Leute,
Ich hoffe, es geht nicht ganz am Thema vorbei...
Hat jemand Erfahrungen mit Scientific Word und kann es vielleicht mit Linux-Programmen wie lyx vergleichen? Oder sind solche Programme nicht 'prinzipiell falsch' und man sollte lieber bei einem 'echten' Latex bleiben, trotz anfangs steiler Lernkurve?
Nebenbei: heute ist doch Treffen, oder?
Torsten
On Wed, 14 Nov 2001 09:30:44 +0100 Torsten Werner twerner@intercomm.de wrote:
Hat jemand Erfahrungen mit Scientific Word und kann es vielleicht mit Linux-Programmen wie lyx vergleichen? Oder sind solche Programme nicht 'prinzipiell falsch' und man sollte lieber bei einem 'echten' Latex bleiben, trotz anfangs steiler Lernkurve?
Mit Scientific Word habe ich nur indirekte Erfahrungen über einen Bekannten -- und die sind schlecht! Zuerst hat alles funktioniert, aber nachdem er auf deutsche Trennung umstellen wollte, wurden die Bilder nicht mehr eingebunden. Auch ist der erzeugte LaTeX-Code so ziemlich das letzte. Eine obskure Mischung aus LaTeX2e (inkl. eigener Stildateien) und plainTeX. Z.B. wurden die Bilder mit plainTeX und einem ganz komischen Drumherum eingebunden! Mein Bekannter hatte ziemlich Arbeit, dass auf Standard LaTeX2e-Befehle umzustellen, was er gemacht hat, da ScientificWord einfach nicht mit deutschen Trennregeln arbeiten wollte. Das Layout war auch nicht gerade der Hit.
Bei LyX ist AFAIR der erzeugte Code besser, aber ich habe das schon lange nicht mehr probiert. Wenn man schon etwas Ahnung von LaTeX hat, sollte man sich lieber den XEmacs nehmen und auf Hilfsmittel wie LyX oder SW verzichten. Bei einfachen Dokumenten sind die sicher kein Problem, aber wenn die Dokumente komplexer werden, wird es mit solchen Programmen oft schwierig und wenn einem dann die entsprechenden LaTeX- (oder TeX-) Kenntnisse fehlen, guckt man in die Röhre.
Eine Alternative ist vielleicht noch TeXmacs. Ein recht neues Projekt, dass sich zwar irgendwie aus TeX ableitete, aber recht eigenständig ist. Wie weit es inzwischen fortgeschritten ist, weiß ich allerdings nicht (gerade im Vergleich zu LyX).
Als 'prinzipiell falsch' würde ich solche Programme nicht bezeichnen, aber das mit der Lernkurve ist doch zumindest fraglich. Bei LaTeX hast Du die Lernkurve am Anfang. Was IMHO von großem Vorteil ist, da zu diesem Zeitpunkt der Stress meist noch erträglich ist. Gerade bei umfangreicheren Dokumenten kommt man auch mit LyX und SW sicher nicht ohne LaTeX-Kenntnisse aus und dann ist die Lernkurve wirklich steil, da man sich nicht mit den Grundlagen beschäftigt hat (und diese Probleme oft auftreten, wenn man schon in Stress verfällt).
Also meine Empfehlung: LaTeX in Verbindung mit dem XEmacs (+AucTeX +RefTeX) nehmen ist die beste Lösung ;-)
Tschüß, Carsten
Hallo Carsten,
Am Mittwoch, dem 14. November 2001 um 10:07:22, schrieb Carsten Schurig:
On Wed, 14 Nov 2001 09:30:44 +0100 Torsten Werner twerner@intercomm.de wrote:
Hat jemand Erfahrungen mit Scientific Word und kann es vielleicht mit Linux-Programmen wie lyx vergleichen?
Mit Scientific Word habe ich nur indirekte Erfahrungen über einen Bekannten -- und die sind schlecht!
Vielen Dank fuer deine ausfuehrlichen Argumente. Bei mir laeufts du offene Tueren ein, aber da ich selbst mit Scientific Word und Co. keine Erfahrungen habe, hebe ich mir deine Nachricht gut auf und verwende sie demnaechst als Argumentationshilfe.
Weitere Erfahrungsberichte auch mit den anderen genannten Programmen sind herzlich willkommen.
Also meine Empfehlung: LaTeX in Verbindung mit dem XEmacs (+AucTeX +RefTeX) nehmen ist die beste Lösung ;-)
Darf ich trotzdem bei vim bleiben? :) Auch hier sind weitere Tipps besonders in Richtung 'Latex-IDE' willkommen.
Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Phaenomen, dass die Benutzer nicht in der Lage sind, sich selbstaendig aus dem Dutzend installierter Editoren einen auszusuchen, der ihren Vorlieben entspricht? Das meine Vorliebe nicht unbedingt auf Begeisterung stoesst, kann ich ja verstehen.
