paar andere DSL-Anbieter. Und wahrscheinlich nicht nur die Leitungen werden gemeinsam genutzt, sondern auch die Access-Technik (DSLAM, DSL-Access-Concentrator, Radius-Server, …)
M.W. hat nur Arcor seine eigene Infrastruktur (und damit natürlich die, die diese mit nutzen (Vodafone müsste das z.B. sein)).
Heiko Schlittermann hs@schlittermann.de schrieb:
Nun, bestimmt hat mein Chef recht, ich würde aber sehr gern wissen WARUM.
Weil er Chef ist. Das wäre er sonst nicht.
OK, aber außer diese? :)
Ich denke, 1&1 nutzt einfach T-Com als Leitungsanbieter, genauso wie T-Online und vielleicht noch ein paar andere DSL-Anbieter. Und wahrscheinlich nicht nur die Leitungen werden gemeinsam genutzt, sondern auch die Access-Technik (DSLAM, DSL-Access-Concentrator, Radius-Server, …)
M.W. hat nur Arcor seine eigene Infrastruktur (und damit natürlich die, die diese mit nutzen (Vodafone müsste das z.B. sein)).
Aha! Also, ich wusste tatsächlich richtig, daß ich mich nur anmelden kann, wo ich meine DSL bestellt habe, spricht, wenn ich zB eine DSL bei Arcor habe, kann ich nicht mein voreingerichtet Router (mit den Arcor Anmeldedaten) zu einem Freund bringen, der Tiscali nutzt, und sehen, daß es geht, oder?
Danke Luca Bertoncello (lucabert@lucabert.de)
On Tuesday 20 July 2010, Luca Bertoncello wrote:
Heiko Schlittermann hs@schlittermann.de schrieb:
M.W. hat nur Arcor seine eigene Infrastruktur (und damit natürlich die, die diese mit nutzen (Vodafone müsste das z.B. sein)).
Aha! Also, ich wusste tatsächlich richtig, daß ich mich nur anmelden kann, wo ich meine DSL bestellt habe, spricht, wenn ich zB eine DSL bei Arcor habe, kann ich nicht mein voreingerichtet Router (mit den Arcor Anmeldedaten) zu einem Freund bringen, der Tiscali nutzt, und sehen, daß es geht, oder?
Falls Tiscali ein Arcor-Reseller ist, dann würde es wahrscheinlich - aber nicht garantiert - gehen.
Das Problem daran: DSL ist in der Praxis ein Ethernet mit VLAN. Jeder Kunde bekommt sein eigenes VLAN. Damit die sich nicht gegenseitig hacken können wird erzwungen dass man zuerst zum AC tappst bevor man mit anderen reden kann. Es kommt jetzt darauf an was auf dem VLAN alles drauf ist und ob der Reseller eigene ACs betreibt.
Es sind mehrere praktische Setups denkbar:
Setup 1: full-Reseller - der AC gehört demjenigen der die Leitung vermietet (z.B. Telekom). Damit Reseller rankommen kann der AC auch den Radius-Server (zentrale Account-Verwaltung) des Resellers abfragen. Das ist meines Wissens das Setup von 1&1.
Setup 2: Line-Sharing - in den Kunden-VLANs sind die ACs aller Reseller sichtbar - PPPoE hat eingebaute Mechanismen mit denen es rausfindet an welchen AC es ran muss. Würde auch funktionieren.
Setup 3: exklusive Leitung - das Kunden-VLAN wird nur mit dem Reseller verbunden bei dem er einen Vertrag hat. Es kann weniger Fehler geben und eigentlich ist PPPoE hier auch sinnlos. Man kann dann aber definitiv nicht mal eben den Account bei einem anderen Reseller benutzen.
Setup 4: Ur-DSL - wie 3, aber pures Ethernet. Eventuell mit VLAN. Kein PPPoE. Es ist alles denkbar was mit Ethernet auch geht. Authentifikation fällt weg, weil man ja die Leitung mietet und nicht einen obskuren Account. IP bekommt man per DHCP (IPv4) bzw. SLAAC (link-IP) und DHCPv6 (Prefix) (IPv6).
Besteht Interesse das mal zum nächsten Treffen mit virtuellen Rechnern vorzuführen? Ich müsste irgendwo noch meine Test-Setups rumliegen haben mit denen ich getestet habe wie ein Provider IPv6 über PPPoE aufsetzen müsste.
Konrad
Hallo allerseits,
Am Mittwoch 21 Juli 2010 schrieb Konrad Rosenbaum:
Besteht Interesse das mal zum nächsten Treffen mit virtuellen Rechnern vorzuführen? Ich müsste irgendwo noch meine Test-Setups rumliegen haben mit denen ich getestet habe wie ein Provider IPv6 über PPPoE aufsetzen müsste.
Interesse meld! Ich würde auch gern mal wieder vorbei kommen, jetzt da ich in meiner Schule wieder Linux nutzen kann ;-)
Grüße Reiner Klaproth jetzt am Landesgymnasium für Musik Dresden...
On Saturday 31 July 2010, Reiner Klaproth wrote:
Am Mittwoch 21 Juli 2010 schrieb Konrad Rosenbaum:
Besteht Interesse das mal zum nächsten Treffen mit virtuellen Rechnern vorzuführen? Ich müsste irgendwo noch meine Test-Setups rumliegen haben mit denen ich getestet habe wie ein Provider IPv6 über PPPoE aufsetzen müsste.
Interesse meld! Ich würde auch gern mal wieder vorbei kommen, jetzt da ich in meiner Schule wieder Linux nutzen kann ;-)
Die nächsten zwei Treffen werden vermutlich in der Torwirtschaft sein - da macht es sich mit Vortrag schwierig. Also erst September oder so.
Konrad
Hallo!
Am Sonntag 01 August 2010 schrieb Konrad Rosenbaum:
Die nächsten zwei Treffen werden vermutlich in der Torwirtschaft sein - da macht es sich mit Vortrag schwierig. Also erst September oder so.
Das reicht auch zu. Bis dahin werde ich wohl noch mehr Erfahrung mit den Telekomikern haben ;-)
Und für die Torwirtschaft habe ich genügend andere Fragen ;-)
Gruss Reiner
lug-dd@mailman.schlittermann.de