Liebe Lug!
Momentan steht dem Verein Wikimedia sehr viel Spendengeld zur Verfügung, das nicht so richtig gebraucht wird. Auf der anderen Seite werden sowohl von den Lesern der Wikipedia, als auch den neuen Autoren und den alten Hasen zunehmend Klagen laut, dass ihnen einiges nicht gefällt.
Intransparente Entscheidungen werden sehr oft genannt. Sowohl auf unterster Ebene, wenn ein Admin ohne Begründung Inhalte löscht. Als auch im Vorstand, wenn die Geldvergabe nicht nachvollziehbar geschieht. Es gibt aber auch viele andere Kritikpunkte wegen Usability, mangelhaften Inhalten und so weiter.
Die Frage ist: Wie lassen sich die Missstände erstens deutlich und unzweifelhaft vorführen und zweitens beheben?
Wenn der Verein das Geld verwaltet, sind zwei Parteien unglücklich: Die, die spenden und mit der Vergabe nicht einverstanden sind. Und die, die das Geld nicht bekommen, obwohl sie viel arbeiten. Manchmal habe ich den Eindruck, mit dem System würde sich der Verein Feinde züchten. Gar nicht beabsichtigt, sondern das ergibt sich.
Mein Vorschlag ist, man müsste dem Verein diese heiklen Entscheidungen abnehmen. Der Verein will es allen, vor allem den Usern, recht machen, und scheitert regelmäßig. Ideal wäre es doch, wenn die User und die "Produzenten" (Entwickler, Autoren, Admins) direkt miteinander kommunizieren. Also wenn die User festlegen, für was sie genau spenden.
Allerdings wird deutlich, dass es den Produzenten nicht ums Geld geht. Vielmehr sind sie desorientiert. Geld wollen die meisten gar nicht. Man könnte doch einfach ein Feedback-System wie http://feedback.bit.ly/ installieren. Da bilden sich in kürzester Zeit Gruppen um die dringlichsten Wünsche. Das Geld ist damit allerdings immer noch nicht verteilt.
Es gab mal bei KDE die Bountys, bei denen sich die User Dinge wünschen und dafür Geld geben konnten. Dem Verein sind solche Systeme nicht geheuer, weil das Geld innerhalb eines Jahres entsprechend dem vorgegebenen Zweck ausgegeben werden muss, was nicht sinnvoll möglich ist. Zweckbindung ist eine große Last. Aber auch eine Chance, wenn zum Beispiel der Zweck darin besteht, das Geld anzusparen. Dann hätte der Verein endlich ein Stiftungskapital.
Außerdem ist die Frage, wer denn nun konkret für welche Sache wie viel bekommt. Wenn ich mir einen besseren Artikel zum Thema XY wünsche oder einen besseren Editor, wer setzt das dann um? Gibt es einen Raum mit Sparschweinen, jedes mit einem Ziel beschriftet, und wenn einer eines der Ziele erreicht, bekommt er den Inhalt?
Macht es vielleicht Sinn, ein System völlig getrennt von Wikipedia und dem Verein aufzubauen, quasi als neutrale Bank mit angeschlossenem Notar, mit einem ganz einfachen und transparenten Regelwerk? Mir schwirren Dinge wie "Google Summer of Code" und "Crowdfunding" im Kopf herum. Wobei diese Ansätze mit einem Angebot des Produzenten beginnen und nicht mit dem Wunsch der Community. Der Entwickler bietet an, für 5000$ etwas zusammenzuhacken und schaut, ob sich jemand findet, der den Spaß bezahlt.
Falls jemand so weit gelesen hat: Ich würde mich über eine Auseinandersetzung sehr freuen. Hier besteht, denke ich, ein unglaubliches Potential.
Thomas
lug-dd@mailman.schlittermann.de