Hallo lug-dd,
der Job des E-Mail-Administrators hat keine Zukunft. Software-As-Service nimmt den Admin-vor-Ort den Job ab. Entscheider bezahlen lieber an große Dienstleister anstatt an einen Mitarbeiter. Ich bewerte das nicht, ich stelle das bloß ganz nüchtern fest.
Siehe: Google Trend Graph: https://trends.google.com/trends/explore?date=all&q=%2Fm%2F02js54,%2Fm%2...
Sicherlich werden Ausnahmen die Regel bestätigen und anti-zyklisches Verhalten bezahlt sich oft aus.
Ich dachte nicht, dass man das so klar bei Google Trends erkennt. Aber so ist es eben. Ich finde es schon etwas schade.
Gruß,
Thomas
Dann frag mal eine Floristin, einen Fleischer, einen Bäcker wie die sich fühlen ... falls du noch einen echten Handwerker findest !
Herzlich willkommen, denn die IT ist letzen Endes auch nur Handwerk.
Viele Grüße
Jens
Am 17.04.2019 um 20:42 schrieb Thomas Güttler Lists:
Hallo lug-dd,
der Job des E-Mail-Administrators hat keine Zukunft. Software-As-Service nimmt den Admin-vor-Ort den Job ab. Entscheider bezahlen lieber an große Dienstleister anstatt an einen Mitarbeiter. Ich bewerte das nicht, ich stelle das bloß ganz nüchtern fest.
Siehe: Google Trend Graph: https://trends.google.com/trends/explore?date=all&q=%2Fm%2F02js54,%2Fm%2...
Sicherlich werden Ausnahmen die Regel bestätigen und anti-zyklisches Verhalten bezahlt sich oft aus.
Ich dachte nicht, dass man das so klar bei Google Trends erkennt. Aber so ist es eben. Ich finde es schon etwas schade.
Gruß,
Thomas
Thomas Güttler Lists guettliml@thomas-guettler.de (Mi 17 Apr 2019 20:42:55 CEST):
der Job des E-Mail-Administrators hat keine Zukunft. Software-As-Service nimmt den Admin-vor-Ort den Job ab. Entscheider bezahlen lieber an große
Weil der Job immer spezialisierter wird. Und immer weniger Leute das wirklich beherrschen. Dann hofft man, daß wenigstens die Großen das können. (Das kann sein, aber die machen dann auch mal schnell ihre eigenen Gesetze. Und landen schnell in der Ecke TBTF.)
Email ist nicht mehr mal nur eben ein paar Postfäche in /var/spool/mail zu haben und eine halbe Zeile sendmail.cf anzupassen. Aber das muss ich vermutlich Dir nicht erzählen :)
stelle das bloß ganz nüchtern fest.
Siehe: Google Trend Graph: https://trends.google.com/trends/explore?date=all&q=%2Fm%2F02js54,%2Fm%2...
Ich habe mal noch was hinzugefügt (konnte nicht anders)
https://trends.google.com/trends/explore?date=all&q=%2Fm%2F02js54,%2Fm%2...
Aber was heißt dieser Trend jetzt. Wenn sich keiner mehr dafür interessiert, könnte es bedeuten, daß es einfach funktioniert?
Und weil Statistiken so schön sind:
http://www.securityspace.com/s_survey/data/man.201903/mxsurvey.html
Es werden also nicht weniger Mailserver. Aber natürlich, vielleicht konzentrieren sich immer mehr Postfächer bei ein paar wenigen. Bis zur Apokalypse. Dann werden die froh sein, die noch dezentrale Dienste verwenden. Und für mich ist Mail einer der dezentralsten Kommunikations-Dienste, die wir haben können.