Tschuess, Torsten
On Wed Nov 14, 2001 at 10:32:15 +0100, Torsten Werner wrote:
Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Phaenomen, dass die Benutzer nicht in der Lage sind, sich selbstaendig aus dem Dutzend installierter Editoren einen auszusuchen, der ihren Vorlieben entspricht? Das meine
Die Leute haben keine Vorlieben, weil Sie keine Erfahrung haben (woher auch, die meisten Leute interessieren sich nicht fuer Vor- und Nachteile von Editoren (oder was auch immer); "es musz einfach nur funktionieren"). Ich hab' neulich einem Freund ("Mein Rechner musz einfach nur funktionieren, alles andere ist nicht akzeptabel.") XEmacs (unter Win) installiert und noch ein bisschen konfiguriert. Er ist (bist jetzt :) begeistert. Haette ich ihm ein Dutzend verschiedene zur Auswahl gegeben, haette er mir schlimmstenfalls 'nen Vogel gezeigt und bestenfalls den buntesten genommen (wie soll er auch anders entscheiden, zum Ausprobieren (und demzufolge auch Einarbeiten) hat er einfach keine Zeit und Lust). Die Leute wollen einfach was vorgesetzt bekommen, die Frage ist einfach nur was. Ein ziemlich prominentes Beispiel ist da wohl Word. Wenn die Leute selbstaendig nach besseren Alternativen suchen wuerden, wuerde es doch niemand benutzen, oder?
Adam
On Wed, Nov 14, 2001 at 11:44:31AM +0100, Adam Lackorzynski wrote:
Die Leute haben keine Vorlieben, weil Sie keine Erfahrung haben (woher auch, die meisten Leute interessieren sich nicht fuer Vor- und Nachteile von Editoren (oder was auch immer); "es musz einfach nur funktionieren"). Ich hab' neulich einem Freund ("Mein Rechner musz einfach nur funktionieren, alles andere ist nicht akzeptabel.") XEmacs (unter Win) installiert und noch ein bisschen konfiguriert. Er ist (bist jetzt :) begeistert. Haette ich ihm ein Dutzend verschiedene zur Auswahl gegeben, haette er mir schlimmstenfalls 'nen Vogel gezeigt und bestenfalls den buntesten genommen (wie soll er auch anders entscheiden, zum Ausprobieren (und demzufolge auch Einarbeiten) hat er einfach keine Zeit und Lust). Die Leute wollen einfach was vorgesetzt bekommen, die Frage ist einfach nur was. Ein ziemlich prominentes Beispiel ist da wohl Word. Wenn die Leute selbstaendig nach besseren Alternativen suchen wuerden, wuerde es doch niemand benutzen, oder?
Halleluja!
Mit Scientific Word habe ich nur indirekte Erfahrungen über einen Bekannten -- und die sind schlecht!
Ich habe mal Scientific WorkPlace (Latex mit MapleV) ausprobiert. Den Vorteil der automatischen Berechnung von Formeln erkauft man sich sehr teuer. Erstens ist die Software sehr teuer und zweitens kann man mit diesem Dokument hinterher nix mehr anfangen. Zumindest schluckt Latex die Dateien nicht.
Weitere Erfahrungsberichte auch mit den anderen genannten Programmen sind herzlich willkommen.
Ich probiere in letzter Zeit Quanta (eigentlich HTML-Editor, bietet aber auch Syntax-Highlighting) und KTexMaker. KTexMaker stellt unter einer Oberflaeche die wichtigsten Funktionen bereit. Man kann sich einfachere Konstrukte zusammenklicken, dann in eine dvi- oder ps-Datei uebersetzen und betrachten.
Jens Weisse
Carsten Schurig wrote:
On Wed, 14 Nov 2001 09:30:44 +0100 Torsten Werner twerner@intercomm.de wrote:
Bei LyX ist AFAIR der erzeugte Code besser, aber ich habe das schon lange nicht mehr probiert. Wenn man schon etwas Ahnung von LaTeX hat, sollte man sich lieber den XEmacs nehmen und auf Hilfsmittel wie LyX oder SW verzichten. Bei einfachen Dokumenten sind die sicher kein Problem, aber wenn die Dokumente komplexer werden, wird es mit solchen Programmen oft schwierig und wenn einem dann die entsprechenden LaTeX- (oder TeX-) Kenntnisse fehlen, guckt man in die Röhre.
Also als regelmäßiger Nutzer von Lyx würde ich dieses Programm jeden normalen Editor vorziehen. Angefangen hab ich zwar auch mal mit nem einfachen Editor aber die Tipperei von Latextags nervt letztendlich nur. Und alle komplizierteren Sachen kann man in Lyx zumindest ohne weiteres als Texquelltext einbinden.
Tschüß Frank
lug-dd@mailman.schlittermann.de