Hallo LUG-DD,
ein gemeinnütziger Förderverein möchte die Bibliothek einer Schule möglichst mit einer OpenSource-Lösung verwalten. Die Software soll Nutzer, Bücher und gegebenenfalls auch noch bestimmte Lehrmittel verwalten. Die Bücher und Bibliotheksausweise sollen mit Balkencode (oder QR-Code) versehen sein.
Gesucht wird im besten Fall eine Client-Server-Lösung mit mehr als einem Arbeitsplatz zum Ein- und Ausgeben von Medien. Ideal wäre, wenn man den Bestand abfragen und Medien reservieren könnte. In der Schule gibt es schon Server mit Linux.
Ich weiß, dass es dazu viele Komponenten schon als OpenSource-Lösungen gibt, aber eine Gesamtlösung ist mir nicht bekannt. Hat jemand von Euch eventuell Links zu entsprechenden Lösungen und Erfahrungsberichten? Gibt es in Dresden eine Schulbibliothek oder eine andere Bibliothek, die mit OpenSource geführt wird?
Dem Förderverein sind zunächst kommerzielle (Einzelplatz)-Lösungen unter Windows vorgeschlagen worden, die trickreich modular aufgebaut sind. Für die ersten Medien und Nutzer ist es Freeware, dann kommen immer mehr Funktionen, Module und Kosten hinzu. Es sieht natürlich auf den ersten Blick schön aus. Aber es entsteht eine Abhängigkeit. Ich finde es haarsträubend, dass man beim Überschreiten einer Grenze von Nutzern oder Medien "nachzahlen" soll.
Eine weitergehende Frage (die man eigentlich zu Beginn stellen müsste): Ist es in Zukunft überhaupt noch sinnvoll, in einer Schule eine Bibliothek mit herkömmlichen Medien zu betreiben? Es gibt ja für klassische Medien die städtischen Bibliotheken und die SLUB. Welchen Bedarf kann Eurer Meinung nach eine Schulbibliothek an einem Gymnasium decken? Welche Medien sollten dort bereitstehen? Die Schule wird nach ihrem Ausbau etwa tausend Schüler haben.
Vielen Dank und viele Grüße Stefan
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Am 19.09.2012, 09:29 Uhr, schrieb lago20@gmx.de lago20@gmx.de:
Hallo Stefan,
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Ich weiß, dass es dazu viele Komponenten schon als OpenSource-Lösungen gibt, aber eine Gesamtlösung ist mir nicht bekannt.
Eine 'Gesamtlösung' ist wie oft mit etwas Handarbeit verbunden - die Benutzung von Scannern fallt da sicherlich drunter.
M.E. würde openbiblio in Frage kommen - siehe z.B. openbiblio.de. Seit diesem Jahr tut sich da wieder recht viel in der Entwicklung.
Grüße,
Bernhard
Hallo!
Am 19. September 2012 10:00 schrieb Bernhard Bittner Bernhard.Bittner@gmx.net:
Eine 'Gesamtlösung' ist wie oft mit etwas Handarbeit verbunden - die Benutzung von Scannern fallt da sicherlich drunter.
Die meisten Scanner arbeiten einfach wie eine Tastatur, und senden z.B. den gescannten Code + Enter (oder auch nur den Code oder Code + Tab oder oder, das ist konfigurierbar) an den PC, also an der Software selbst müsste man da wohl nicht viel machen.
Viele Grüße
hi,
On Wednesday 19 September 2012, lago20@gmx.de wrote:
Die Bücher und Bibliotheksausweise sollen mit Balkencode (oder QR-Code) versehen sein.
zumindest zu dem Teil kann ich was sagen:
Nimm einfache 1-dimensionale Barcodes (Code-39, Code 128, EAN, ...) - die eindimensionalen Reader sind um einiges billiger als die Scanner für 2- dimensionale Codes und die besseren Reader können normalerweise auch ältere Codes lesen. 2-dimensionale Codes haben auch das Problem dass sie leichter durcheinandergeraten kommen können - ein Knick oder Kratzer und der Code ist nahezu unlesbar.
Wie schon von "morphium" geschrieben: die meisten Scanner kommen als verkappte Tastatur daher. Es gibt hunderte Modelle mit sehr unterschiedlichem Support für Codes und Hardware-Schnittstellen. Im Wesentlichen findest Du folgende Varianten:
CCD+LED vs. Laser - einfache CCD/LED-basierte Scanner sind billiger, Du musst sie aber in einem bestimmten Abstand über den Code ziehen, diese können nur 1- dimensional lesen - moderne CCD/LED-basierte Scanner, die 2-dimensional lesen können haben eine bessere Fokusierung, aber sind auch teurer - Laser-basierte Scanner projizieren ein Muster auf das Papier - der Code kann in nahezu beliebiger Orientierung liegen, solange ein "Strahl" in vollständig erfaßt, diese Scanner sind wesentlich teurer als die ganz einfachen (manchmal günstig auf Ebay)
Schnittstellen: - seriell: übertragen ein ASCII-basiertes Protokoll, modellspeziefisch, vom Aussterben bedroht (zum Glück) - PS/2: werden an den Tastaturport angeschlossen, Tastatur wird durchgeschleift - USB: melden sich als USB-Tastatur am Computer an - WLAN/Ethernet: für Industrieanwendungen, können offline arbeiten, proprietäre Protokolle, wahnsinnig teuer
Außer bei den ganz komplexen passiert die Konfiguration über spezielle Barcodes im Manual des Scanners. Man kann alle möglichen Parameter einstellen: * welche Codes erkannt werden (je weniger, umso besser funktionieren die verbliebenen, je mehr umso mehr verschiedene Anwendungen sind möglich) * Verhalten mit Checksummen (durchreichen, ignorieren, prüfen) * weitere Einstellungen zu Codes (Übermittlung des Code-Typs, ...) * Lesegeschwindigkeit * Schnittstelleneinstellungen * simuliertes Tastaturlayout
Zum Thema Codes:
Code-39 gehört zu den robustesten. Nachteil ist dass die codierbaren Zeichen auf Großbuchstaben, Ziffern und einige wenige Sonderzeichen beschränkt sind. Damit der Code scannbar bleibt sollte man bis zu 10 Zeichen codieren, maximal 12.