-- Heiko
Am Mittwoch, den 17.04.2019, 22:34 +0200 schrieb Heiko Schlittermann:
Email ist nicht mehr mal nur eben ein paar Postfäche in /var/spool/mail zu haben und eine halbe Zeile sendmail.cf anzupassen. Aber das muss ich vermutlich Dir nicht erzählen :)
Ich habe vor einigen Jahren miterlebt, wie unsere Mutter-Organisation (mit knapp 300 Mitarbeitern über Europa verteilt) ihre eigene Mail- /Groupware-Infrastruktur eingestampft und Google Apps for Enterprises für alle Beteiligten ausgerollt hat. Zwei Argumente damals:
- Wirtschaftlichkeit. Für (damals?) ca. €5,- pro Nutzer und Monat bekommt man Infrastruktur in dieser Breite und Qualität selbst nicht betrieben, damit deckt man allein die Personalkosten nicht mal ansatzweise ab, wenn es robust sein soll.
- Funktionalität: Wenn Du selbst hosten willst, hast Du dieser Tage nichts, was in allen relevanten Aspekten (Mail-Funktion, Integration mit Kalender, Adressen, Dokumenten, ...), dann erreichst Du schnell Grenzen dessen, was überhaupt "irgendwie" machbar ist. Selbst mit Exchange.
Gefällt mir nicht sonderlich, beides - aber bessere Lösungen sehe ich bislang wenige.
Viele Grüße, Kristian
Meine Idealvorstellung: Ein Dienstleister, der Kommunikations Services für seine Mitglieder/Gesellschafter stark automatisiert anbietet. Könnte ein/e UHG, GmbH, eV, eG oder gar Stiftung sein. Keine Ahnung warum unser Mittelstand sowas nicht hinbekommt, sondern bevorzugt Geld an große Konzerne abgibt. Aber wahrscheinlich übersehe ich einfach etwas oder halte Unternehmensdaten in Mails für wertvoller als sie sind.
On 18.04.19 08:35, Kristian Rink wrote:
Gefällt mir nicht sonderlich, beides - aber bessere Lösungen sehe ich bislang wenige.
Am Donnerstag, den 18.04.2019, 08:42 +0200 schrieb vv01f:
Meine Idealvorstellung: Ein Dienstleister, der Kommunikations Services für seine Mitglieder/Gesellschafter stark automatisiert anbietet. Könnte ein/e UHG, GmbH, eV, eG oder gar Stiftung sein. Keine Ahnung warum unser Mittelstand sowas nicht hinbekommt, sondern bevorzugt Geld an große Konzerne abgibt.
Der Mittelstand würde so einen Dienstleister nutzen, wenn es ihn gäbe. Aber er hat weder Motivation noch Kraft, den zu *schaffen*. Das muss jemand aktiv treiben - der damit in Wettbewerb zu Google, Office 365, ... treten wird und muss.
Viele Grüße, Kristian
Am Donnerstag, den 18.04.2019, 08:42 +0200 schrieb vv01f:
Meine Idealvorstellung: Ein Dienstleister, der Kommunikations Services für seine Mitglieder/Gesellschafter stark automatisiert anbietet. Könnte ein/e UHG, GmbH, eV, eG oder gar Stiftung sein. Keine Ahnung warum unser Mittelstand sowas nicht hinbekommt, sondern bevorzugt Geld an große Konzerne abgibt.
Der Mittelstand würde so einen Dienstleister nutzen, wenn es ihn gäbe. Aber er hat weder Motivation noch Kraft, den zu *schaffen*. Das muss jemand aktiv treiben - der damit in Wettbewerb zu Google, Office 365, ... treten wird und muss.
Unser Mittelstand kann das.
Das Problem ist, dass unsere staatliche Administration Gesetze willkürlich anwendet. 1. Das Bundeskartellamt sieht KMU nicht als schutzwürdige Unternehmen. 2. Konzerne können langfristig zu nicht kostendeckenden Preisen ihre Waren und Dienstleistungen anbieten, obwohl dies gesetzlich nicht zulässig ist (§15 EStG). Dieses und weitere Gesetze werden gegenüber KMU's strikt angewendet und bei Konzernen großzügig darüber hinweg gesehen.
Was nützt ein Zusammenschluss, wenn dieser trotzdem kostendeckend arbeiten muss?
