Nach dem vor kurzem Heise schon auf die Möglichkeit hingewiesen hatte,
dass man ATA-Festplatten mit Passwort schützen kann und dass dies eines
Tages auch von Viren übernommen werden kann, wurde ich heute auf eine
neue (für mich unerwartete) Quelle aufmerksam.
Was war passiert? Ein Lehrgangsteilnehmer hatte sich an meinen
"Windows"-Kollegen gewandt, da er seine 80GB-Festplatte nicht mehr unter
Windows benutzen konnte. Auf Level 2 der Befragung kam heraus, dass er
die Platte zur Probe mal in einen SAT-Receiver/Premiere-Dekoder
eingebaut hatte und das Problem danach auftrat. Mein Kollege kam nicht
weiter, also sollte ich mal schauen, was mit Linux-Bordmittel noch zu
retten ist.
Meine erste Vermutung war ein proprietäres Dateisystem oder eine
"hauseigene" Partitionierung. Das könnte man mit dd schnell entsorgen -
dachte ich. Testrechner hochgefahren, BIOS erkannte die Platte, Linux
gebootet und ohne Umschweife ein dd if=/dev/zero of=/dev/hdd ...
gestartet.
Jetzt kam die Überraschung: Platte nahm von Fremden keine Daten an! Kein
Block geschrieben! Sollte die Hardware doch etwas abbekommen haben?
Jetzt hdparm angeworfen. Kurzinfo sah auf den ersten Blick OK aus. Also
Details abfragen: hdparm -I /dev/hdd|less.
Jetzt kam die Überraschung (zumindest für mich). Ganz am Ende fand sich
des Rätsels Lösung:
Security:
supported
enabled
locked
not frozen
Mit anderen Worten: Der SAT-Receiver/Premiere-Dekoder hat die Platte mit
einem Passwort verrammelt. Bisher war ich immer davon ausgegangen, dass
nur die abgelegten Daten verschlüsselt werden.
Ich habe dann dem Eigentümer der Platte grob das Ergebnis erklärt und
einen Artikel von Heise mitgegeben; die Passwörter kannte er
verständlicherweise nicht. Auf einen Versuch, dass 32-Byte Passwort zu
knacken, wollte er sich auch nicht einlassen...
Fragt mich bitte nicht, um welchen Receiver es sich hier konkret
handelt, der Kerl hat heute kein Wort mehr gesprochen (sonst kriegt er
die Klappe nicht zu). Daher ist auch unklar, ob z.B. das Handbuch auf
derartige "Folgen" hinweist etc.
Für mich war es ein interssanter Vorgeschmack auf all das, was uns mit
DRM, Trusted Computing etc. in Zukunft erwarten kann.
Fragt also in Zukunft immer nach, wenn sich der Kumpel übers Wochenende
schnell mal eine leere Platte borgen will.
Gruß, Folke