Code-128 ist kompakter, kann den ganzen ASCII-Satz (oder kompakte Zahlen) codieren, ist aber leichter zu korrumpieren.
Interleave-25 ist zwar schön kompakt und beliebt, aber hat schlimme Lesefehler.
EAN würde ich nicht einsetzen, da Du es sonst sehr einfach mit dem Barcode der ISBN verwechseln kannst (den würde ich übrigens auch nicht überkleben, manchmal braucht man die ISBN).
Diese Codes werden von fast jedem Scanner verstanden, egal ob er als 1-D oder 2-D Scanner verkauft wird oder eine Handy-App ist
Erzeugung von Barcodes:
Sogenannte Barcode-Fonts sind bestenfalls eine Notlösung - Du musst genau nachschauen dass Du das richtige Start- und Stopzeichen benutzt, musst die Checksummen selbst berechnen, es darf keine Abstände zwischen den Zeichen geben, ....
Aus Scripts heraus macht sich GNU barcode zum Erzeugen recht gut. Wenn Dein gewähltes Programm selbst Barcodes erzeugt - nimm diese Funktion. Ansonsten kann ich Dir C++-Code anbieten, der Qt-Images mit Code-39 erzeugt.
Thema Codierung:
Versuch einen Code zu nehmen, der nicht nur Ziffern enthält, damit es keine Verwechslung mit EAN, ISBN oder ISSN gibt.
Konrad
Hallo!
Zur Technik hat Konrad eine Menge guter Ideen beigetragen. Zum Ausgangspunkt: Ich stehe in etwa an der selben Stelle mit unserer Schul-Bibliothek. Bisher hat sie EIN Benutzer verwaltet. Das ging mit einer (LibreOffice) Tabelle noch ganz ordentlich zu machen. Jetzt gibt es drei FSJ-ler, die zwar Ausleihe und Verwaltung machen sollen, aber natürlich nicht den Bestand ändern dürfen. Ab jetzt muss ich mich also auch damit beschäftigen und auf Datenbank umstellen.
Daher mein Senf zum dritten Teil der Frage:
Ist es in Zukunft überhaupt noch sinnvoll, in einer Schule eine Bibliothek mit herkömmlichen Medien zu betreiben? Es gibt ja für klassische Medien die städtischen Bibliotheken und die SLUB. Welchen Bedarf kann Eurer Meinung nach eine Schulbibliothek an einem Gymnasium decken?
Das kommt auf die Schule an und wofür die Bibliothek genutzt werden soll. Folgende Szenarien: * Die Bibliothek hat Arbeitsplätze. Schüler können in Freistunden z.B. an Hausaufgaben oder Vorträgen arbeiten. Man benötigt einen Satz Lehrbücher, Lexika, etwas Belletristik für Deutsch Sinnvoll sind sicher auch Computerplätze mit/ohne Internet und ein Drucker
* Die Bibliothek soll nur Ausleihe machen: Dann eigentlich nur das, was im weitesten Sinne Lehrbücher sind. Für alles andere sind öffentliche Bibliotheken da.
Bei uns gibt es noch ein spezielles Problem: Als Landesgymnasium für Musik müssen wir auch Medien bereithalten. Das sind zum einen CD's mit vorwiegend klassischer Musik, aber auch Chor-Gesänge und etwas Jazz. Musik mit "freieren" Lizenzen (die berühmten 70 Jahre nach Tod des Komponisten) dürfen auch digitalisiert werden und sind als MP3 im Netz hinterlegt. Alles andere muss von CD gehört werden. Daneben gehören in unsere Bibliothek natürlich auch Noten. Dabei arbeiten wir natürlich mit der Bibliothek der Hochschule für Musik zusammen. Die Schüler können praktisch bei uns die Noten "bestellen" und einige Tage später abholen. Dass in unserer Bibliothek eine Menge Material zu Komponisten lagert, zu Musikepochen und zum Teil zu speziellen Stücken (Kompendium der Musikgeschichte sind 18 Bände!) ist sicherlich klar.
Fazit: Ich bin ebenfalls an den Antworten interessiert. Linux-Server ist vorhanden, ein Client für den Platz vorgesehen. Ob der Win7 oder Linux hat, muss ich noch sehen...
Gruss Reiner
lug-dd@mailman.schlittermann.de