Ich weiß aus meiner Branche, dass hier seit über 15 Jahren ein Wettbewerb der Verluste geführt wird. Was hat das mit einer gleichmäßigen Besteuerung (§85 AO) zu tun ? Es ist Willkür. Es ist der Lauf der Geschichte. So enstehen immer mehr große VEB's und PGH's, Planwirtschaft lässt grüßen.
Dies will ich nicht ohne Weiteres hinnehmen und kämpfe deshalb für Chancengleichheit der KMU's (vielleicht auf verlorenem Posten). Deshalb habe ich mich bereits an verschiedene Finanzämter und das Bundeskartellamt gewendet. Vielleicht sollte ich noch Politiker und Staatsanwaltschaft mit einbeziehen.
Wer mehr darüber wissen oder mich moralisch unterstützen will kann sich sehr gern melden.
Viele Grüße
Jens
Am 18.04.19 um 08:42 schrieb vv01f:
Meine Idealvorstellung: Ein Dienstleister, der Kommunikations Services für seine Mitglieder/Gesellschafter stark automatisiert anbietet. Könnte ein/e UHG, GmbH, eV, eG oder gar Stiftung sein. Keine Ahnung warum unser Mittelstand sowas nicht hinbekommt, sondern bevorzugt Geld an große Konzerne abgibt. Aber wahrscheinlich übersehe ich einfach etwas oder halte Unternehmensdaten in Mails für wertvoller als sie sind.
Du sprichst von Mitglieder/Gesellschafter. Ich bin da skeptisch. Das hat den Beigeschmack von Kommunismus. Super Idee, bloß nicht praxistauglich. Vergleichbar mit Esperanto.
Du sagst "nicht hinbekommen". Also entweder es rechnet sich, oder es rechnet sich nicht. Oder es hatte noch keiner den Mut es zu versuchen. Machbar ist das.
Auf den Chemnitzer Linux-Tagen gab es einen kommerziellen Anbieter: mailbox.org. Die nutzen (wie zB 1&1) https://de.wikipedia.org/wiki/Open-Xchange
Laut deren Homepage gab es von Stiftung Warentest 2016/10 einen Bericht.... Hier: https://www.test.de/Test-E-Mail-Provider-5074644-0/
Gruß, Thomas
Am Donnerstag, den 18.04.2019, 08:35 +0200 schrieb Kristian Rink:
- Funktionalität: Wenn Du selbst hosten willst, hast Du dieser Tage
nichts, was in allen relevanten Aspekten (Mail-Funktion, Integration mit Kalender, Adressen, Dokumenten, ...), dann erreichst Du schnell Grenzen dessen, was überhaupt "irgendwie" machbar ist. Selbst mit Exchange.
Korrektur, der Satz ergibt keinen Sinn so. Platt gesagt: Etwas mit GMail/Kalender/... Vergleichbares als selbsthostingfähige Lösung habe ich so nicht gesehen bislang. Alles, was dem ansatzweise nah kommt, ist leider eher rudimentär.
Viele Grüße, Kristian
Kristian Rink mail@zimmer428.net (Do 18 Apr 2019 08:35:52 CEST):
Am Mittwoch, den 17.04.2019, 22:34 +0200 schrieb Heiko Schlittermann:
Email ist nicht mehr mal nur eben ein paar Postfäche in /var/spool/mail zu haben und eine halbe Zeile sendmail.cf anzupassen. Aber das muss ich vermutlich Dir nicht erzählen :)
- Funktionalität: Wenn Du selbst hosten willst, hast Du dieser Tage
nichts, was in allen relevanten Aspekten (Mail-Funktion, Integration mit Kalender, Adressen, Dokumenten, ...), dann erreichst Du schnell Grenzen dessen, was überhaupt "irgendwie" machbar ist. Selbst mit Exchange.
Groupware != Mail. Mail != Groupware.
Aber es gibt Protokolle, und ich kann mir full-featured Groupware vorstellen, die mit standardisierten Protokollen in jedes vorhandene zeitgemäße Mailsystem integrierbar ist (oder umgekehrt)
- SMTP - IMAP
-- Heiko
Am Freitag, den 19.04.2019, 11:56 +0200 schrieb Heiko Schlittermann:
- Funktionalität: Wenn Du selbst hosten willst, hast Du dieser Tage
nichts, was in allen relevanten Aspekten (Mail-Funktion, Integration mit Kalender, Adressen, Dokumenten, ...), dann erreichst Du schnell Grenzen dessen, was überhaupt "irgendwie" machbar ist. Selbst mit Exchange.
Groupware != Mail. Mail != Groupware.
Ja, aber nein.
Vielleicht ist es ein Filterblasen-Problem, aber in meinem Umfeld (vorrangig KMUs im Bau und angrenzenden Gewerken, wenig bis nicht Linux/Unix-affin) ist diese ohnehin eher technische Argumentation schon mit Microsoft Exchange schwer haltbar und spätestens mit Google Apps und Office 365 vollständig irrelevant geworden. Die Erwartungshaltung ist dort relativ klar: Mail, Kalender, Kontakt, Verfügbarkeiten, Dokumente/Dateien - alles *nahtlos* integriert, in der Qualität, Verfügbarkeit, Performance, in der die genannten Player das liefern können. Ich kenne auch in 2019 noch keine offene, selbst betreibbare Lösung, die dem ansatzweise nahekommt (insbesondere wenn wir Usability der Clients und Unterstützung von mobilen Geräten mit als Anforderung auf dem Schirm haben).
Viele Grüße, Kristian
Am 23.04.19 um 07:46 schrieb Kristian Rink:
Vielleicht ist es ein Filterblasen-Problem, aber in meinem Umfeld (vorrangig KMUs im Bau und angrenzenden Gewerken, wenig bis nicht Linux/Unix-affin) ist diese ohnehin eher technische Argumentation schon mit Microsoft Exchange schwer haltbar und spätestens mit Google Apps und Office 365 vollständig irrelevant geworden. Die Erwartungshaltung ist dort relativ klar: Mail, Kalender, Kontakt, Verfügbarkeiten, Dokumente/Dateien - alles *nahtlos* integriert, in der Qualität, Verfügbarkeit, Performance, in der die genannten Player das liefern können. Ich kenne auch in 2019 noch keine offene, selbst betreibbare Lösung, die dem ansatzweise nahekommt (insbesondere wenn wir Usability der Clients und Unterstützung von mobilen Geräten mit als Anforderung auf dem Schirm haben).
Danke für die klaren Wrote.
Ich sehe es leider auch so.
Wir nutzen in der Firma tine20. Den Kalender davon kann ich in Android anzeigen. Kappt, schön.
Das ist halt lange noch nicht alles.
Wenn ich eine Termineinladung per Mail bekomme, kann ich die im Thunderbird akzeptieren. Dumm ist bloß, dass diese Info ("Thomas G wird teilnehmen") nicht zum Einladenden kommt.
Ich bin sehr froh nicht für die tine20 Administration verantwortlich zu sein.
Vielleicht sollten wir von tine20 zu einem anderen Produkt wechseln.
Aber verlockend sind die kommerziellen Angebote schon. Bezahlen und es läuft.
Gefällt mir als open-source-Freund natürlich nicht.
Ambivalenz ....
Gruß, Thomas
Am Mittwoch, den 24.04.2019, 18:02 +0200 schrieb Thomas Güttler:
Wenn ich eine Termineinladung per Mail bekomme, kann ich die im Thunderbird akzeptieren. Dumm ist bloß, dass diese Info ("Thomas G wird teilnehmen") nicht zum Einladenden kommt.
Ja, wir sind eine ähnliche Route gegangen. Über die Jahre haben und hatten wir immer einen starken DIY/Selfhosting-Background, haben viel unserer notwendigen Infrastruktur inhouse betrieben, den überwiegenden Teil davon auf Linux/Debian. Das hat auch über Jahre hinweg gut geklappt. Über lange Zeit waren die Mitarbeiter auch "privat" relativ untechnisiert, haben bestenfalls SMS auf Mobiltelefonen geschrieben und hatten Technik im Büro.
Spätestens mit den Smartphones, Google, Apple beobachte ich hier grundlegende Änderungen, die vor allem auch in die Erwartungshaltung an die Firmen-IT hinein strahlen. Die Nutzer sehen, was möglich ist. Mithin:
Plötzlich *wollen* die Leute nicht mehr akzeptieren, daß es (in der Konstruktion mit lokalem SMTP/IMAP-Server und verschiedenen CalDAV/Groupware-Systemen, die wir in den Jahren probiert haben) über einen Desktop-Kalender schwierig bis unmöglich ist, (a) die Terminkalender aller relevanten internen Beteiligten und des Besprechungsraumes für eine Terminfindung zu sehen, (b) einen Termin festzulegen, in der einer der Besprechungsräume und alle Beteiligten verfügbar sind, (c) der dann auch diese Ressourcen, und sei es vorläufig, "blockt" und (d) nach Empfang/Bestätigung durch die Beteiligten "verbindlich wird.
Plötzlich *wollen* die Leute auch nicht mehr akzeptieren, daß Instant Messaging über das lokale XMPP-System auf den Arbeitsplätzen mit Clients passiert, die wie 1990er-ICQ aussehen und sich auch genau so bedienen lassen, bei denen der Verlauf bestenfalls "zufällig" zwischen den Geräten synchronisiert und man unter Umständen auch mal Nachrichten übersieht, weil der Client entweder beim Minimieren den Konferenzraum verloren hat oder es nicht für nötig erachtete, eine Benachrichtigung zu zeigen.
Plötzlich *wollen* die Leute nicht mehr hinnehmen, daß Argumente wie "Datenschutz", "wir können es selbst betreiben" und "es ist Open- Source" ins Feld geführt werden als Begründung dafür, daß nur 75% der Features abgedeckt werden, die andere "marktgängige" Lösungen können, und vor allem die tatsächlich relevanten Use Cases schlecht bis nicht funktionieren. Warum auch? Am Ende des Tages legt Dir Google GDPR- Compliance vor, gibt Dir einen korrekten AV-Vertrag, der ISMS-Mensch nickt das ab, damit ist doch alles gut...?
Was ist bei uns dann zunächst passiert? Shadow IT. Der interne Chat wurde den Erwartungshaltungen nicht mehr gerecht, also haben sich die Leute eine WhatsApp-Gruppe aufgemacht, die Entwickler einen Slack- Channel (weil sie das auch von Open-Source-Projekten schon kannten) Der interne Kalender blieb hinter den funktionalen Wünschen zurück, also haben die Kollegen begonnen, sich selbst mit Google Calendar auf ihren Androids und im Browser zu helfen, um dienstliche Termine zu koordinieren. Daneben (ich habe leider nicht die komfortable Situation, *nicht* für den Betrieb der Infrastruktur verantwortlich zu sein) merkst Du, wenn Dir eine beliebige Groupware-Komponente (wir haben mit ownCloud-Erweiterungen wie auch Open-XChange versucht zu arbeiten) bei einem weiteren Upgrade auf die Füße fällt, daß das Aufrechterhalten dieser Infrastruktur immer mehr Zeit und Energie kostet, die Dir an anderen, wichtigeren Stellen (Entwicklung, Betrieb, Optimierung unserer eigenen Anwendungen und Dienste) einfach fehlt. Erschwerend kommt hinzu, daß es derzeit nahezu aussichtslos ist, Personal für den systematischen Betrieb komplexerer Infrastruktur auf Linux-Basis am Markt zu finden.
Irgendwann bleibt die Frage, wie "low-level" Du benötigte Dienste selbst betreiben kannst und willst. Ich bin nicht restlos glücklich über diese Entwicklung, sehe aber im Umkehrschluß auch, daß wir auch in anderen Bereichen "Spezialisierung" erleben und das Level, unterhalb dessen man Dienstleistungen einkauft, stückweise "nach oben" rutscht. Vor Unix war Computing noch sehr massiv an tatsächliche Hardware gebunden. Mit Unix und später Windows ist die Abstraktion eine Ebene weiter hoch gerutscht, hat man angefangen, Anwendungen für ein Betriebssystem, nicht mehr für eine spezielle Maschine zu schreiben. Mit Virtualisierung haben wir es intern irgendwann geschafft, Anwendungen auf VM-Basis zu bündeln und auszurollen und haben keine Zeit mehr damit verschwendet, mit dem IBM-Support darüber zu diskutieren, daß wir auf dem supporteten e-Series-Servern Debian und nicht RedHat oder SuSE fahren wollen.
Mittlerweile haben wir Technologien wie docker und lassen die Entwickler (mit deutlich geringerem administrativen Aufwand und weniger Reibereien) Anwendungen in Containern packen, die teilweise bei uns, teilweise in Container-Infrastruktur im RZ unseres Dresdner Providers laufen. Mit Amazon Lambda, "Function-as-a-service" und dem ganzen Kram wird sich das absehbar noch ein Stück weiter verändern. Das ist nicht nur gut... manchmal vermisse ich massiv die Möglichkeit, den gesamten Stack "in Tiefe" zu durchdringen, zu verstehen, wie die Rädchen ineinandergreifen und was man wie zu tun hat, damit das Gesamtsystem läuft. Und: Die Komplexität, die man als gegeben hinnimmt, wird immer größer, was enorme Risiken birgt.
Auf der anderen Seite eben hat man (in meiner Branche) dann Services wie Autodesk BIM360 als Kollaborationslösungen, die selbst ein Großkonzern wie Autodesk als "powered by Amazon Cloud" anpreis - mit der klaren Aussage: *Selbstverständlich* werden wir uns hüten, dafür selbst Infrastruktur hochziehen zu wollen, wenn es das besser und preiswerter, als wir es jemals könnten, am Markt gibt. Wenn das aus der Erwägung von Autodesk wirtschaftlich so aussieht, stellt sich die Frage eigentlich gar nicht, wie das für ein KMU rechnen kann. Und dort sind Betrachtungen wie organisatorischer Aufwand (etwa durch Themen wie DSGVO, ISMS, ..., oder das dafür notwendige Personal und die Qualifikationen im Betrieb - dazu fand ich https://twitter.com/isotopp/status/1009364595084025856 und den Folgethread sehr treffend) noch gar nicht explizit betont.
Kurzum: Zumindest in meiner Filterblase, zurückkommend zum Ausgangspunkt, sehe ich, daß sich die Rolle von "IT-Administration" zunehmend ändert. Tatsächliche "Detail-Experten", Mail-Admins, ..., wandern zunehmend zu großen Strukturen (bzw. sind auch jetzt kaum noch am Markt verfügbar). "IT" in Unternehmen wird zunehmend weggehen von Eigenbetrieb, hin zu Bewertung, Einkauf, Integration, internem Support von Lösungen, wie das auch in anderen Bereichen passiert: Wieviel Unternehmen etwa haben jetzt noch eigenen Fuhrpark mit eigenen Kfz und eigener Werkstatt, die die Fahrzeuge selbst pflegen?
Das wirkliche Problem, das ich bei dieser ganzen Entwicklung sehe, ist, daß Infrastruktur zunehmend weiter und umfangreicher als bisher von einzelnen Konzernen abhängig wird, deren Lösungen in dem Treiben unersetzbar werden. Dagegen hilft FLOSS nicht mehr. Dagegen braucht es andere Konzepte, wie wir Nutzern, Privatpersonen, Firmen Dienste auf Augenhöhe mit Google und Amazon, aber ohne Google und Amazon anbieten. Das wäre auch politische Aufgabe, aber dort (vorsichtig formuliert) tun sich derzeit alle extrem schwer... :(
Viele Grüße, Kristian
Zu diesem Thema hat der Chef von Univention Peter Ganten einen interessanten Artikel mit dem Titel "Uns droht ein technikzentriertes Mittelalter" verfasst.
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/diginomics/digitale-souveraenitaet-st...
Viele Grüße
Jens
Warum wir einen europäischen Weg der Digitalisierung brauchen:
https://t3n.de/news/europaeischen-weg-digitalisierung-1158076/
Am Sonntag, den 28.04.2019, 06:11 +0200 schrieb Jens:
Warum wir einen europäischen Weg der Digitalisierung brauchen:
https://t3n.de/news/europaeischen-weg-digitalisierung-1158076/
Guter Artikel, danke für den Link. Das ist mAn genau der Punkt:
"Schließlich würden wir Wahlfreiheit schaffen: Wenn Kartendienste die Informationen über besuchte Orte oder abgegebene Bewertungen an einem unabhängigen Ort speichern müssten und Anwender auch anderen Kartendiensten darauf Zugriff geben könnten, wären Auswahl und Wechsel viel einfacher."
Momentan haben wir eine (aus meiner Wahrnehmung) sehr putzige und unbefriedigende Situation: Der "große Markt" gehört amerikanischen Digitalkonzernen. Der bietet auch die Technologie an, die die Menge der Menschen leicht nutzen kann (Apple, Google, ...). Als "Alternative" versuchen wir in Europa mittels Gesetzen wie der DSGVO, die Nutzung solcher Dienste hart zu reglementieren bzw. zu vergällen, vergessen aber dabei: Es *gibt* für eine große Menge von Menschen schlicht keine Alternativen. Die nutzen entweder Facebook/Google/..., oder sie werden von der Digitalisierung quasi ausgeschlossen. Dafür braucht es aber eine andere Politik, und nur Datenschutzgesetze und Reglementierung reichen in der Tat nicht aus.
Viele Grüße, Kristian
Am 17.04.19 um 22:34 schrieb Heiko Schlittermann:
Thomas Güttler Lists guettliml@thomas-guettler.de (Mi 17 Apr 2019 20:42:55 CEST):
der Job des E-Mail-Administrators hat keine Zukunft. Software-As-Service nimmt den Admin-vor-Ort den Job ab. Entscheider bezahlen lieber an große
Weil der Job immer spezialisierter wird. Und immer weniger Leute das wirklich beherrschen. Dann hofft man, daß wenigstens die Großen das können. (Das kann sein, aber die machen dann auch mal schnell ihre eigenen Gesetze. Und landen schnell in der Ecke TBTF.)
Email ist nicht mehr mal nur eben ein paar Postfäche in /var/spool/mail zu haben und eine halbe Zeile sendmail.cf anzupassen. Aber das muss ich vermutlich Dir nicht erzählen :)
stelle das bloß ganz nüchtern fest.
Siehe: Google Trend Graph: https://trends.google.com/trends/explore?date=all&q=%2Fm%2F02js54,%2Fm%2...
Ich habe mal noch was hinzugefügt (konnte nicht anders)
https://trends.google.com/trends/explore?date=all&q=%2Fm%2F02js54,%2Fm%2...
Aber was heißt dieser Trend jetzt. Wenn sich keiner mehr dafür interessiert, könnte es bedeuten, daß es einfach funktioniert?
Und weil Statistiken so schön sind:
http://www.securityspace.com/s_survey/data/man.201903/mxsurvey.html
Hallo Heiko und andere,
interessant, dass Exim laut dieser Studio einen deutlich höheren Marktanteil hat. Das hätte ich nicht gedacht. Danke für den Link.
Es werden also nicht weniger Mailserver. Aber natürlich, vielleicht konzentrieren sich immer mehr Postfächer bei ein paar wenigen. Bis zur Apokalypse. Dann werden die froh sein, die noch dezentrale Dienste verwenden. Und für mich ist Mail einer der dezentralsten Kommunikations-Dienste, die wir haben können.
Ja, das ist das schöne an Mail. Ich denke nicht, dass sich ein weltweiter Konsens findet, so dass ein kommerzielles Produkt (wie zB WhatsApp) Mail ablösen wird.
Darum sehe ich auch nicht, dass Signal Messenger viel besser ist als WhatsApp. Ich kann keinen eigenen Signal-Server betreiben (Föderierbarkeit) Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Signal_%28Messenger%29
Gruß, Thomas
Hallo,
Am 18.04.2019 um 09:17 schrieb Thomas Güttler:
Ja, das ist das schöne an Mail. Ich denke nicht, dass sich ein weltweiter Konsens findet, so dass ein kommerzielles Produkt (wie zB WhatsApp) Mail ablösen wird.
Darum sehe ich auch nicht, dass Signal Messenger viel besser ist als WhatsApp. Ich kann keinen eigenen Signal-Server betreiben (Föderierbarkeit) Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Signal_%28Messenger%29
In dem Kontext fand ich letztens die COI-Initiative[1] interessant. Ein Versuch, Messaging über IMAP zu implementieren und die bestehende dezentrale Infrastruktir zu nutzen.
Viele Grüße, Matthias
[1] https://www.open-xchange.com/portfolio/coi/
Matthias Petermann matthias@d2ux.org (Do 18 Apr 2019 09:17:30 CEST):
In dem Kontext fand ich letztens die COI-Initiative[1] interessant. Ein Versuch, Messaging über IMAP zu implementieren und die bestehende dezentrale Infrastruktir zu nutzen.
Die Idee ist nicht neu, ich habe mal vor ein paar Jahren dazu einen POC gebastelt und versucht, ein paar Leute zu überzeugen, da was draus zu machen, bislang erfolglos.
https://git.schlittermann.de/mom/
Wer mich kennt, weiß, daß ich ich oft darüber erzählt habe, daß aus meiner Sicht die derzeitige Mailinfrastruktur so ziemlich alles bietet, was man für Instant-Kommunikation benötigt.
-- Heiko
Am Freitag, den 19.04.2019, 11:53 +0200 schrieb Heiko Schlittermann:
Die Idee ist nicht neu, ich habe mal vor ein paar Jahren dazu einen POC gebastelt und versucht, ein paar Leute zu überzeugen, da was draus zu machen, bislang erfolglos.
https://git.schlittermann.de/mom/
Wer mich kennt, weiß, daß ich ich oft darüber erzählt habe, daß aus meiner Sicht die derzeitige Mailinfrastruktur so ziemlich alles bietet, was man für Instant-Kommunikation benötigt.
Ich verfolge diese Dinge auch schon eine Weile, auch etwa DeltaChat[1], das ich nach wie vor sehr interessant finde, habe aber im Großen und Ganzen dort trotzdem meine Zweifel. E-Mail scheint mir jetzt out-of- the-box nicht für *sofortige* verlässliche Zustellung von Nachrichten aus Text, Übertragung von potentiell vielen/großen Mediendateien (siehe Bild-, Video-, Sprachnachrichtenversand via WhatsApp), Übermittlung von Präsenz-Status der Kontakte (wie das selbst XMPP kann) und dergleichen mehr vorgesehen und geeignet. Über Verschlüsselung sprechen wir noch gar nicht. So gesehen bleibt die Frage, ob man E-Mail in diese Richtung verbiegen sollte - oder ob es tatsächlich besser wäre, an vielen Stellen tabula rasa zu machen, die "alten" Protokolle bewußt außen vor zu lassen (XMPP eingeschlossen) und für solche Use Cases einen neuen offenen Standard zu erarbeiten, der die gegenwärtigen Anforderungen und Nutzungs-Szenarien besser abzubilden vermag...
Viele Grüße, Kristian
Hallo an alle,
Ja, das ist das schöne an Mail. Ich denke nicht, dass sich ein weltweiter Konsens findet, so dass ein kommerzielles Produkt (wie zB WhatsApp) Mail ablösen wird.
Darum sehe ich auch nicht, dass Signal Messenger viel besser ist als WhatsApp. Ich kann keinen eigenen Signal-Server betreiben (Föderierbarkeit) Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Signal_%28Messenger%29
für alle die es gern etwas dezentraler möchten https://jami.net/
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VG Gerd
lug-dd@mailman.schlittermann.de